Bielefelderinnen erobern sich lautstark die Nacht zurück

Bielefeld. Der Gang durch den dämmerigen Park am Abend, der Weg nach Hause durch den schwach beleuchteten Fußgängertunnel oder die kurze Strecke vom Nachtbus in die eigene Wohnung wecken beklemmende Gefühle. Besonders bei Frauen. Nicht wenige vermeiden es, sich diesem Unbehagen auszusetzen und finden andere Wege der Fortbewegung oder planen gar Terminverschiebungen in ihren Alltag ein. Für viele Frauen in unserer Gesellschaft ist dieses Szenario zur Normalität geworden. Leider. Einmal im Jahr erobern sich, rund um den 25. November, den Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, Frauen auf aller Welt die Nacht zurück. In Bielefeld riefen am 24. November die Gleichstellungsstelle und das &bdquo;Femnet“ Netzwerk mit der Demo &bdquo;Reclaim the night“ , zum 19. Mal zum gemeinsamen Umzug auf. Dieses Mal ging es, musikalisch lautstark begleitet durch die Samba Combo Rua Viva, durch die Bielefelder Alt- und Neustadt. Die Veranstaltung ist eingebettet in ein informatives Rahmenprogramm rund um die Aktion &bdquo;Gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“. Alle drei Tage wird in Deutschland eine Frau getötet Gewalt gegen Frauen hat, wie das Bundesinnenministerium in seinem &bdquo;Lagebild häusliche Gewalt“ von 2022 darstellt, in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Die Zahlen sind alarmierend und die Gewalttaten ziehen sich durch alle sozialen Schichten. Demnach ist jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/ oder sexualisierter Gewalt betroffen. Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Etwa alle drei Tage wird eine Frau getötet und mehr als einmal pro Stunde wird, statistisch gesehen, eine Frau durch ihren Partner gefährlich verletzt. Gemeinsam stark für Frauen In Bielefeld findet sich seit Jahren mit der Gleichstellungsstelle und dem, 1982 gegründeten, feministischem Netzwerk FemNet, ein starker Verbund, bestehend aus acht unabhängigen Vereinen, denen Pressesprecherin und Leiterin des Bielefelder Frauenhauses Beatrice Tappmeier vorsteht. &bdquo;Die effektive Vernetzung der einzelnen Vereine untereinander macht die Stärke des Zusammenschlusses aus,“ sagt Beatrice Tappmeier und führt fort: &bdquo;Über die differenzierten Angebote können uns die Frauen über unterschiedliche Kanäle ansprechen und erhalten unbürokratische Unterstützung durch die, für sie passende Institution.“ Gleichstellungsbeauftragte Agnieszka Salek betont die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt und FemNet: &bdquo;Gemeinsam machen wir uns für Menschenrechte von Frauen stark und stellen uns, mit einem vielfältigen Beratungs- und Informationsangebot, gegen Gewalt an Frauen und Mädchen.“ Die Aktionswochen, die in diesem Jahr vom 19. November bis zum 2. Dezember stattfinden, bieten Betroffenen und Interessierten die Möglichkeit, alle Einrichtungen zu besuchen und sich über die verschiedenen Angebote umfassend zu informieren. Geschlechtliche Stereopypen ablegen &bdquo;Mit der Demonstration &bdquo;Reclaim the night“ wollen wir einmal im Jahr das Thema sicht- und hörbar in die Öffentlichkeit bringen und deutlich machen, dass Gewalt an Frauen ein gesamtgesellschaftliches Thema ist,“ sagt die Gleichstellungsbeauftragte, die in der Vermeidungsstrategie, keine Lösung sieht. Ratschläge wie: &bdquo;Dann geh doch da nicht hin oder zieh dich unauffälliger an,“ bekommen Mädchen schon früh mit auf den Weg.“ Salek und Tappmeier sehen in dieser Haltung eine Form der Diskriminierung, die es aufzubrechen gilt: &bdquo;Wir müssen versuchen geschlechtliche Stereotypen abzulegen und Mädchen und Frauen stärken, um ein gesellschaftliches Umdenken zu erreichen. Infoprogramm unter www.bielefeld.de/gleichstellungsstelle

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