Frau muss für ihre Pfand-Spende in Bielefeld 50 Euro Strafe zahlen

Bielefeld/Hiddenhausen. Maren Möller ist Einzelhandelskauffrau. Die 27-Jährige aus Hiddenhausen geht daher nie mit Getränken in ein Geschäft. So auch am Freitagnachmittag, 18. August, als sie mit ihrem Mann zum Shopping in der Bielefelder Bahnhofstraße unterwegs ist. Weil sie ein großes Herz hat, stellt Maren Möller ihre Energydrink-Pfanddose gut sichtbar vor die Wand bei &bdquo;Calzedonia“ ab, damit sich ein Flaschensammler darüber freuen kann. Zusätzlich legt sie noch einen Spenden-Euro drunter. Die Stadt will das nicht und hat ihr wegen des Müllvergehens ein Knöllchen über 50 Euro verpasst. Die 27-Jährige ist total perplex, als sie im Geschäft von einem Ordnungsamtsmitarbeiter in zivil angesprochen wird. Er wirft der 27-Jährigen vor, Verpackungsmaterial einfach weggeworfen zu haben. Die 27-Jährige will den städtischen Mitarbeiter darüber aufklären, dass diese Dose eine Pfandspende ist und sicherlich innerhalb kürzester Zeit von einem Bedürftigen mitgenommen werde. Um ihre gute Absicht nachzuweisen, erwähnt sie auch den Euro unter der Dose. Stadt Bielefeld will weder Nachahmer noch Pfandringe Doch der Mann sei hart geblieben: &bdquo;Er sagte uns, dass die Stadt hier null Toleranz zeige.“ Neben dem teuren Knöllchen erhielt sie den Ratschlag, Dose und Euro lieber einem Bettler in die Hand zu geben. Es sähe hier schlimm aus, wenn das jeder so machte. Das bestätigt auf Anfrage Ordnungsamtsleiter Maik Maschmeier: &bdquo;Die Müllproblematik in der Innenstadt ist ein Hauptthema in der öffentlichen Diskussion. " Dabei gehe es vor allem um Kleinstmüll: Dosen, Flaschen, Kaugummi, Zigarettenkippen. Viele Besucher und Geschäftsleute nähmen an einem unordentlichen Stadtbild Anstoß: &bdquo;Trotz der unbestritten guten Absichten müssen wir die Interessen der Allgemeinheit abwägen“, sagt Maschmeier. Er benutzt den Begriff &bdquo;null Toleranz“ nicht, den Maren Möller tags darauf bei ihrer telefonischen Beschwerde ein zweites Mal hört. Maschmeier sagt dazu: &bdquo;Wir sind freundlich, aber verbindlich. Grundsätzlich sollen festgestellte Vergehen auch geahndet werden.“ Hiddenhauserin legt seit zehn Jahren Pfand plus 1 Euro an die Straße Maren Möller will schließlich den Rat befolgen und ihr Geld samt Pfanddose einem Bettler überreichen. Aber sie findet keinen in der Nähe und wirft die 25-Cent-Dose schließlich in den Müll: &bdquo;Mir geht es nicht um die 50 Euro. Mir geht es zum Glück gut. Aber es geht sehr vielen Menschen nicht gut.“ Die hätten dadurch nun Nachteile. Dass jemand in dieser Mülltonne (mit Deckeldach als Griff- und Sichtschutz) den Pfand findet, bezweifelt sie. Seit zehn Jahren lege sie Pfandflaschen und -Dosen inklusive 1-Euro-Münze an den Straßenrand: &bdquo;So etwas wie in Bielefeld ist mir noch nie passiert. Es gibt so viele Pfandsammler. Die Flaschen stehen da nicht lange“, sagt sie. So sei es auch am Boulevard (Neues Bahnhofsviertel), wo abends Dutzende Partygänger ihre Flaschen stehenlassen, die von Pfandsammlern meist vollständig weggeräumt werden. Rund ums Arminia-Stadion sei das bei Spielen nicht anders. Stadt Bielefeld will "100 abgestellte Flaschen" vermeiden Trotzdem stellt die Verunreinigung öffentlicher Flächen durch zurückgelassene Verpackungen oder Lebensmittel grundsätzlich eine Ordnungswidrigkeit dar. Maschmeier kann die Absicht der Hiddenhauserin zwar nachvollziehen. &bdquo;Aber man muss auch weiterdenken: Sind 100 abgestellte Flaschen dann ’besonders gute Absichten’?“ Er wolle Wiederholungsfälle vermeiden, nicht fördern. Erst 2019 hatte die Bielefelder Politik gefordert, das Verwarngeld für weggeworfene Zigaretten, Kaugummis oder eben Getränkebehälter deutlich anzuheben. Die 10-Euro-Knöllchen, die bis dahin in Bielefeld verteilt wurden, hatten offenbar kaum abschreckende Wirkung. Inzwischen hat das Ordnungsamt für den Regelfall &bdquo;Müllablagerung“ ein Verwarngeld von 50 Euro eingeführt. Trotzdem gebe es bei der Höhe der Summe Spielraum, sagt der Ordnungsamtsleiter. Auch Pfand-Sammelringe am Mülleimer haben sich nicht durchgesetzt Der Umweltbetrieb hat sich übrigens erneut gegen die 2014 ausprobierten Pfandflaschen-Sammelringe an den Mülleimern ausgesprochen. Dort sollten - so war die Idee - Pfandflaschen für die Sammler bereitgestellt werden. Häufig seien dort aber pfandfreie Flaschen gelandet und die Restflüssigkeiten würden auf den Boden entleert oder sogar von unbeaufsichtigten Kindern getrunken, hieß es. Süße Flüssigkeiten lockten außerdem im Sommer Wespen an. Die Erfahrung habe zudem gezeigt, dass immer wieder Nachtschwärmer die Glasflaschen am Boden zerschlagen würden. Die Kosten für Reinigung und Entsorgung würden steigen und das Pflaster würde in Mitleidenschaft gezogen. Viele Kommunen hätten ihre sehr positiv und pressewirksam eingeführten Pfandflaschenhalter deshalb inzwischen stillschweigend wieder abgenommen.

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