Junger Koch aus Bangladesch sorgt in Bielefelder Traditionslokal für den richtigen Mix

Bielefeld. Omas Hühnersuppe, Eintopf und Matjes, Sülze mit Bratkartoffeln, Schnitzel, Reibekuchen und auf der Winterkarte Wurstebrei, Hirschbraten und der Klassiker Grünkohl: Dem alteingesessenen Hotel-Restaurant Bartsch an der Viktoriastraße macht beim Thema &bdquo;heimische Küche“ keiner so schnell etwas vor. Doch Inhaberin Susanne Bartsch definiert Hausmannskost durchaus nicht eng, als typisch deutsch oder gar bielefelderisch. Ihre Gaststätte punktet mit allerlei Varianten - und mit ihrem versierten Küchenchef aus Bangladesch. Die 68-Jährige stammt aus einer Bielefelder Gastronomenfamilie. Im Eckgebäude an der Viktoriastraße, seit 1897 im Bartschen Besitz, ist sie mit fünf Geschwistern aufgewachsen. Die imposante Theke im Gastraum haben ihre Großeltern Heinrich und Marie - von der das Rezept für die Hühnersuppe stammt - einbauen lassen. Damals wurde das Bier noch mit dem Pferdewagen gebracht, die Gäste, meist Arbeiter aus den umliegenden Betrieben, aßen dazu Frikadellen, Koteletts und Soleier. Hier geht es zu allen Teilen der Serie &bdquo;Hausmannskost in Bielefeld“ &bdquo;Bei uns stand immer ein Glas mit Soleiern auf der Theke“, erinnert sich die Gastronomin, die 1972 ihre Lehre zur Hotelkauffrau im Schwarzwald absolvierte, in Lausanne die Hotelfachschule besuchte und dann 16 Jahre in der Schweiz arbeitete. 1991 kam sie zurück nach Bielefeld, wo sie ihre Meisterprüfung wiederholen musste. &bdquo;Mein Diplom wurde hier nicht anerkannt.“ In dieser Zeit hat die Restaurantchefin unterschiedlichste &bdquo;Hausmannskost“ kennengelernt. &bdquo;Für mich bedeutet das, etwas aus einfachen Mitteln aus der Region kochen“, sagt sie. Entsprechend setzt sich die Liste ihrer Lieferanten zusammen: Eier und Kartoffeln kommen vom Hof Große-Knetter aus Versmold, auch der Bielefelder Schlachter Horstmann sowie der Brackweder Spargelhof Krüger gehören &bdquo;seit Ewigkeiten“ dazu. Fürs Hoch- und Höherprozentige sorgen seit Langem die heimische Familienbrennerei Dreesbeimdieke und Weinhändler Guiseppe Sciurba, ebenfalls aus Bielefeld - auf gute Weine legt Susanne Bartsch seit ihrer Lehrzeit besonderen Wert. Klare Schnäpse aus Bielefeld und ein Koch aus Bangladesch Die &bdquo;Spirituosen-Speisekarte“ lässt sich über der Theke anschauen - Wacholder, Korn, Steinhäger und Bielefelder Luft stehen dort, und seit Kurzem auch der &bdquo;Bielefelder Busenfreund“, eine Aktion des Ladies Circle 42 Bielefeld zur Unterstützung der Bielefelder Brustkrebs-Initiative &bdquo;Think Pink Club“. &bdquo;Die Damen trinken das gern, es wird mit Prosecco aufgefüllt.“ Unterstützt werde sie &bdquo;von einer ganz ambitionierten jungen Mannschaft“, erzählt die 68-Jährige. &bdquo;Ohne sie könnte ich das hier gar nicht machen. Sie sind wie meine Kinder“, meint sie und lacht. &bdquo;Das ist hier ja auch ein Familienbetrieb“. Dabei ist seit einem Jahr auch Rubel Ahmed (28), der aus Bangladesch stammt. Der ausgebildete Koch hat in vielen Restaurants Erfahrungen gesammelt. Ob Italienisch, Chinesisch, Japanisch oder Deutsch - &bdquo;was ich koche, muss schmecken, dem Gast und mir auch“, sagt er. Über die Jahre habe sich das Speisenangebot weiterentwickelt, sagt Susanne Bartsch, die neben der Stammkundschaft zunehmend neue Gäste in ihrem Restaurant begrüßt. &bdquo;Viele sagen, hier sind wir vorher schon oft vorbeigekommen.“ Heute könne man nicht mehr nur mit Schnitzeln punkten. Und so finden sich auf der Karte neben Grünkohl mit Kohlwurst oder gebratener Blutwurst (&bdquo;Die nehmen viele Männer, weil sie das zu Hause nicht bekommen“) nun eine Variante mit Birnen, Datteln und Granatapfel. &bdquo;Eine tolle Kombination“, schwärmt Susanne Bartsch. Reibekuchen gibt es mit drei verschiedenen Beilagen zur Wahl, Lachs, Pilze oder traditionell mit Apfelmus. Zudem bereichern vegetarische Currys und Risotto das Angebot; auch die Bratkartoffeln können fleischlos bestellt werden. Die Chefin verrät, wie richtig gute Bratkartoffeln gelingen Um die krossen Erdäpfel perfekt hinzukriegen, hat die erfahrene Gastronomin ein paar Tipps parat: Gute Bratkartoffeln werden einen Tag vorher gekocht, abgezogen und über Nacht gekühlt, damit sie richtig kalt in die warme Pfanne und ins heiße Fett kommen. &bdquo;Dabei darf ,heiß’ den Kampf mit ,kalt’ nicht verlieren. So wird’s auch richtig knusprig.“ Und, ganz wichtig: Serviert werden müsse &bdquo;frisch aus der Pfanne“. Weiterentwickelt hat Susanne Bartsch übrigens auch ihren kulinarischen Veranstaltungs-Mix: Zum Kegeln (&bdquo;Unsere Schnitzelaktion ist superbeliebt“) sind Whiskeytasting (inklusive Drei-Gang-Menü) und, ganz neu, Biertasting (mit heimischen Köstlichkeiten wie Pumpernickel oder Kartoffelsuppe) hinzugekommen. Wer probieren möchte: Das nächste Biertasting ist im März. INFO Adresse: Hotel-Restaurant Bartsch, Viktoriastraße 54, 33602 Bielefeld Öffnungszeiten: Montag bis Samstag, 17 bis 23.30 Uhr, Mittwoch und Sonntag Ruhetag, Sonderöffnungszeiten für Feiern und Gesellschaften nach Absprache. Kontakt: Tel. 0521 65276, www.hotel-restaurant-bartsch.de

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