Generationswechsel: Führungskarussell bei der Freiwilligen Feuerwehr

Bielefeld. Die freiwilligen Feuerwehrleute aus Ummeln, Quelle, Kupferhammer, Brackwede, Senne, Sennestadt und Eckardtsheim waren im vergangenen Jahr wieder stark gefordert - vor allem bei Bränden, Verkehrsunfällen und Sturmtiefs. Nicht immer ging es für die Betroffenen gut aus. Bei einem Wohnungsbrand an der Rheinallee kam jede Hilfe zu spät. Ein 59-jähriger Bielefelder wurde von den Wehrleuten aus seiner brennenden Wohnung gerettet, erlag jedoch trotz Reanimationsversuchen später seinen schweren Verletzungen. Als Bezirkssprecher kennt Holger Reker die Aufgabenschwerpunkte gut: &bdquo;Die neuen Kleineinsatzfahrzeuge (kurz KEF) sind häufig auf dem Ostwestfalendamm und den Autobahnen unterwegs - zur Absicherung von Rettungswagen und um den fließenden Verkehr vor Einsatzstellen zu warnen.“ In Senne und Kupferhammer wurden 2023 je eines der kompakten KEFs in Dienst gestellt. &bdquo;Durch die moderne Technik in den Fahrzeugen, kommt es heute zu weniger Unfällen als früher - wir haben seltener einklemmte Auto- oder Lkw-Fahrer als in meinen Anfangsjahren in der Freiwilligen Feuerwehr - wenn es heute aber doch zu einem Unfall kommt, dann erwartet uns meist ein richtiges Trümmerfeld“, sagt Reker, der als Löschabteilungsführer in Sennestadt das Autobahnkreuz A2/A33 vor der Tür hat. Der stechende Geruch nach Ammoniak hatte vergangenes Jahr im Juni für einen größeren ABC-Alarm an der Oetker-Eisbahn gesorgt. Die Chemikalie dient der Produktion von Eis und ist giftig. Eine defekte Dichtung war Ursache für den stundenlangen Einsatz. Auch mehrere Sturmtiefs brachten im vergangenen Jahr viel Arbeit. &bdquo;Selbst wenn wir hier im Bezirk weitestgehend verschont bleiben, unterstützen wir Nachbarwehren bei Einsätzen“, so Reker. Insgesamt stagniere die Zahl der Einsätze im Süden im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch sind die freiwilligen Helfer immer auf der Suche nach neuer Unterstützung. Besonders tagsüber fehlen mancherorts Einsatzkräfte, weil viele Menschen nicht in dem Stadtteil arbeiten in dem sie auch wohnen. &bdquo;Wir decken das über Doppelmitgliedschaften ab - bei uns in Sennestadt fahren tagsüber Wehrleute aus Eckardtsheim oder Lämershagen mit, weil die in der Nähe vom Gerätehaus arbeiten“, so Reker. Die wichtigste Nachwuchsquelle ist die Jugendfeuerwehr. Auf den Hauptversammlungen konnten wieder einige 18-jährige Nachwuchsretter in die Löschabteilungen übernommen werden. Gesamtsprecher Jens Husemann weist aber auch auf den Bedarf an Quereinsteigern hin und sieht noch viel Luft: &bdquo;Wir sollten eine buntere und vielfältigere Feuerwehr anstreben und auch Menschen aus anderen Ländern und Kulturen für das Ehrenamt bei uns begeistern - viele Menschen kennen Sinn und Zweck einer freiwilligen Feuerwehr gar nicht, weil es das System in ihrer Heimat nicht gibt. Bei einer Großübung am Sennestadthaus im vergangenen Jahr hat Reker als Chef-Organisator mehrere Hilfsorganisationen zusammengebracht. Im Sennestadtteich waren Einsatztaucher des DLRG unterwegs, über der Wasseroberfläche half das THW, im und am Sennestadthaus rettete die Feuerwehr mit weiteren Hilfsorganisationen die Besucher aus dem vermeintlich brennenden Hochhaus. Damit wollte Reker die Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen stärken und bei der Kulisse auch gleich Foto- und Filmmaterial zu Werbezwecken sammeln. Am 22. September 2024 präsentiert sich die Feuerwehr wieder mit dem Leistungsnachweis auf dem Kesselbrink. Reker: &bdquo;Früher haben wir dazu Kreisfeuerwehrspiele gesagt, die Wehren zeigen öffentlich was sie drauf haben und müssen bestimmte Aufgaben lösen.“ 2024 wird die Freiwillige Feuerwehr wieder ein Stück weit digitaler: &bdquo;Alle erstausrückenden Löschfahrzeuge bekommen Tablets, mit denen wir an der Einsatzstelle dann Feuerwehr- und Hydrantenpläne aufrufen können“, sagt Reker. Das ersetzt dicke Ordner, die jetzt bei der Feuerwehr mitgeführt werden. Eine gute Nachricht hat Reker von der OWL-weiten Typisierungsaktion, bei der sich vergangenes Jahr auch die Bielefelder Löschabteilungen beteiligt hatten: &bdquo;Im Kreis Gütersloh konnte Dank der Aktion ein passender Spender gefunden werden.“ Quelle Löschabteilungsführer Andre Liegois ist aus persönlichen Gründen aus der Feuerwehr ausgetreten und überlässt seinem bisherigem Stellvertreter Christoph Hellweg das Amt. An seiner Seite leitet Florian Riekhof ab sofort die Wehr. 42 Männer und sechs Frauen zählt die Abteilung, hinzu kommen 17 Mitglieder der Alters- und Ehrenabteilung. 31 Einsätze fuhr die Abteilung in 2023. Ummeln Die Ummelner Wehr hat mit 70 Einsätzen einen neuen Rekord zu verzeichnen. Außerdem übernahm sie die Veranstaltung des Osterfeuers vom Gartenbau- und Geflügelzuchtverein und lädt schon jetzt wieder für Ostersonntag auf den Hof Ruwisch ein. Mit ihrer 60-jährigen Mitgliedschaft in der Feuerwehr standen Siegfried Dopheide und Wilhelm Paul-Hambrink im Mittelpunkt der Versammlung. Senne Auch in Senne gab es einen Wechsel an der Spitze. Löschabteilungsführer Frank Dorow ist zurückgetreten. Sein bisheriger Vertreter René Claußnitzer übernahm. Daneben unterstützt ihn Carsten Schröther als neuer stellvertretender Löschabteilungsführer. Die 52 Wehrleute wurden zu 208 Einsätzen gerufen. Auf der Versammlung blickten sie auf ein sehr erfolgreiches Feuerwehrfest mit Stargast Anna-Maria Zimmermann zurück. In diesem Jahr wird es am 25. August einen Tag der offenen Tür geben. Kupferhammer Die Löschabteilung Kupferhammer ist zu 138 Einsätzen gefahren, davon allein 69 Alarme aufgrund automatischer Brandmeldeanlagen. Auch die Autobahn 33 und der OWD gehören zu den Einsatzschwerpunkten. 48 Frauen und Männer sowie elf Mitglieder der Ehrenabteilung gehören der Mannschaft an. Auch Kupferhammer profitiert tagsüber von Doppelmitgliedschaften. Eckardtsheim In Eckardtsheim ist Dirk Schlingmann nach vielen Jahren an der Spitze von seinem Amt zurückgetreten und hat es in jüngere Hände übergeben. Sein bisheriger Stellvertreter Severin Dittmer hat übernommen. Ihm steht jetzt Rudi Allerdings zur Seite. Dieser hat schon Erfahrung auf der Position und jahrelang mit Schlingmann zusammengearbeitet. Das Gerätehaus der Eckardtsheimer Wehr bedarf laut Reker einer Renovierung und Erweiterung. Brackwede Das Gerätehaus in Brackwede ist derzeit eine große Baustelle. Die bisher genutzten Räume waren zu klein und sanierungsbedürftig. Die Wehrleute packen bei Umbau und Renovierung selbst mit an. Zwei ehemalige Mietwohnungen gehören jetzt mit zur Feuerwehrfläche. Mit Durchbrüchen werden ein neuer und größerer Versammlungsraum, sowie Umkleiden und Büros für die Jugendfeuerwehr geschaffen. Zu insgesamt 121 Einsätzen ist die Wehr ausgerückt. Peter Bollweg und Eckhard Riesenberg wurden für 60 Jahre in der Feuerwehr geehrt. Die Löschabteilungsführer Markus Buschkamp und Karl Oliver Grabe wurden gemeinsam zu Brandinspektoren befördert. Am Ostersamstag richtet die Wehr wieder das traditionelle Osterfeuer am Gleisdreieck aus. Auch zum Tanz in den Mai wird wieder eingeladen. Jugendfeuerwehr Süd Die Jugendfeuerwehr Süd zählt aktuell 59 Mädchen und Jungen. Diese sind auf zwei Altersgruppen verteilt, die sich im wöchentlichen Wechsel in Brackwede treffen. Neben einem eigenen Fahrzeug bringen die Betreuer weitere Transporter und Löschfahrzeuge aus ihren jeweiligen Abteilungen zum Übungsdienst mit. &bdquo;Jährlich wechseln etwa fünf bis acht Jugendliche in die Löschabteilungen, in zwei Jahren werden es sogar 13 in einem Schwung sein“, sagt Chef Christian Riedels. Damit schrumpft die bisher geführte Warteliste. &bdquo;Aktuell gibt es nur noch bei den 10- bis 14-jährigen eine kleine Wartezeit“, so Riedels. Auch die Jugendfeuerwehr wird von der räumlichen Erweiterung in Brackwede profitieren.

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