Baby an Bielefelder Schule ausgesetzt: Jetzt gibt es erste Hinweise zur Mutter

Bielefeld. Die Suche nach der Mutter, die auf dem Gelände der Südschule ein Mädchen geboren und das Neugeborene dort schutzlos zurückgelassen hat, beschäftigt immer noch die Bielefelder. Immerhin: Nach dem Fahndungsaufruf der &bdquo;Mordkommission Süd“ und der Veröffentlichung von Bekleidungsstücken, die zur Mutter gehörten, sind einige Hinweise eingegangen. Das bestätigte Polizeisprecherin Hella Christoph. &bdquo;Allerdings“, räumt sie ein, &bdquo;sieht es so aus, als würden die Hinweise noch nicht den erhofften Durchbruch bringen. Wir hoffen immer noch auf weitere Hinweise aus der Bevölkerung.“ Die Veröffentlichung der Kleidungsstücke, die zur Mutter gehören sollen, lassen weitere Interpretationen zu: Bielefelder Baby: Ist die Mutter sehr jung? Da sind einerseits die Socken mit Pinguinmotiv und Stopper-Gummisohle, die wie Kindersocken wirken. Nach Ansicht der Ermittler dürften sie von der Mutter getragen worden sein. Im Interview mit dem WDR spricht Kriminalhauptkommissar Moritz Rawe, Leiter der Mordkommission, tatsächlich auch von einer jungen Mutter. Hinweise auf Migrationshintergrund Und da ist das türkische Etikett eines grau-beigen Slips der Marke &bdquo;Tutku“ mit dem türkischen Zusatz &bdquo;ic giyim“ (übersetzt Innenbekleidung oder Unterwäsche). Die Vermutung, dass die Mutter einen türkischen Migrationshintergrund hat, liegt nahe. Darüber hinaus fand die Spurensicherung noch eine rosa Frottee- oder Jogginghose. Diese wurde allerdings nicht gezeigt. Polizeisprecherin Hella Christoph: &bdquo;Der Mordkommission geht es um das Label des Slips.“ Außerdem seien Jogginghose und Slip voller Blut gewesen und seien deshalb nicht für eine Veröffentlichung geeignet gewesen. Ortskenntnis Interessant ist der Fundort: Sowohl die Nabelschnur des Neugeborenen als auch die Kleidungsstücke lagen auf einem kleinen Parkplatz auf dem Gelände der Südschule. Doch der liegt nicht etwa prominent vor der Schule oder an anderer exponierter Stelle, sondern relativ abseits am Ende eines Weges, der als Sackgasse zwischen der Lärmschutzwand zum Südring und dem Schulparkplatz endet. Am Rande dieses Parkplatzes fand am Samstag, 6. Januar, ein Spaziergänger die Nabelschnur und die blutigen Kleidungsstücke. Er rief daraufhin die Polizei. Wenig später entdeckten Polizisten das Neugeborene versteckt hinter einer Hütte – dem Geräteschuppen der Schule. Es gibt nach Angaben des ermittelnden Staatsanwalts Christoph Mackel eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die unbekannte Mutter das Kind dort zur Welt brachte. Sie ließ es anschließend schutzlos und nackt im Gebüsch liegen. Das lässt den Schluss zu, dass entweder der Mann, der die junge Mutter dorthin begleitet hatte, oder die Mutter selbst gute Ortskenntnisse gehabt haben. Vielleicht haben Sie sogar einen Bezug zur Grundschule – durch Familienmitglieder oder ganz direkt. Diesen Parkplatz findet man nicht zufällig. Die in einem weißen Auto von Zeugen beobachteten Personen dürften gezielt dorthin gefahren sein. Wissen um die Not Auch wenn die Mitglieder der &bdquo;Mordkommission Süd“ wegen eines versuchten Tötungsdeliktes ermitteln, wissen die erfahrenen Kripobeamten von der möglichen Not, die die junge Mutter zu der Geburt auf dem Schulgelände bewegt haben dürfte: &bdquo;Uns ist bewusst, dass sich die Mutter in einer Ausnahmesituation befunden hat“, sagt Polizeisprecherin Hella Christoph. &bdquo;Vielleicht hat sie unter Druck gehandelt oder die Geburt fand spontan statt. Daher besteht trotz des schweren Tatvorwurfs die Möglichkeit, dass die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe später anders einschätzt“, sagt Christoph. &bdquo;Dazu müssen wir natürlich die Tatumstände kennen.“ Dringender Appell Für die Ermittler gibt es aber noch einen anderen wichtigen Aspekt: Wie der Leiter der Mordkommission im TV-Interview betonte, rate er der Mutter dringend, – wenn sie sich nicht bei der Polizei melden sollte – sich doch zumindest bei einem Arzt zu melden. &bdquo;Wir gehen davon aus, dass sie nach der Geburt Hilfe benötigt.“ Baby weiterhin stabil Von dem neugeborenen Mädchen gibt es derweil keine neuen Nachrichten. Das ist zunächst positiv: Denn das Baby war stark unterkühlt gefunden worden und musste lange reanimiert werden. Inzwischen atmet es selbstständig und gilt als stabil. Dennoch muss das Neugeborene sicherlich noch lange im Kinderkrankenhaus in Bethel versorgt und behandelt werden. Zeugenhinweise an die MK Süd unter Tel. 0521 545 4646. Petition für Bielefelder Babyklappe Die Bielefelderin Martina Bornkessel setzt sich wegen des Falls von der Südschule nun mit einer Online-Petition für eine Babyklappe in Bielefeld ein. In wenigen Tagen fand sie mehr als 300 Unterstützer in der Stadt (Stand: 15. Januar). Die Petition startete am vergangenen Samstag auf Change.org. Bornkessel möchte nach eigenen Angaben mit ihrer Petition erreichen, dass in Bielefeld eine Infrastruktur geschaffen wird, dass Menschen, die sich nicht um ihre Kinder kümmern können, diese abgeben können und die Babys sicher sind. &bdquo;Babyklappen bieten Müttern die Möglichkeit, ihr Baby sicher und anonym abzugeben. Sie sind oft mit Krankenhäusern oder anderen medizinischen Einrichtungen verbunden, sodass das Kind sofortige medizinische Versorgung erhält“, schreibt sie dazu. Aus der Politik hatte sich auch die FDP für eine Babyklappe ausgesprochen. In der Vergangenheit hatten sich die Verantwortlichen der Stadt gegen eine Babyklappe ausgesprochen, weil diese weder die Not der Mutter berücksichtigt noch Hilfe bietet. In Bielefeld wurde auf die Möglichkeit einer medizinisch begleiteten, aber anonymen Geburt gesetzt. Hier geht es zur Petition. Zum Thema: Alle Berichte zu dem ausgesetzten Baby von Bielefeld

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