Klinikum Mitte führt als Vorreiter die Vier-Tage-Woche in der Pflege ein

Bielefeld. Vier-Tage-Woche in der Pflege: Das hat jetzt das Klinikum Mitte eingeführt, in Zusammenarbeit mit Lasse Rheingans, der mit seiner bundesweit einzigartigen Idee des Fünf-Stunden-Arbeitstages vor Jahren für Aufsehen sorgte und seither intensiv im Themenfeld &bdquo;New Work“, also &bdquo;neue Arbeit“, berät. Die Vier-Tage-Woche markiere &bdquo;einen signifikanten Fortschritt innerhalb der Arbeitskultur des Gesundheitssektors“. Auch der Geschäftsführer des Krankenhauses, Michael Ackermann, äußert sich positiv über die Einführung: &bdquo;Wir gehen als eines der ersten Krankenhäuser diesen neuen Weg in der Arbeitszeitgestaltung - eines unserer Ziele ist es, mit innovativen, flexiblen Dienstmodellen neue Mitarbeitende zu gewinnen, um die Belegschaft der Stationen weiter zu stärken.“ Ganz klar: Im stets unterversorgten Feld der Pflege wird vieles probiert, um das Berufsfeld attraktiver werden zu lassen. Und so nutzte die Klinik die Rheingans GmbH. Ziel sei gewesen, so Rheingans, &bdquo;eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der das Wohlbefinden der Mitarbeitenden im Vordergrund steht, ohne Effizienz und Qualität der Patientenversorgung zu beeinträchtigen“. Testlauf an der Rosenhöhe war gut Das Modell war zuvor bereits ab Juli am Teilstandort der Klinik an der Rosenhöhe in einem Pilotprojekt ausprobiert worden, offenbar erfolgversprechend. Damals sagte Ackermann: &bdquo;Arbeitsplätze in der Pflege sollen dadurch attraktiver, neues Personal gewonnen werden.“ Und Pflegedienstleiter Henrik van Gellekom war überzeugt: &bdquo;Mit dem Modell werden Strukturen geschaffen, die den Patienten zugute kommen.“ Lesen Sie auch: In Bielefelder Klinik sollen Pflegekräfte nur noch vier Tage pro Woche arbeiten Aus einem 7,3-Stunden-Tag wurde ein 9-Stunden-Tag - mit Vorteilen, die auch auf Patientenseite gesehen wurden. So überlappen sich bei längeren Schichten die Früh-, Spät- und Nachtdienste deutlich länger (um drei Stunden von 12 bis 15 Uhr) - und &bdquo;entsteht nicht nur mehr Zeit für die Übergabe, sondern vor allem für die Patienten“, sagte im Sommer Timo Jost, stellvertretender Pflegedirektor des Klinikums. Van Gellekom ergänzte damals: &bdquo;Beispielsweise können dadurch dann zwei Personen einen Patienten umlagern. Oder die Pflegekräfte können sich intensiver kümmern. Es wird auch mehr Zeit für Gespräche mit Auszubildenden geben.“ Denn: &bdquo;Während die Schichten ineinander übergehen, gibt es mehr Hände für die Versorgung.“ Klinikchef spricht von &bdquo;mehr Personalpower“ Ackermann nennt das &bdquo;mehr Personalpower“. Und setzt auf eine größere Patienten- und eine größere Mitarbeiterzufriedenheit, die daraus entstehen sollen. Auch wenn die Vier-Tage-Woche nicht für jede Pflegekraft geeignet sei, plane das Klinikum, das Modell breit anzubieten. Was am Ende mehr Menschen für die Pflege begeistern soll, braucht aber erst einmal auch noch mehr Personal als bisher - das neue Modell ist im Anfang eines, das Kapazitäten schluckt, langfristig aber die Pflege stabilisieren helfen soll. Verlockend für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: &bdquo;Jedes zweite Wochenende bleibt frei, es gibt sechs Wochen Urlaub, sechs bis acht Tage Sonderurlaub und natürlich bleiben die Schichtzulagen erhalte“, betonte Jost im Sommer. Für Ackermann ist das Projekt &bdquo;ein Signal in den Arbeitnehmermarkt hinein“. Die etwa 1.000 Menschen in der Pflege im Klinikum Mitte sollen absehbar mehr werden, zudem soll die übliche Leiharbeit heruntergefahren werden - zugunsten dann fester eigener Beschäftigter. &bdquo;Ja, wir brauchen mehr Personal“, sagt Ackermann. Doch auch intern in der Klinik wird für das neue Modell geworben - Begriffe wie Familienfreundlichkeit sollen ziehen, sollen binden. Damit die Pflege besser wird - für alle Beteiligten. Doch, auch das stellt Ackermann fest: &bdquo;Der Markt beobachtet das gerade sehr sehr vorsichtig und erst einmal abwartend.“ Mitarbeiter lobt das neue Modell Die eigenen Mitarbeiter hingegen scheinen positiv gestimmt zu sein, so zitiert die Klinik in einer Mitteilung Pfleger Maik Friesen von der Pilotstation B4 so: &bdquo;Dadurch, dass wir nun zwischen den Schichten mehr Hände zur Verfügung haben, können wir anfallende Aufgaben besser und sicherer durchführen. Auch können wir den Patienten die Kollegen der nächsten Schicht vorstellen, das kommt gut an.“ Für ihn und sein privates Umfeld habe sich auch etwas verbessert: &bdquo;Durch das neue Arbeitszeitmodell habe ich mehr freie Tage, die ich mit meinen Freunden oder meiner Familie verbringen kann.“ Im Job sei durch die neue Idee aber natürlich auch nicht alles sofort Gold geworden: &bdquo;Die Vier-Tage-Woche löst nicht alle Probleme der Pflege. Arbeitsprozessoptimierung braucht Zeit, Reflexion und Mitarbeitende, die Lust auf Innovation haben - dann haben wir großes Potenzial, unsere Arbeitsverhältnisse zu verbessern“, so Maik Friesen. Lesen Sie auch: Vier-Tage-Woche, weniger Stunden, gleicher Lohn: Bielefelder Chef macht’s vorDoch es scheint in die richtige Richtung gehen, denn, so Rheingans: &bdquo;Die erfolgreiche Umsetzung der Vier-Tage-Woche am Klinikum Mitte“ solle jetzt als Modell für andere Institutionen im Gesundheitswesen dienen, die &bdquo;eine innovative Arbeitszeitgestaltung“ anstrebten. Vier-Tage-Woche auch im analogen Arbeiten Für Rheingans ein wichtiger Schritt im Themenfeld &bdquo;New Work“, denn: &bdquo;Der Erfolg dieser Initiative beweist, dass alternative Arbeitszeitmodelle in anspruchsvollen Arbeitsumgebungen wie der Pflege möglich und vorteilhaft sind.“ Also handfesten Berufsfeldern mit hohem analogen Anspruch - jenseits komplett digitalisierter und von festen Arbeitsplätzen befreiter Unternehmen.

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