Infektionswelle trifft auch Bielefeld: So ist die Situation in den Krankenhäusern

Bielefeld. Atemwegserkrankungen wie Corona haben aktuell Hochkonjunktur. Wohl jeder kennt gerade irgendwen, der mehr oder weniger flachliegt. Auch im Stadtbild tauchen wieder öfter Menschen mit Maske auf. Gerald Gaß, Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), warnte kürzlich sogar vor einer sich zuspitzenden Lage in den Kliniken. Wie ist die Situation in Bielefeld? &bdquo;Das Robert-Koch-Institut berichtet derzeit von einer außergewöhnlich hohen Zahl an grippalen Infekten“, berichtet Johannes Hartmann, Vorsitzender der Initiative Bielefelder Hausärzte. Dementsprechend seien die Bielefelder Praxen bereits seit mehreren Wochen durch &bdquo;den großen Ansturm an Patienten mit Erkältungskrankheiten stark belastet“. Dieser Ansturm führt aber offenbar nicht zu einer massiven Zunahme der Patientenzahlen in den Krankenhäusern. Von einer sich zuspitzenden Lage, wie vom Chef der DKG beschrieben, berichten jedenfalls weder das Franziskus Hospital, das Klinikum Bielefeld noch das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB), Es gebe zwar eine Zunahme an Atemwegsinfektionen bei den Patientinnen und Patienten, sagt Thomas Vordemvenne, Ärztlicher Direktor am EvKB. Dieser sei aber &bdquo;saisonal bedingt zu erwarten gewesen, da im Herbst die Anzahl der Infektionen stets ansteigen“. Welche Rolle spielt Corona aktuell? Klaus Reinhardt, Bielefelder Arzt und Präsident der Bundesärztekammer, sagt, dass Corona nur zu einem Teil für die aktuellen Atemwegserkrankungen verantwortlich sei. Es spricht von einem &bdquo;Mix verschiedener Infektionskrankheiten“. Johannes Hartmann schätzt dies genauso ein. Mangels flächendeckender Testungen wie noch zum Höhepunkt der Corona-Zeit bezieht er sich auf eine Schätzung des Robert-Koch-Instituts und sagt, &bdquo;dass für die aktuelle Infektionswelle zu rund 25 Prozent Corona-Viren“ und zum überwiegenden Rest andere Erkältungsviren verantwortlich seien. &bdquo;Es ist aber unangemessen, Panik zu verbreiten. Nur in den seltensten Fällen führt eine Corona-Infektion derzeit zu der Notwendigkeit einer medizinischen Behandlung“, betont Reinhardt in dem Zusammenhang. Was bedeutet die Infektionswelle für das Personal in Kliniken? DKG-Chef Gerald Gaß sagte, dass in normalen Zeiten rund acht Prozent der Belegschaft aufgrund von Krankheit fehlen würden, es in vielen Häusern aktuell aber zehn bis zwölf Prozent seien. Auch dies bestätigen die Bielefelder Kliniken so nicht. &bdquo;Der aktuelle Krankenstand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist saisonal-erwartungsgemäß höher als normal, entspricht aber im Franziskus Hospital nicht den von Herrn Gaß skizzierten zehn bis zwölf Prozent. Kurzzeitige Personalengpässe durch Krankheit werden in den einzelnen Stations- und Ärzteteams derzeit noch gut abgefangen“, sagt Gesa Ontrup vom Franziskus Hospital. Axel Dittmar, Sprecher des Klinikums Bielefeld, berichtet ebenfalls von Personalausfällen. Er sagt aber: &bdquo;Wir sind beeinträchtigt, aber nicht so schlimm wie befürchtet.“ Auch Thomas Vordemvenne vom EvKB spricht von Herausforderungen durch Personalausfälle, betont aber: &bdquo;Die Versorgung der uns anvertrauten Patientinnen und Patienten ist jedoch nicht gefährdet.“ Gibt es Planungen für eine Maskenpflicht in Praxen oder Kliniken? &bdquo;Wir hatten zwischenzeitlich eine Maskenpflicht für die Mitarbeitenden eingeführt, aber das ist jetzt nicht mehr nötig“, sagt Dittmar für das Klinikum Bielefeld. Im Franziskus Hospital beruht das Tragen einer Maske außerhalb der Isolationsbereiche laut Sprecherin Gesa Ontrup derzeit auf Freiwilligkeit. Und auch das EvKB plant aktuell keine durchgängige Maskenpflicht oder Besuchseinschränkungen. &bdquo;Aber selbstverständlich beobachten wir das Infektionsgeschehen und können jederzeit die Maßnahmen verstärken“, sagt der Ärztliche Direktor Thomas Vordemvenne. Ähnlich äußern sich die anderen beiden Kliniken. Für den Bereich der Praxen in Bielefeld berichtet Johannes Hartmann, dass viele von ihren Patienten erwarten würden, &bdquo;dass sie im Falle einer akuten Erkältungserkrankung eine Maske tragen, falls sie die Praxis aufsuchen“. Was wird Risikogruppen geraten? Ärztepräsident Reinhardt sieht derzeit zwar &bdquo;keine medizinische Notwendigkeit einer Maskenpflicht“, rät älteren Menschen und Risikogruppen aber dennoch zu Vorsichtsmaßnahmen. Neben dem nötigen Abstand zu kranken Menschen zähle dazu vor allem die Impfung. Johannes Hartmann bestätigt dies: &bdquo;Angesichts des bleibend kursierenden Corona-Virus und der zu erwartenden jährlichen Influenza-Wellen raten wir allen Menschen über 60 und altersunabhängig allen Menschen mit relevanten chronischen Grunderkrankungen (Herz-, Lungenkranke, Diabetiker, Immungeschwächte) zur jährlichen Auffrisch-Impfung. Bezüglich der Influenza ist dies auch aktuell weiterhin sinnvoll, sollte dann aber auch in den nächsten Wochen erfolgen.“ Ist der Höhepunkt der Welle bereits überschritten? &bdquo;Die saisonale Grippewelle ist noch nicht im Gange, sondern steht uns noch bevor“, sagt Hartmann. Daher begrüßt er genau wie Ärztepräsident Reinhardt die Wiedereinführung der telefonischen Krankschreibung, da diese Ansteckungen im Wartezimmer vermeiden würde. Axel Dittmar prognostiziert ebenfalls, dass die eigentliche Grippesaison erst noch bevorstehe. Das Klinikum Bielefeld beobachte, dass Menschen aufgrund der in der Corona-Zeit getroffenen Vorsichtsmaßnahmen generell anfälliger für Infektionen seien. Dittmar spricht in diesem Zusammenhang von einem &bdquo;Nachholeffekt der Hygienemaßnahmen“.

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