Gerade aus dem Gefängnis entlassen: Kriminelle nehmen gleich 17 Bielefeldern Geld ab

Bielefeld. Sie kamen aus dem Knast oder kannten sich zumindest von dort. Nach ihrer Entlassung mangelte es ihnen an Bargeld und so kam die Instagram-Nachricht aus der Türkei gerade recht. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass ein ehemaliger Mitinsasse, der inzwischen in der Türkei lebt, über das soziale Netzwerk Kontakt zu einem nun angeklagten Bielefelder (28) aufnahm und ihm ein vermeintlich attraktives Angebot machte: &bdquo;500 Euro für Dich, 500 Euro für mich“, so dürfte der Deal gelautet haben. Der Bielefelder stimmte offenbar zu und trommelte kurzerhand noch drei Bekannte zusammen. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft agierte das Quartett als kriminelle Betrügerbande. Callcenter-Agenten in der Türkei versetzen Bielefelder und Gütersloher Opfer in Panik Laut Claudia Bosse, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, handelte es sich bei der mutmaßlichen Bande um drei Türken - einen 28-jährigen Bielefelder, einen 28-Jährigen ohne festen Wohnsitz und einen 30-Jährigen aus Leopoldshöhe - sowie einen irakischen Komplizen (23) ohne festen Wohnsitz. Sie sollen als falsche Bankmitarbeiter in der Zeit vom 15. Januar bis zum 6. Juni dieses Jahres insgesamt 30.000 Euro ergaunert haben. Ihre Aufgabe sei es demnach zunächst gewesen, auf einen Anruf aus der Türkei zu warten. Wenn die Komplizen in den dortigen Callcentern ihre Opfer mit angeblich &bdquo;nicht autorisierten Abhebungen in vierstelliger Höhe“ in Panik versetzt hatten, sollten der Bielefelder und seine Komplizen die Adressen der zumeist betagten Opfer aufsuchen und sich die Bankkarte inklusive Geheimzahl (PIN) geben lassen. Verunsicherte Bielefelder geben Bankkarte und Geheimzahl heraus Die Verunsicherung von 17 Bielefelder Senioren im Alter von 80 bis 94 Jahren und zweier betagter Opfer aus Gütersloh muss da schon so groß gewesen, dass die Männer an der Haustür leichtes Spiel gehabt haben dürften. Sie gaben sich als Mitarbeiter der Hausbank aus und versprachen, die irrtümliche Abhebung mit der Kundenkarte wieder rückgängig machen zu können. Doch die nun angeklagten Männer sollen lieber Bargeld vom Konto ihrer Opfer abgehoben haben und die Karte noch zum Einkaufen von Schmuck, Kleidung und Lebensmitteln eingesetzt haben. Der entstandene Gesamtschaden innerhalb von knapp fünf Monaten beläuft sich laut Anklage auf rund 30.000 Euro, so Bosse. &bdquo;Meistens hätten die Angeschuldigten bis zu 1.000 Euro abheben können. Tags darauf sei das Konto schon gesperrt gewesen“, erklärt die Staatsanwältin. Der rekrutierte Bielefelder soll gegenüber der Polizei ausgesagt haben, dass er 500 Euro behalten durfte, der Rest sei dann in die Türkei gegangen. Handydaten bringen Bielefelder Ermittler auf die Spur der Täter Die Polizei ist dem Quartett auf die Schliche gekommen, weil der Iraker bereits wegen eines ähnlichen Falls in Hagen zu drei Jahren Haft verurteilt wurde. Während dieser Ermittlungen hatte die Kripo seine Handydaten ausgewertet und war so über Chats auf mögliche Komplizen in OWL gestoßen. Wie Claudia Bosse mitteilt, habe dann ein V-Mann im Milieu einen der nun angeklagten Männer identifiziert. Eine zweite Identifizierung gelang einem Polizisten. Sogar der Name des Hintermannes in der Türkei sei bekannt. Er habe bereits in Deutschland im Gefängnis gesessen und eben dort den Bielefelder (28) kennengelernt. Die Ermittlungen zu den Hintermännern dauerten an. Die Türkei weist eigene Bürger trotz Haftbefehl nicht aus Doch selbst wenn ein Tatnachweis gelingen und ein internationaler Haftbefehl ausgestellt werden sollte, ist fraglich, ob die Bande jemals komplett zur Rechenschaft gezogen werden kann: &bdquo;Die Türkei liefert ihre Bürger nicht nach Deutschland aus.“ Das sei für die Ermittler sehr frustrierend.

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