Nach hitziger Debatte: Bielefelder Rat gibt Garantie für Waldhof-Ausbau

Bielefeld. &bdquo;Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft klaut.“ Eigentlich ist das der Demo-Slogan der &bdquo;Fridays for Future“-Bewegung. Doch am Donnerstag nutzten ihn die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums am Waldhof. Mehrere hundert von ihnen demonstrierten vor der Ratssitzung für den Ausbau ihrer Schule. Grund war ein Antrag von CDU und FDP. Darin hatten die beiden Fraktionen vorgeschlagen, das Gymnasium künftig nur noch mit drei Klassen pro Jahrgang zu führen und lediglich im Bestand zu sanieren, nicht für vier Jahrgangsklassen dauerhaft auszubauen. Stattdessen solle das auf dem bisherigen Seidensticker-Gelände geplante neue Gymnasium größer ausfallen und schneller realisiert werden. Gefordert hatten beide Parteien außerdem einen sofortigen Planungs- und Baustopp für die Martin-Niemöller-Gesamtschule in Schildesche. Vor allem die hohen Kosten (60 bis 80 Millionen für den Waldhof, 132 Millionen für die Gesamtschule) führten beide Parteien ins Feld. Eine Mehrheit gab es für beides nicht. Stattdessen gab das rot-grün-rote Rathausbündnis eine Garantie für den Ausbau des Gymnasiums am Waldhof. Die Schule solle dauerhaft vierzügig bleiben. Untersucht werden sollen nun mehrere Varianten für den Ausbau, mit oder ohne Abriss des Hauses des Handwerks. Die Ergebnisse sollen spätestens im Sommer 2024 vorliegen, dann eine abschließende Entscheidung fallen. Die ebenfalls dringend benötigte neue Sporthalle soll als einzelnes Projekt geplant werden. Sie soll auch vom benachbarten Ratsgymnasium genutzt werden. Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung wurde später auch der Ankauf des Hauses des Handwerks von der Kreishandwerkerschaft beschlossen. 2,45 Millionen Euro will die Stadt Bielefeld dafür ausgeben.Der Entscheidung voraus ging eine hitzige Debatte. Marcus Kleinkes (CDU) sagte, angesichts der hohen Kosten und der städtischen Finanzsituation verspreche die Mehrheit etwas, was sie am Ende nicht einhalten könne. Denkmalschutz beim Haus des Handwerks noch ungeklärt Für Jan Maik Schlifter (FDP) ist der Ankauf des Hauses Handwerks eine Fehlentscheidung: Weil immer noch der Denkmalschutz im Raum stehe, wisse niemand, was man mit dem Gebäude am Ende machen dürfe. Schlifter begründete auch die Forderung nach einem Planungs- und Baustopp für die neue Martin-Niemöller-Gesamtschule: &bdquo;Das ist ein Wahnsinnsprojekt.“ Ein dreistelliger Millionenbetrag solle für eine Schule ausgegeben werden, die am Ende kleiner ausfalle als die bisherige, &bdquo;obwohl wir mehr Schulplätze brauchen.“ Geplant ist, dass die Gesamtschule von derzeit acht auf sechs Klassen pro Jahrgang verkleinert wird. &bdquo;Wir lehnen konsequent ab, das Gymnasium am Waldhof zu schrumpfen“, sagte Miriam Welz (SPD). Das Rathaus-Bündnis stehe zu seinem Versprechen. Auch Lisa Brockerhoff (Grüne) betonte: &bdquo;Das Waldhof bleibt eine vierzügige Schule.“ Der immer wieder gegen den Ausbau ins Feld geführte Denkmalschutz sei ein lösbares Problem, betonte Bernd Vollmer (Die Linke). Bestes Beispiel dafür sei die Martin-Niemöller-Gesamtschule. Für den Neubau sei die Denkmalwürdigkeit des Bestandsbaus kein Problem gewesen. Zweifel an den Waldhof-Plänen äußerte dagegen auch Gordana Rammert (Bürgernähe): &bdquo;Wir wissen zu wenig darüber, was auf uns zukommt.“ Am Ende griff auch Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) in die Debatte ein. Zum Ankauf des Hauses des Handwerks gebe es keine Alternative. Es werde auch benötigt, wenn das Waldhof-Gymnasium nicht erweitert, sondern nur im Bestand saniert werden sollte. Er warb erneut für einen Konsens in wichtigen Fragen der Schulpolitik. Eltern schreiben Protestbrief ans Rathaus In einem Schreiben an OB Clausen und die Mitglieder des Schulausschusses hatten die Elternvertreter des Gymnasiums ihrem Ärger über den Antrag von CDU und FDP Luft gemacht: &bdquo;Durch dieses Vorhaben wird die Angst und Sorge von Eltern geschürt, ihr gesetzliches Recht auf die Schulform ihrer Wahl künftig nicht mehr wahrnehmen zu können.“ Auch die Schulkonferenz der Martin-Niemöller-Gesamtschule befasste sich am Donnerstag mit dem Ratsantrag von Christdemokraten und Liberalen. Der Tenor dort: CDU und FDP zündeten bewusst Nebelkerzen, nähmen eine der Verunsicherung von Eltern und Kindern in Kauf.

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