Krebs-Versicherung: Sparkasse Bielefeld irritiert mit dieser Werbepostkarte

Bielefeld. Eine Werbepostkarte der Sparkasse Bielefeld sorgt für Irritationen: Im bekannten rot-weißen Design wendet sich die Sparkasse darauf mit &bdquo;freundlichen Grüßen“ an ihre Kundinnen und Kunden, bewirbt aber kein Sparkassenprodukt, sondern den &bdquo;Krebs-Scan“ einer Versicherung. Dazu heißt es von der Sparkasse: &bdquo;Sie haben Fragen? Sprechen Sie uns an.“ Was hat sich das Kreditinstitut dabei gedacht? Mit ihrer Sparkasse wollen wohl die wenigsten über Krebsvorsorge sprechen. Doch wer den QR-Code auf der Postkarte abscannt, die aktuell in vielen Briefkästen landet, wird auf die Sparkassen-Webseite geleitet. Hier offeriert das Institut ein Krebs-Früherkennungsprogramm der Hanse-Merkur-Versicherung – einen so beworbenen &bdquo;innovativen Bluttest“, durch den potenziell gefährliche Tumore früh erkannt werden könnten. Nach Klick auf den Button &bdquo;Jetzt berechnen und abschließen“ werden Kunden zum Vertragsabschluss direkt zur Webseite der Versicherung weitergeleitet. Manchen Kunden irritiert das. Neu ist die Rolle der Sparkasse als Versicherungsvermittlerin dabei eigentlich nicht: So gehört der Sparkassenverband Westfalen-Lippe zur Eigentümergemeinschaft der Provinzial Holding. Die Sparkassen bewerben seit Jahrzehnten Provinzial-Versicherungen. Das Bielefeld Kreditinstitut hat auch eine eigene Versicherungsagentur: die S-Finanzdienste GmbH. Die 100-prozentige Sparkassen-Tochter mit 14 Beschäftigten und Sitz in der Spiegelstraße, habe im Januar 2023 ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert, erklärt Christoph Kaleschke, Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Sparkasse Bielefeld, auf Anfrage. Moped-Versicherung und Krankenversicherung für Tiere bei der Sparkasse Bielefeld Er sagt, &bdquo;das Versicherungsgeschäft ist heutzutage ein ganz normaler Geschäftsbereich von Universalkreditinstituten, wie es unsere Sparkasse nun mal ist. Wir bieten gewerblichen und privaten Kunden in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern praktisch die gesamte Produktpalette im Versicherungs- und Vorsorgebereich an.“ Auf den Onlineseiten der Sparkasse Bielefeld wird dann auch ein ganzer Strauß an Versicherungsprodukten offeriert - wie eine Moped-Versicherung der Provinzial, die auch für E-Scooter und E-Bikes abgeschlossen werden kann. Eine Tier-Krankenversicherung der Hanse-Merkur ist dort ebenfalls zu finden, die seit gut zehn Jahren Sparkassen-Partner sei, sagt Kaleschke. Doch diese Spezial-Versicherungen landeten bisher nicht im Briefkasten. Warum jetzt eine so offensive Werbung für einen "Krebs-Scan" per Post? Was Sparkassen-Kunden tun können, wenn sie eine solche Werbung nicht erhalten möchten Weil es sich dabei um ein besonderes und neues Produkt handele, das bisher nur online auf der Sparkassen-Seite beworben worden sei, sagt Kaleschke. &bdquo;Dort wird es aber nicht von allen Kunden gesehen und gefunden.“ Auch in den Sparkassenfilialen werde jetzt dazu beraten. Kaleschke betont: &bdquo;Ein solches Schreiben bekommt nur, wer keinen Werbeausschluss bei uns angegeben hat.“ Derartige Werbung werde zudem vorrangig an die Kundengruppe 40plus verschickt, für die Gesundheitsvorsorge allmählich zum Thema werde. Wer keine Werbung erhalten möchte, kann dies schriftlich oder in den Filialen der Sparkasse melden. Bei der Versicherungsvermittlung handelt es sich um keinen ganz kleinen Geschäftsbereich für die Bielefelder Sparkasse: "Im Bereich der Lebensversicherungen haben wir in 2022 in sogenanntes &bdquo;bewertetes Beitragsvolumen“ von 65 Millionen Euro erreicht", nennt Kaleschke eine Zahl. Zu den Kooperationspartnern zählten auch Allianz, Swiss Life und Neue Leben. Bielefelderinnen sind Muffel bei der Krebsvorsorge, obwohl diese von gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird Unterdessen gehen immer weniger Frauen in Bielefeld zur Krebsfrüherkennung, das geht aus einer aktuellen Auswertung der AOK Nord-West hervor. 2022 sei zudem nicht einmal jeder vierte Mann über 45 Jahren bei der Krebsvorsorge gewesen. Während sich gegenüber 2021 immerhin knapp ein Prozent mehr Männer laut AOK um Vorsorgeuntersuchungen kümmerten, nahmen rund ein Prozent weniger Frauen als 2021 die kostenfreien Angebote in Anspruch. Dabei ist Krebs in Bielefeld nach den Herz-Kreislauferkrankungen unverändert die häufigste Todesursache, schreibt die AOK Nord-West. Eine Forsa-Befragung im Auftrag des AOK-Bundesverbands von Oktober 2022 zeigte zudem zwar unter 1.500 Befragten eine hohe Akzeptanz für die Krebsvorsorge, die Hälfte gab jedoch an, Vorsorgetermine aufzuschieben. Für Männer ab 45 Jahren werden jährliche Untersuchungen zur Früherkennung von unter anderem Prostatakrebs getragen. Frauen 20 Jahren werden je nach Alter kostenfrei auf Gebärmutterhals- und Brustkrebs untersucht sowie auf humane Papillomviren (HPV) getestet, die unerkannt Krebs auslösen können.

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