SPD-Spitzenkandidatin Katarina Barley besucht Bielefelder Flüchtlingsunterkunft

Bielefeld. Der Raum ist groß und hell, aber auch karg möbliert und nicht gerade gemütlich. Weit auseinander stehen zwei Metall-Betten, die grell lilafarbenen Bettdecken darauf sorgfältig zusammengelegt. In der Ecke brummt ein alter Kühlschrank. Hier leben zwei Jungs aus Syrien. Wie sie heißen, wie sie nach Deutschland gekommen und was ihre Pläne und Träume sind – gern würde man ihre Geschichte erzählen, aber der Jugendschutz erlaubt nicht, sie öffentlich zu machen. Doch Katarina Barley Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes und SPD-Spitzenkandidatin bei der Europawahl, kann sich im persönlichen Gespräch anhören, was sie erlebt haben. An diesem Samstag besucht sie die Unterkunft für unbegleitete minderjährige Geflüchtete mitten in Heepen, in der ehemaligen Tieplatzschule. Betreut wird die Einrichtung vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Die frühere Bundesfamilien- und Justizministerin ist auch Präsidentin des ASB. Ehrenamtliche machen Flüchtlingshilfe möglich Und sie ist angetan davon, mit wie viel Engagement der ASB OWL die Arbeit in der Unterkunft organisiert. Regionalgeschäftsführer Ingo Schlotterbeck berichtet, dass das nicht ohne den Einsatz vieler Ehrenamtlicher funktionieren würde. Ausgelegt ist die Unterkunft für 48 Jugendliche. 60 leben aktuell dort. Eigentlich soll es eine Übergangsstation sein, bevor die Jugendlichen, die meist aus Afghanistan, Syrien, der Türkei, dem Irak und dem Iran stammen, in feste Wohngruppen kommen. &bdquo;Doch freie Wohngruppenplätze gibt es im Moment keine“, sagt Schlotterbeck. Deshalb bleiben viele, bis sie das 18. Lebensjahr vollendet haben und dann in andere Einrichtungen gehen. Die Anzahl der Menschen, die nach Deutschland und damit auch nach NRW kommen, ist aktuell eben sehr hoch. So bekommt die Europapolitikerin auch bei ihrem Besuch in Bielefeld wie unter einem Brennglas präsentiert, wie groß der Druck auf die EU durch die enorm gewachsene Zahl der Geflüchteten geworden ist. 329.000 Erstanträge auf Asyl wurden 2023 in Deutschland gestellt, EU-weit waren es mehr als eine Million. &bdquo;Wie es ist, kann es nicht bleiben“ &bdquo;Wie es ist, kann es nicht bleiben“, sagt Katarina Barley. Vor allem in den Flüchtlingslagern an den EU-Außengrenzen gebe es teils inakzeptable Verhältnisse. Sie begrüßt ausdrücklich den neuen EU-Asylkompromiss. &bdquo;Wir müssen trennen zwischen Menschen, die in Not zu uns kommen, und denen, die ein besseres Leben suchen.“ Letzteren müssten aber auch Perspektiven für eine legale Einwanderung in die EU aufgezeigt werden. Abstriche an der Rechtsstaatlichkeit dürften bei den neuen Regelungen jedoch nicht gemacht werden. Dass dies möglich sei, zeigten die kurzen Verfahren, wie sie etwa in den Niederlanden oder im Nicht-EU-Land Schweiz abgewickelt würden. Das Grundrecht auf Asyl müsse gewährleistet bleiben. In diesem Sinne müssten nun die letzten Abstimmungen zwischen dem EU-Parlament und der Kommission in Brüssel geführt werden. &bdquo;Ich hoffe, dass wir noch im April darüber abstimmen können.“ In der Unterkunft in Heepen wird abseits der großen Politik dafür gesorgt, dass die Jugendlichen vernünftig untergebracht und versorgt werden. &bdquo;Das ist das Wichtigste“, sagt ASB-Projektmanagerin Nele Eickmeier. &bdquo;Es geht einfach um Menschen.“ Die Bielefelder SPD-Bundestagsabgeordnete Wiebke Esdar kann ihrer Parteifreundin Barley berichten, wie &bdquo;unaufgeregt ostwestfälisch“ in der Stadt bis heute zumeist mit der Flüchtlingsproblematik umgegangen worden sei. Für die Europapolitikerin ein &bdquo;beruhigendes Zeichen in aufgeregten Zeiten“.

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