Falsche Polizisten aus Bielefeld erbeuten fast eine halbe Million Euro

Bielefeld. Nun also doch: Am nunmehr vierten Verhandlungstag haben zwei 32 und 24 Jahre alte Männer aus Bielefeld vor dem Landgericht weitgehende Geständnisse abgelegt. Ciwan N. und Salem M. (Namen geändert) räumten vor der XXIV. Großen Strafkammer über ihre Verteidiger ein, in mehreren Städten im Auftrag einer Bande so genannter falscher Polizisten mehr als eine halbe Million Euro von Betrugsopfern abgeholt und an Hintermänner weitergegeben zu haben. Doch zumindest Salem M. will sich alles andere als freiwillig an den Taten beteiligt haben. In der Zeit vom 29. September des vergangenen Jahrs bis zum 30. Januar prellte die Bande mehrere Senioren um Bargeld und Schmuck im Wert von rund 466.200 Euro. Darüber hinaus ließen sie sich von einem Betrugsopfer einen ein Kilogramm schweren Goldbarren im Wert von 57.000 Euro aushändigen. Verteidiger David Volke verlas nun in der Verhandlung vor dem Landgericht eine Erklärung seines Mandanten Ciwan N., in der dieser die Taten einräumte. Bei mehreren Gelegenheiten hatte N. demnach Geld entweder selber an ihm zuvor mitgeteilten Orten abgeholt oder aber es sich von ihm zuvor unbekannten Mittätern aushändigen lassen. Die Beute leitete er dann stets an einen Hintermann in Paderborn weiter. Allerdings sei er, verlas Rechtsanwalt Volke namens seines Mandanten, entgegen der Anklage niemals in der Türkei gewesen, um dort ansässigen Hintermännern Geld oder Wertgegenstände zu übergeben. "Ich bereue die Taten. Es war ein großer Fehler, mich daran zu beteiligen", hieß es in der Erklärung. Auch wolle sich N. nach Kräften um eine Schadenswiedergutmachung bemühen. Für seine Beteiligung an den Taten habe er insgesamt 14.500 Euro erhalten. Zur Frage, wie seine Beteiligung an den Bandenaktivitäten zustande gekommen sei, wollte N. zunächst noch keine Angaben machen. Wohl aber räumte er ein, dass ihm der modus operandi der so genannten falschen Polizisten bekannt gewesen sei. Durch Chat-Protokolle auf die Angeklagten aufmerksam geworden Auch der 24 Jahre alte Salem M. zeigte sich über seinen Verteidiger Sascha Haring weitgehend geständig. Auch machte er deutlich, wie sein Mitwirken an den Taten zustande gekommen war - nämlich überhaupt nicht freiwillig. Er habe sich, so hieß es in der Erklärung, von einem der hiesigen Hintermänner namens Toni 5.000 Euro geliehen. Sein Gläubiger habe ihm schließlich angeboten, das Geld abzuarbeiten. In Tonis Auftrag fuhr M. also schließlich nach Dortmund, wo er an einem verabredeten Ort eine Plastiktüte abholen sollte. An der genannten Adresse angekommen, habe er - so die Erklärung - beobachtet, wie eine ältere Dame eine derartige Tüte an einen Türknauf hängte. Ihm habe gedämmert, dass es sich dabei um eine Betrugstat handeln musste - und er sei unverrichteter Dinge nach Bielefeld zurückgekehrt. Allerdings traf ihn nun der Zorn seines Gläubigers: In der Tüte sollen sich laut Toni 30.000 Euro befunden haben, weshalb M. nun 15.000 Euro Schulden bei ihm habe, die er abarbeiten müsse. Aus Angst vor dem Mann habe sich M. sodann mehrfach als Abholer für die Bande verdingt. Die Taten ereigneten sich in mehreren westfälischen Städten und in Niedersachsen. In Steinhagen veranlassten die Täter eine 67 Jahre alte Frau, an einer verabredeten Stelle 16.000 Euro zu hinterlegen - die die Betrüger dann von einem ahnungslosen Zeugen in ihrem Auftrag nach Bielefeld bringen und sich aushändigen ließen. In Niedersachsen schlug die Bande in Fürstenau und Hildesheim zu. Als schließlich im Raum Ibbenbüren gegen weitere mutmaßliche Mitglieder einer Bande falscher Polizisten ermittelt wurde, stießen die Beamten in Chats auf Ciwan N. und seinen Mitangeklagten. Beide Männer wurden am 16. Februar festgenommen. Seither sitzen sie in Untersuchungshaft. Der Prozess wird am 15. September fortgesetzt.

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