Bielefelderin rettet alten Dorfkrug und bringt Leben in verlassenen Ortskern

Bielefeld. Tote Hose im Ortskern: Die Zeiten sind jetzt vorbei in Kirchdornberg. Im alten Dorfkrug wird nach langem Leerstand wieder gefeiert wie in alten Zeiten. Und noch viel mehr: Kleidertauschbörse, Mitbringfrühstück, 90er-Jahre-Party, Jugendtreff, Kinderkochkurse, Repaircafé, Tanztee und vieles mehr sind jetzt gestartet. Das werde &bdquo;unglaublich gut“ angenommen, alle seien absolut begeistert, sagt Nadja Relin, Vorsitzende des vor gut einem halben Jahr gegründeten Vereins &bdquo;Dorfkrug“. Dem historischen Lokal wieder Leben einzuhauchen, einen Treffpunkt vor Ort zu schaffen, an dem Menschen ihre Fähigkeiten und Leidenschaften einbringen und etwas Nützliches machen können, ist die Mission von Relin und ihren Mitstreitern. Dass das super funktioniert, zeigt der aktuelle Veranstaltungskalender auf der neuen Homepage des schnell wachsenden, aktuell 50 Mitglieder starken Vereins. Am 8. Februar steigt beispielsweise abends eine Kleidertauschparty. Die Regeln seien einfach, sagt Kathrin Wucherpfennig, die mit ihrer Familie in Kirchdornberg lebt und die Veranstaltung mitorganisiert. Bis zu sieben Kleidungsstücke mitbringen, im Gastraum auf vorbereiten Tischen und Kleiderstangen präsentieren und mitnehmen, was von den anderen Teilnehmern gefällt und passt. Am Tag darauf steht ein Quizabend auf dem Programm, danach dann die große Karnevalsparty. Raum zu mieten für Familienfeiern und Partys Finanziert und getragen wird das Projekt über Mitgliedsbeiträge und Spenden – und mit viel Unterstützung von Anwohnern und Nachbarn. Metallbauer Dirk Rose beispielsweise, der aus Kirchdornberg stammt und jetzt in Jöllenbeck wohnt, baue gerade noch eine Fußablage rund um die neu eingebaute Theke, berichtet Relin. Er und auch andere, die mittlerweile in ganz anderen Stadtteilen wohnten, würden sich freuen, beim Stammtisch im Dorfkrug wieder mit ihren Freunden aus der Jugendzeit zusammenkommen zu können. Die aktuelle &bdquo;Dorfjugend“ habe den Dorfkrug ebenfalls bereits für sich entdeckt und sich den Donnerstagabend gesichert. Auch für Familienfeiern wie Konfirmationen, Beerdigungen oder Geburtstagspartys soll das renovierte Lokal genutzt werden können, mit bis zu 60 Gästen. &bdquo;Wir hatten jetzt gerade einen 70. Geburtstag“, berichtet Relin. Die Frau des Jubilars sei so begeistert gewesen, dass sie sich zukünftig auch beim Verein miteinbringen wolle, ganz konkret erst mal mit einer Spende von Nachtischschälchen und mit einer Suppe für den Mädels-Stammtisch. Viele alleinstehende, ältere Menschen engagierten sich im Dorfkrug, hätten so Gesellschaft und eine für beide Seiten bereichernde Aufgabe. Auch Sara Castellon ist begeistert vom Konzept. Nicht, dass der jungen Mutter von drei kleinen Kindern, die Vollzeit arbeitet und nebenher die G-Jugend beim TUS Dornberg trainiert, langweilig wäre. Aber der Dorfkrug biete eine tolle Chance, Kontakte zu knüpfen. Und dass sich jeder mit seinen Talenten einbringen kann. Bei Castellon, deren Familie aus Chile kommt, ist es das Kochen mit Kindern und Tapas. Und wieder zwei weitere Angebote im ohnehin schon gut gefüllten Kalender. Historischer Dorfkrug in Kirchdornberg auch Kontaktbörse Und wer brauche schon Kontaktbörsen im Internet, wenn es jetzt den Dorfkrug gibt? &bdquo;Zwei Paare haben sich hier bei uns schon kennengelernt“, ergänzt Relin. Das einzige, das nicht so toll ist, sei der ganze Bürokratieaufwand. Ohne Frage, Gesundheitszeugnisse müssten sein, wenn man Essen und Getränke ausgibt. Aber Vereinsregister- und Gewerbezentralregister-Auszüge, Führungszeugnis, Unbedenklichkeitsbescheinigung und vieles mehr: Was man sonst noch alles bei unterschiedlichen Stellen beantragen und vorlegen müsse, sei schon extrem zeitaufwendig. Das historische Lokal im Ortskern existiert seit Anfang des 20. Jahrhunderts, im Saal neben der Schankstube liefen in den 50er Jahren Kinofilme. Marianne Geydan, Tochter des Wirtepaares, ist die heutige Besitzerin der Immobilie. Den Dorfkrug zu verkaufen kam für sie, trotz vieler Anfragen, nicht in Frage. Dass mit dem Verein jetzt wieder Leben eingezogen ist, erfreut Marianne (86) und ihren Mann Paul (87), die direkt nebenan wohnen, sehr. &bdquo;Sie kommen uns da glücklicherweise sehr entgegen, was die Pacht angeht“, sagt Relin. Ehrensache, dass Paul Gaydan das erste Bier bekommen habe, &bdquo;das wir jetzt gezapft haben“. Weitere Infos zu Verein &bdquo;Dorfkrug“ und der aktuelle Veranstaltungskalender: dorfkrug-kirchdornberg.de

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