Schon jetzt fehlen Wohnungen - und Bielefeld wächst weiter auf bald 350.000 Einwohner

Bielefeld. Noch vor wenigen Jahren hieß es zur Bevölkerungsentwicklung: Wir werden weniger, bunter und älter. In einem Punkt hat sich die Entwicklung umgekehrt: Wir werden immer mehr. Zumindest, wenn es nach der jüngsten Bevölkerungsvorausberechnung geht, die Manja Schallock von der Statistikstelle der Stadt Bielefeld jetzt vorgelegt hat. Danach würde Bielefeld im Jahr auf mehr als 350.000 Menschen anwachsen, ein Plus von 1,8 Prozent oder 6.270 Personen gegenüber heute. Die Babyboomer kommen ins Rentenalter. Das bedeutet aber auch, dass die Zahl der Seniorinnen und Senioren in den kommenden Jahrzehnten stark steigen wird. Die Zahl der Menschen über 80 Jahre wird bis 2050 um 27,8 Prozent (6.644 Personen) anwachsen. &bdquo;Wir müssen uns darauf einstellen“, sagte Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) am Mittwoch. Das gelte in allen Bereichen. Bei der Planung von Stadtquartieren, beim Verkehr oder der Versorgung mit Pflegeplätzen. Zuwanderung, gerade auch aus dem Ausland, müsse genutzt werden, um auch genügend Personal für den Pflegebereich zu bekommen. Zuwanderung bedeute außerdem, dass dringend mehr Wohnraum in der Stadt geschaffen werden müsse. Denn, auch das zeigen die Zahlen: Ohne Wanderungsgewinne wird die Bevölkerungszahl abnehmen. Wer nach Bielefeld zieht, ist in der Regel deutlich jünger, als derjenige, der fortzieht. &bdquo;Das hat einen wesentlichen Einfluss auf die Altersstruktur“, sagt Manja Schallock. In den vergangen zehn Jahren seien 18.500 Menschen mehr nach Bielefeld gezogen, als die Stadt verlassen hätten. Das ist fast so viel, wie das benachbarte Enger Einwohner hat. Zwischen 2003 und 2013 lag der Wanderungsgewinn lediglich bei 3.234 Männern und Frauen. Spannend ist auch die Entwicklung in den einzelnen Stadtbezirken. Nach der Vorausberechnung der Statistikstelle dürfte die Einwohnerzahl in Mitte um 1,5 und in Heepen um 3,4 Prozent jeweils leicht zurückgehen. In beiden Bezirken hatte es zuletzt eher deutliche Zuwächse gegeben. Vor allem &bdquo;Mitte“ galt als attraktiv. Die größten Zuwächse werden nun für Brackwede (plus 6,4 Prozent) und Sennestadt (plus 5,5 Prozent) prognostiziert. Gerade Sennestadt war in der Vergangenheit häufig das &bdquo;Sorgenkind“ bei der Bevölkerungsentwicklung. Es galt als überaltert. Seit einigen Jahren hat in dem südlichen Stadtbezirk ein Generationswechsel eingesetzt. Die Flüchtlingsbewegungen der Vergangenheit haben auf die Bevölkerungsentwicklung augenscheinlich weniger Einfluss als angenommen. In den vergangenen fünf Jahren gab es zwar einen Zuwachs von 38 Prozent bei den Nicht-EU-Bürgern. Gleichzeitig zogen aber 30 Prozent wieder fort. Wichtiger sei der Zuzug aus der EU gewesen, so der OB. Unterschiedliche Berechnungen der Bevölkerungszahlen Berechnet wird die Bevölkerungsentwicklung in unterschiedlichen Varianten. Die mittlere, die Hauptvariante, sei als besonders realistisch einzuschätzen. Und die sieht Bielefeld eben bis 2050 bei einer Einwohnerzahl von mehr als 350.000 Menschen. Fielen die Wanderungsbewegungen noch günstiger für die Stadt, könnte die Zahl sogar auf 364.142 wachsen. Fiele das Wachstum dagegen geringer aus, ginge die Einwohnerzahl leicht auf 340.000 zurück. Aktuell sind bei der Stadt Bielefeld 343.771 Menschen gemeldet. Diese Zahl ist auch Grundlage der Berechnungen. IT NRW, die Statistiker des Landes, gehen von einer geringeren Zahl aus, sehen Bielefeld nur bei 333.000 Bewohnern, weil dort auf einer anderen Grundlage gerechnet wird. Das hat leider auch Auswirkungen auf die Stadtkasse, so Clausen. Denn die Schlüsselzuweisungen des Landes an die Stadt sind an die Einwohnerzahl von IT NRW gebunden. Liegt die Auswertung der Volkszählung von 2022 vor, werden sich die Zahlen aber wohl wieder angleichen.

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