Baby-Drama in Bielefeld: Das neugeborene Mädchen ist außer Lebensgefahr

Bielefeld. &bdquo;Das Baby lebt“, sagt Polizeisprecherin Hella Christoph am Montag. Es ist die erhoffte Nachricht, nachdem ein Spaziergänger am Samstagvormittag zufällig auf dem verwaisten Schulhof der Brackweder Südschule Hinweise auf ein Neugeborenes auf dem Schulgelände gefunden hatte. Er hatte eine blutige Nabelschnur auf dem Schulhof entdeckt und die Polizei alarmiert. Wenig später fanden Einsatzkräfte ein unterkühltes Baby und reanimierten das Neugeborene lange Zeit. Dass es überhaupt noch lebt, ist diesem Zufall zu verdanken, ist aber angesichts der winterlichen Temperaturen trotzdem ein Wunder. Nach Informationen der Lokalredaktion schwebte das Baby in akuter Lebensgefahr, das Mädchen wurde seitdem intensivmedizinisch in der Kinderklinik Bethel behandelt und hat inzwischen das Schlimmste überstanden. Nach Informationen der Lokalredaktion ist das Neugeborene außer Lebensgefahr. Der ermittelnde Staatsanwalt, Christoph Mackel, geht dennoch von einem kritischen Zustand aus: &bdquo;Es ist noch völlig unklar, ob und welche Schäden das Baby erlitten hat.“ Nacktes Baby auf dem Bielefelder Schulhof Weil das Neugeborene quasi nackt auf einem Schulhof zurückgelassen wurde, der in den Ferien naturgemäß nicht belebt ist, gehen die Ermittlungsbehörden von einem Tötungsversuch aus. &bdquo;Die Mutter muss in Kauf genommen haben, dass ihr Kind dort nicht gefunden wird“, sagt die Polizeisprecherin. Anders wäre die Einschätzung vielleicht gewesen, hätte sie das Baby vor Wärme geschützt und vor einem Krankenhaus abgelegt oder an einem Ort abgelegt, wo es gefunden werden musste. &bdquo;Aber in diesem Fall stand der Tod kurz bevor“, betont Staatsanwalt Mackel. 2012 war es anders, als eine Mutter im Juni ihr Neugeborenes im Innenhof des Klinikums Mitte an der Eduard-Windthorst-Straße abgelegt hatte und damit dem Mädchen das Leben rettete. Ein Arzt und junger Vater (35) war damals auf dem Weg zurück in seine Klinik auf das Schreien des Babys aufmerksam geworden und hatte das in Handtücher gewickelte Kind eiligst in die Neugeborenenstation gebracht. Unterkühlung des Bielefelder Babys war dramatisch Auch dieses Mädchen war zu diesem Zeitpunkt gerade mal sechs Stunden alt – wie im aktuellen Fall waren die Temperaturen die große Gefahr. In jener Juninacht herrschten Temperaturen von 10 Grad Celsius. Das allein reichte, dass das Baby nur noch 35 Grad war war. Noch viel dramatischer war die Situation für das Baby an der Südschule. Hier herrschten Minusgrade, die Unterkühlung war deutlich größer. Seit Samstag ermitteln Kripobeamte der &bdquo;Mordkommission Süd“ in dem Fall. Sie suchen nach der Mutter und natürlich auch nach den Hintergründen, die die Mutter dazu gebracht haben könnten, ihr Kind womöglich sogar auf dem Schulgelände zur Welt zu bringen und ihr Neugeborenes dort dann zurückzulassen. Vieles spricht dafür, dass die Geburt tatsächlich auf dem Schulgelände stattfand. &bdquo;Es gibt Spuren, die die Möglichkeit wahrscheinlich machen, dass das Kind vor Ort geboren wurde“, sagt Staatsanwalt Mackel. Bielefeld will keine Babyklappe Es gibt werdende Mütter, die ihr Kind aus den verschiedensten Gründen nicht wollen. Bei sehr jungen Müttern komme es sogar vor, dass sie ihre Schwangerschaft gar nicht bemerken oder verdrängen. Mit der Geburt des Kindes – oft dann ohne medizinische Hilfe – geraten die betroffenen Mädchen und Frauen in einen Ausnahmezustand, der Kurzschlusshandlungen erklären könnte. Für solche Fälle wurden Babyklappen erfunden. Hier können Mütter ihr Baby anonym abgeben und wissen, dass sich trotzdem um das Neugeborene gekümmert wird. In Bielefeld gibt es solche Babyklappen allerdings nicht. Das ist gewollt, weil die Stadt keinen Anreiz bieten wollte und auf ein Frühwarnsystem setzt, dass schon greifen soll, bevor es zu spät ist. Dafür sprach immer, dass es kaum Fälle von anonym hinterlassenen Babys in der Stadt gab. Anonyme Geburt: Bielefelder Kliniken übergeben Baby ans Jugendamt Dafür bieten das Kinderzentrum des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB) sowie die Geburtsstation Babytown im Klinikum Bielefeld die Möglichkeit einer &bdquo;anonymen Geburt“ an, bestätigt Sandra Gruß vom EvKB. &bdquo;Bei einer anonymen Geburt kann die Mutter ihr Kind medizinisch sicher und vertraulich zur Welt bringen, ohne ihre Identität preiszugeben“, sagt Axel Dittmar vom Klinikum Bielefeld. Mediziner und Hebammen unterliegen hier einer Schweigepflicht. Das Kind wird anschließend in die Obhut des Jugendamtes übergeben. Dieses Angebot gewährleistet, dass Mutter wie Kind bestmöglich medizinisch betreut sind – auf Wunsch auch noch nach der Geburt, betont Gruß. Denn auch die Mutter schwebe in Gefahr, sollte die Geburt innere Verletzungen verursacht haben, die dringend versorgt werden müssten. Kurios: Wer nach Babyklappen in OWL sucht, der findet auf verschiedenen Internetseiten den Hinweis, wonach es am Klinikum Bielefeld eine Babyklappe geben soll. &bdquo;Das stimmt nicht“, betont Sprecher Axel Dittmar. &bdquo;Babys, die unter diesen Umständen abgegeben werden, benötigen meist intensivmedizinische kinderärztliche Hilfe. Wir haben aber keine Kinderklinik.“ Eine Erklärung, warum die Falschmeldung zum Klinikum im Internet existiert, gibt es nicht. Die nächsten Babyklappen sind in Detmold, Paderborn und Hüllhorst zu finden. Baby im Wäldchen vergraben Derweil rätselt Bielefeld gleich über zwei ganz ähnliche Fälle. Erst Ende November hatte eine junge Mutter ihr Kind zur Welt gebracht. Die Eltern hatten es nach Ansicht der Ermittlungsbehörden anschließend mit einem Messer getötet. Die Mordkommission nahm die jungen Eltern wegen Mordverdachts im Dezember fest, den Leichnam des Babys fanden sie anschließend in einem Wäldchen nahe der A33 in Brackwede. Ob das Baby noch lebte, als es von den Messerstichen getroffen wurde, konnten die Rechtsmediziner nicht mit Sicherheit feststellen. Dennoch geht die Mordkommission weiterhin von einem Tötungsversuch aus. Die beiden beschuldigten Eltern schweigen zu den Vorwürfen.

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