Großbrand in Bielefeld: Mammut-Einsatz und Millionenschaden

Bielefeld. Das Unternehmen ist als führender Spezialist für schwer entflammbare Stoffe und Textilien bekannt – und wurde jetzt selbst zum Schauplatz eines Großbrandes. Eine Verpuffung war am Donnerstagmorgen der Auslöser für ein Feuer beim Textilhersteller Delcotex Delius Techtex GmbH, das sich im Laufe des Tages auf beträchtliche Teile einer der Produktionshallen an der Vilsendorfer Straße in Jöllenbeck ausbreitete. Zwischenzeitlich waren mehr als 150 Einsatzkräfte der Bielefelder Feuerwehr im Einsatz, die Löscharbeiten zogen sich bis in die Nacht und eine große Brandwache behauptete die Stellung bis zur Ablösung in den Morgenstunden. Etwa 24 Stunden nach der Alarmierung zieht die Feuerwehr jetzt ab und übergibt den Einsatzort dem Betreiber. "Noch in der Nacht konnten wir die Maßnahmen beenden", sagt Peter Palsbröker, Leiter der Feuerwehr-Leitstelle am Freitagmorgen. "Der Einsatz war schon außergewöhnlich. Vor allem wegen des 35 Meter hohen brennenden Schornsteins, den wir zunächst für Löscharbeiten nicht erreichen konnten. In der Brandphase glühte der Schornstein rot vor sich hin!" Das sei auch für die Einsatzkräfte ein nicht alltägliches Erlebnis gewesen. Inzwischen konnte das Bauwerk von der Feuerwehr als standsicher eingeschätzt werden. "Ob der Schornstein stehen bleiben kann, muss jetzt ein Statiker beurteilen", so Palsbröker. Eine positive Meldung am Rande - Menschen waren zu keiner Zeit in Gefahr. Was war passiert Vom Ausmaß des Brandes war im Moment des Alarms am Donnerstagmorgen, 9. November, um 9.48 Uhr noch nichts zu ahnen. In einer Absauganlage in einer der auf dem weitläufigen Firmengelände befindlichen Produktionshallen hatte es eine Verpuffung gegeben, in deren Folge – vermutlich durch Funkenflug – der 35 Meter hohe Schornstein in Brand geriet. Dies erwies sich als äußerst problematisch: Im Gegensatz zu aus Ziegeln gemauerten Schornsteinen besteht der Schlot auf dem Delius-Gelände aus Stahlbeton, dem die Hitze mächtig zusetzte. Die glühende Konstruktion drohte zwischenzeitlich sogar einzustürzen. Von dort aus griffen die Flammen auf die Dachkonstruktion einer der Hallen über, was die Feuerwehr gleich vor die nächsten Probleme stellte: Der Brand loderte offenbar zwischen der unteren Holzkonstruktion und der Blechverkleidung in der Dämmung des sogenannten Sheddaches – eine nicht mehr moderne, aber dafür äußerst stabile Bauweise für Fabrikdächer. Das von oben kommende Wasser landete dadurch nur auf dem heißen Metall, von unten kamen die Einsatzkräfte wegen der drohenden Einsturzgefahr ebenfalls nicht an den Brandherd heran. Die Feuerwehr setzte schließlich auf drei Drehleitern, deren Besatzungen sich beim Zielen nicht nur auf das eigene Augenmaß verlassen mussten. Denn unweit des historischen Fachwerkhauses, dem Herzstück des mit inzwischen 301 Jahren zu den ältesten Familienunternehmen Deutschlands zählenden Firma Delius, hatte die Feuerwehr direkt neben der Zentrale von Einsatzleiter Peter Dopheide das Drohnen-Team stationiert, das die Koordinatoren der Löscharbeiten mit detaillierten Luftaufnahmen versorgte. So wurden im Laufe der Zeit auch Löcher im Dach erkannt, in die dann gezielt Wasser und Schaum gespritzt wurde. Geruchsbelästigung für direkte Anwohner Dies hatte zur Folge, dass zu vorgerückter Stunde endlich auch weißer Wasserdampf über dem Gelände aufstieg – nachdem im Verlauf des Tages eher schwarzer und brauner Qualm dafür sorgte, dass sogar die Warn-Apps NINA und Katwarn wegen &bdquo;Geruchsbelästigung“ auslösten und den direkten Anwohnern rieten, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Messteams der Feuerwehr patrouillierten in den Straßen und prüften fortwährend die Luftqualität. Da sich der Rauch in verschiedenen Senken sammelte, wie beispielsweise an der Eickumer Straße, wirkte der Gestank dort schon beängstigend, doch die mobilen Feuerwehrleute wussten die Anwohner zu beruhigen - trotz des andauernden Brandes waren keine Grenzwerte überschritten. Da die Löscharbeiten auch nach Einbruch der Dunkelheit andauerten, baute die Feuerwehr starke Scheinwerfer auf. Es wurde auch vom Abbruchunternehmen Hagedorn ein Greifbagger angefordert, mit dem die stabile Dachkonstruktion geöffnet werden sollte. Gegen 19.30 Uhr stand der Bagger in Position neben der betroffenen Halle und bereits 90 Minuten später hatten Mann und Maschine eine baggerbreite Schneise entlang der Brandwand gebissen. Auf dem sicheren Stück des Hallendachs löschten die Trupps unter Atemschutz die auch in den Trümmern immer wieder auflodernden Flammen und hielten die sogenannte Riegelstellung, um ein Übergreifen des Feuers zu vermeiden. "Wir knabbern uns Stück für Stück voran", schilderte Dopheide den mühsamen und Kräfte zehrenden Einsatz für die später über 150 Feuerwehrmänner und -frauen. Praktisch seien fast alle Löschabteilungen des gesamten Stadtgebiets an dem Einsatz beteiligt, direkt vor Ort, als Helfer der ersten Stunde, als Nachschub und Reserve für die erschöpften Feuerwehrleute und als Bereitschaft in den Stadteilen. Unmittelbarinvolviert waren die Löschabteilungen Jöllenbck, Theesen, Vilsendorf, Schildesche, Babenhausen, Gellershagen, Großdornberg, Niederdornberg, Deppendorf, Senne, Eckardtsheim, Kupferhammer, Lämmershagen, sowie die Mixed-Teams der ABC-Erkunder Hoberge, der Fernmeldeeinheit und der Drohnengruppe. Bei dem Feuer waren auch Mitglieder der Familie Delius vor Ort, ebenso wie Delcotex-Geschäftsführer Marc Schmidt. &bdquo;Wir sind vorsichtig optimistisch, dass man den Brand jetzt mit den weiteren Maßnahmen unter Kontrolle bekommt“, sagte er. Für die Nennung einer genauen Schadenssumme sei es am Abend allerdings noch zu früh. Recht sicher ist allerdings, dass mindestens der Schornstein abgerissen werden muss. Bis 22 Uhr hatte Bagger drei der dreieckigen Dachelemente geknackt und ein viertes in Arbeit. Während der Bagger die brennende Dachkonstruktion von der Brandmauer abtrennte und die Flammen fernhielt, stürzte eins der Dachelemente der Länge nach ein - das tragende Gebälk war durchgebrannt - bis zu dem Zeitpunkt galten die restlichen elf Elemente des Sheddachs als unbeschadet. Das ganze Ausmaß des Brandschadens wird jedoch erst am Freitagmorgen sichtbar sein. Die bereits am Vormittag eingerichtete Sperrung der Vilsendorfer Straße zwischen der Deliusstraße und dem Wörheider Weg blieb bis in die Nacht bestehen. Dorfauswärts mussten die Autofahrer über die Deliusstraße, hier gilt Tempo 30 bis zum Ortsausgang, zur Jöllenbecker Straße ausweichen. Dorfeinwärts dient der Örkenweg als Ausweichstrecke zur Eickumer Straße. Wegen der Enge des Örkenwegs inklusive Tempo-30-Zone und sporadischem Busverkehr, die Linie 155 von und nach Schildesche verkehrt vorübergehend auf der Umleitungsstrecke, bitten Mobiel und die Polizei um besonderer Rücksichtsnahme. +++ weitere Infos folgen +++

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