Bielefelder Kindergarten betreibt jetzt eine eigene Spielothek

Bielefeld. Kita mit Spielothek? Dass da Eltern nicht sofort auf dem Baum sind, hat bei den Tausendfüßlern in Bethel damit zu tun, dass es natürlich nicht um die Erziehung zum Glücksspiel-Kind geht. Es ist vielmehr der Name für eine Idee, die besonders ist. Kinder und Eltern können Spiele ausleihen – mit nach Hause nehmen, spielen, zurückgeben. Eine Idee, die gefördert wird: Kitas können sich beim Verein &bdquo;Mehr Zeit für Kinder“ aus Frankfurt um Spielepakete bewerben. Namhafte Spielzeughersteller unterstützen den Verein. Oft bis zu 500 Kitas im Jahr dürfen sich freuen. So wie 2023 die Tausendfüßler. Sie gewannen sogar zwei Pakete, eines für Kleinkinder und eines für Kinder ab drei Jahren. Wie ein Hauptgewinn für kleine Kita Meike Wessel von der Kita freut sich, gerade als kleine Kita mit nur einer Gruppe und 15 Kindern seien 20 bis 25 neue Spiele wie ein Hauptgewinn. Alle profitieren: Erzieherinnen, Kindern und Eltern. So wie Mutter Annika, die lacht und sagt: &bdquo;Bei drei Kindern in unterschiedlichem Alter haben wir sonst manchmal Spiele in Dauerschleife gespielt“ – auch, weil der Platz zu Hause endlich ist. Jetzt heißt es: ausleihen, spielen, zurückgeben. Die Kita selbst profitiert ebenfalls, &bdquo;denn auch wir können die Sachen aus der Spielothek ausleihen und ins freie Spielen geben“, sagt Wessel. Folge: Kinder haben immer wieder mal was Neues, ob die Brio-Eisenbahn, eine schicke Puppe oder Farblernspiele, je nach Alter. Für Wessel wichtig, denn: &bdquo;Das Freispiel fördert die Kreativität.“ Mehr Auswahl, das ist super – und dass das Spielen als solches gefördert wird, freut alle. Zumal Kinder gerade beim Spielen wunderbar lernen, wie Neurowissenschaftler Manfred Spitzer betont: &bdquo;Kinder unterscheiden nicht zwischen Spielen und Lernen, sie lernen spielend.“ Krankheit spielerisch bewältigt Und es lenkt perfekt ab: Oda, fünfjährige Tochter von Mutter Annika, konnte dank der Spielothek im Winter eine längere Krankheit quasi spielerisch bewältigen – Mama lieh aus, zu Hause gab es Abwechslung. Besonders &bdquo;GraviTrax“, eine Art modernes Murmelspiel, kam extrem gut an. &bdquo;Echt gut, dass man sowas ausleihen darf“, findet Oda. Sie mag Spiele sowieso gerne, &bdquo;weil dann immer die ganze Familie zusammen ist“. Also Papa und Mama, der größere Bruder Tilo (8) und oft auch die knapp einjährige Enke. Was ist am Schönsten? &bdquo;Das Gewinnen“, sagt Oda leise und grinst. Positive Rückmeldungen gibt es viele, Wessel freut sich darüber. Wertschätzung tut gut, besonders als kleine Kita. Wessel nennt sie schmunzelnd &bdquo;einen kleinen Diamant“: eine einzige Gruppe, alle Altersbereiche von null bis sechs, neun Stunden am Tag offen - mit vier Erzieherinnen und einer Kinderpflegerin. Man kennt sich, das Vertrauen ist groß – und so reicht eine Liste, in die sich jeder einträgt, wenn er ein Spiel ausleiht. Nach zwei Wochen sollte es zurück sein, und das klappt auch. Wessel: &bdquo;Die Kinder wissen oft, wer was hat und sagen dann schon von sich aus, wer ein Spiel als nächstes bekommt. Oder dass es mal wieder abgegeben werden sollte.“ Die Erzieherin: &bdquo;Ein Selbstläufer.“ Spielothek als nachhaltige Idee Auf dem nächsten Elternabend werde die seit acht Wochen eröffnete Spielothek &bdquo;reflektiert“, doch dass das Fazit positiv ausfallen wird, sei absehbar. Für Mutter Annika eine klare Sache: &bdquo;Auf jeden Fall, zumal es so auch viel nachhaltiger ist, als wenn sich alle Familien haufenweise Spiele selber anschaffen.“ Und abwechslungsreicher.

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