Hilferuf von Kindertagespflege: „Wir müssen raus aus Bielefelder Traumhaus“

Bielefeld. Super gelegen, viel Platz, hell und große Fensterfronten, durch die es immer etwas Spannendes zu beobachten gibt: Ihre Räume in der ehemaligen Apotheke an der Schloßhofstraße 89 sind perfekt, quasi ein Traumhaus. Aber die Kindertagespflege &bdquo;Stadtkinder“ muss ausziehen – spätestens zu Ende Juli 2024. Die Betreiberinnen Patricia Cuna Rodriguez und Melanie Theeßen suchen für ihre neun Tageskinder deshalb jetzt dringend eine neue Bleibe im Bielefelder Westen, in der Altstadt oder in Bielefeld-Mitte. Und könnten sich da &bdquo;ganz viel vorstellen: Sehr gern auch ein Raumsharing mit Vereinen, Senioreneinrichtungen oder Gemeinden, ein Gemeinschaftsprojekt für alle Generationen“, sagen die beiden. Davon könnten beide Seiten profitieren, &bdquo;und es ist zudem nachhaltig“. Mit am Tisch sitzen und Gemüse schnippeln fürs Mittagessen, gebraucht werden und sich vom Strahlen der Kleinen anstecken lassen statt Einsamkeit im Alter, ist zum Beispiel eine Vision. Mit ihrem Vorleseopa hätte die &bdquo;Stadtkinder“ da schon ganz tolle Erfahrungen gemacht. &bdquo;Da könnte ganz viel Gutes entstehen im Stadtteil“, sagt Theeßen. Aber auch eine &bdquo;ganz normale“ Anmietung von neuen Räumen sei denkbar, auch für eine befristete Zeit. Bedarf an Kinderbetreuung im Bielefelder Westen groß Allerdings sei das auch ein enormer Kostenblock, den die Kindertagespflegepersonen tragen müssen. &bdquo;Anders als beispielsweise im Kreis Gütersloh bekommen wir als Großtagespflege keinen Mietzuschuss“, sagt Theeßen. Und der Bielefelder Westen sei begehrt. Aktuell haben sie gut 100 Quadratmeter Platz: einen großen Spielraum, ein separates Schlaf- und Ruhezimmer, Essbereich mit Küche und eine Wickelecke. &bdquo;Wir sind sehr verwöhnt, aber auch flexibel“, sagt Cuna Rodriguez. Offiziell seien nur sechs Quadratmeter pro Kind vorgegeben, &bdquo;also benötigen wir knapp 60“. Mit einem Wechsel im Team sei der auf zehn Jahre befristete Mietvertrag auf fünf Jahre verkürzt worden, und werde jetzt wegen geplantem Eigenbedarf leider nicht verlängert. Das sei schade, und auch ärgerlich. Denn allein für die aufwendige Verlegung des hochwertigen, pflegeleichten, speziell für Kleinkinder geeigneten Naturfußbodens hätten sie beim Einzug rund 10.000 Euro investiert. &bdquo;Bevor wir hier eingezogen sind, waren wir in einer alten Villa an der Hammerschmidtstraße.“ Die sei dann verkauft worden. &bdquo;Erst hieß es, wir können bleiben, aber dann mussten wir leider doch raus“, ergänzt Cuna Rodriguez. Der Bedarf an Kinderbetreuung im Bielefelder Westen sei groß, wie vielerorts in der Stadt. Aufgrund der gestiegenen Kosten und wenig finanzieller Unterstützung seitens Stadt und Land hätten es Großtagespflege immer schwerer. Deshalb hätten einige in den vergangenen Monaten geschlossen, beispielsweise in Heepen. Dort Räume zu übernehmen, sei aber keine Alternative. &bdquo;Unsere Eltern wohnen, arbeiten und brauchen uns hier“, sagt Theeßen. 830 Kindertagespflegeplätze in Bielefeld Aktuell gibt es 830 Kindertagespflegeplätze in Bielefeld. Die Anzahl habe sich etwas verringert, so Sozialdezernent Ingo Nürnberger auf Nachfrage. Dafür gäbe es verschiedenen Gründe: Umzüge, zu hohe Kosten, berufliche Umorientierung oder andere persönliche Gründe. Zum Ende des Jahres würden etwa zehn neue Kindertagespflegepersonen nach Abschluss ihrer Qualifizierung starten. Die Anzahl der Großtagespflegestellen sei aber in Bielefeld im Vergleich zum Jahr 2022 gestiegen. 2022 gab es 36, 2023 hingegen 40. Patricia Cuna Rodriguez und Melanie Theeßen hoffen, dass sie für ihre Existenz und ihre kleinen Schätze im Alter zwischen ein paar Monaten und drei Jahren eine schöne neue und bezahlbare Bleibe finden, die ihnen montags bis freitags etwa in der Zeit von 8 bis 16 Uhr zur Verfügung steht – spätestens ab 1. August 2024, gern aber auch schon eher. &bdquo;Wir sind da, wie gesagt, sehr offen für Vorschläge und eine gemeinschaftliche Nutzung“, unterstreichen die beiden Erzieherinnen nochmal. Sie freuen sich über Angebote und Ideen, Kontakt: Tel. 01577 2634390 oder E-Mail cunarodriguez@gmx.de.

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