Bielefelder Weihnachtsbaum-Posse wiederholt sich

Bielefeld. Es eine Posse ohne Lerneffekt. Weil seit dem 1. Oktober 2022 in Bielefeld eine neue Baumschutzsatzung gilt, die Baumspenden stark einschränkt, mussten die Weihnachtsbäume, die in der Adventszeit 2022 die Innenstadt schmückten, kurzfristig angekauft werden. Für satte 9.000 Euro, samt Transport aus Porta Westfalica. Eine Notlösung, hieß es damals. Jetzt steht fest: Das Weihnachtsbaumdilemma wiederholt sich bei steigenden Kosten. Dabei wären Baumspenden aus Bielefeld weiter möglich. Theoretisch. Geschätzte 10.000 Euro werden die Bäume für den Alten Markt, für Jahnplatz und Neues Rathaus inklusive Antransport und Aufstellen die Stadt in diesem Jahr kosten, das teilte der Umweltbetrieb auf FDP-Anfrage jüngst mit. Nicht nur bei den Liberalen stößt das auf Unverständnis. Die CDU beantragte im Umweltausschuss eine Abänderung der Baumschutzsatzung, um Weihnachtsbaumspenden aus heimischen Gärten wieder zu ermöglichen, wie es jahrelang bewährte Praxis war. Doch nur die FDP zog mit. Abgelehnt. Und die Lösung? Bei Umweltamt und Umweltbetrieb beruft man sich jetzt darauf, dass Baumspenden ja weiterhin möglich seien. Infrage kommen demnach Baumriesen, &bdquo;die im Außenbereich nicht der Baumschutzsatzung unterliegen“, erklärt der Umweltbetrieb. In einigen Gebieten der Stadt Bielefeld könnten große Tannen gefällt werden Denn diese greift nur in den zusammenhängenden Siedlungsbereichen und dort, wo Bebauungspläne gelten. Ab 2024 will man laut Umweltbetrieb nun in den ländlichen Außenbereichen &bdquo;potenzielle Weihnachtsbaumspenden in die Prüfung auf Eignung mit aufnehmen“. Warum das nicht schon 2023 zur Lösung taugte? Dazu geben Umweltamt und Umweltbetrieb auf Anfrage keine Erklärung. Für Carla Steinkröger (CDU) ist diese Lösung zudem Augenwischerei. Sie sagt: &bdquo;Waldbauern und Landwirte haben in der Regel keine schön gewachsenen Solitärbäume anzubieten und auch in den ländlichen Gebieten gelten oft Bebauungspläne.“ Dem Umweltbetrieb waren so laut eigenen Angaben 2023 vier Bäume angeboten worden, die &bdquo;aus Qualitätsgründen leider nicht geeignet“ waren. Der Baumkauf sei zudem nicht teurer als Baumspenden, erklärt der Umweltbetrieb. &bdquo;Bei einer Verwendung von Baumspenden aus Bielefeld fallen Kosten in ähnlicher Höhe an.“ Andere Städte entlasten mit Baumspenden die Stadtkasse Dem widerspricht Steinkröger: &bdquo;Wenn Bäume vom Umweltbetrieb selbst gefällt werden, entstehen doch nur rein buchhalterisch Kosten.“ Sowohl Ausgaben als auch Einkünfte lägen bei städtischen Einrichtungen. Das sehen offenbar auch andere Kommunen so, die zu privaten Baumspenden ausdrücklich deshalb aufrufen, um die Stadtkasse zu entlasten. &bdquo;Keine Steuergeldverschwendung für Bielefelder Weihnachtsbäume“ ist der Titel einer Petition, die der Bielefelder Florian Renner auf der Internetplattform openpetition.de im August ins Leben gerufen hat. Er ist einer der Spender, die die Stadt 2022 auf ihrem Baum sitzenließ. Eineinhalb Jahre hatte Renner zuvor die über haushohe Tanne in seinem Garten in Quelle als Weihnachtsbaum für die Stadt aufgehoben. Die neue Baumschutzsatzung stelle kein Problem dar, habe man ihm versichert. Der Vertrag zur Fällung mit dem Umweltbetrieb war längst unterzeichnet, der Tag der Fällung da, als Renner aus den Medien erfuhr, dass die Stadt andernorts Weihnachtsbäume eingekauft und bereits aufgestellt hatte. Der BUND bringt eine neue Lösung ins Spiel &bdquo;Die Stadt hat sich einen Schildbürgerstreich geleistet“, findet Renner. &bdquo;Wegen der Baumschutzsatzung können wir die Tanne nicht mehr legal fällen.“ Ein anderer düpierter Spender leitete deshalb rechtliche Schritte ein. Renner hoffte auf eine gütliche Lösung, die nicht kam. &bdquo;Das war vielleicht naiv.“ Nur etwas mehr als 100 Stimmen hat er für seine Petition bisher bekommen. Er habe sie nicht weiter beworben, weil er keine Lust auf die Anfeindungen bei Facebook gehabt habe. &bdquo;Ich bin kein Baumfrevler. Die Tanne ist für den Garten einfach zu groß geworden.“ Adalbert Niemeyer-Lüllwitz vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) ist gegen Ausnahmen in der Baumschutzsatzung. Gerade große Bäume wie Renners Tanne seien im Innenstadtbereich wichtig für das Stadtklima und sollten nicht als Weihnachtsschmuck abgeholzt werden. Sein Vorschlag: Die Stadt solle beim städtischen Forstbetrieb nachfragen, ob nicht sowieso Fichten gefällt werden müssten. &bdquo;Es muss ja kein perfekter Baum sein.“

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