Bielefeld ohne Konzept in Sicherheitspolitik: Viele Worte - wenige Lösungen

Bielefeld. Mit einer Podiumsdiskussion zur Sicherheitspolitik in der Stadt gelang es der &bdquo;Grünen Jugend“, reichlich Verwaltungs-Prominenz auf die Bühne zu bitten - in Ermangelung einer echten Kontroverse blieben Konfrontationen allerdings aus und das hohe Maß an Harmonie mündete zum Finale in gepflegter Langeweile. Was vielelicht auch daran lag, dass von den eigentlich Betroffenen, über die zwar ständig gesprochen wurde, niemand da war, der seine Sicht auf die Qualität der Sicherheitspolitik samt Alltag rund um Tüte oder Kesselbrink hätte schildern können. Weder Anwohner aus dem viel geplagten Ostmannturmviertel waren auf dem Podium präsent, noch Menschen aus der Szene oder Menschen mit Migrationshintergrund - dafür aber eine magische Zahl: &bdquo;Es wird eine kritische Diskussion über die geplante Erhöhung der Ordnungsamtsstellen geben“, hatte es in der Einladung geheißen. Im Ordnungsamt sollen 5,5 neue Stellen geschaffen werden - bei bestehenden 50 Stellen im Außendienst sei das eine Steigerung von 11 Prozent, eröffnete Moderatorin Sina Radert die Gesprächsrunde: Wollen die Menschen mehr Polizei oder mehr Sozialarbeit? Das sei kein "entweder oder", sondern ein "sowohl als auch", lieferte Bielefelds Polizeipräsidentin Sandra Müller-Steinhauser die erste salomonische Formel des Abends und schuf damit den Grundton der Gesprächskreises. Denn in diesem freundlich unverbindlichen Timbre ging es dann munter hin und her mit den Wortbeiträgen - nicht wegen gegensätzlicher Positionen, sondern im Sinne der gendergerechten Sprachanteile. Denn auf dem Podium saßen vier Männern und zwei Frauen, wobei Gastgeberin Simone Lux die Rolle zufiel, ihre Gäste mit provokanten Thesen aus der Reserve zu locken. Streetworker lösen keine Drogenprobleme Was allerdings mangels gründlicher Vorbereitung und dem Standard-Vokabular aus dem Soziologie-Seminar latent scheiterte. Der pauschale Vorwurf des Racial-Profiling bei der Polizei verpuffte ebenso wie die Forderung ans Ordnungsamt, in die Qualität der Mitarbeitenden zu investieren anstatt in die Quantität durch die Aufstockung der Stellen. Die Polizeipräsidentin konterte kokett "Her mit den Beschwerden", wobei die jüngste aus einem verkorksten SEK-Einsatz resultierte, und Ordnungsamtsleiter Maik Maschmeier konnte Funktion und Aufgaben seiner Behörde referieren, die sich im weiten Stadtgebiet (größer als Düsseldorf) um Falschparker genauso kümmere wie um Lärmbeschwerden unter Nachbarn - und täglich eine Leitstelle mit acht Mitarbeitenden betreibe. Lux brachte Licht ins Dunkel der Verwaltungsarbeit, als sie die These aufstellte, dass 50 Stellen im Ordnungsamt gegenüber 20 Stellen in der städtischen Sozialarbeit doch ein deutliches Missverhältnis darstellen würden. Sozialdezernent Ingo Nürnberger korrigierte die Zahl der Mitarbeitenden deutlich nach oben und erwähnte neben den Kräften im Dienst der Kommune noch viele freie Träger und Initiativen, die mit verschiedenen Angeboten ebenfalls soziale Arbeit auf der Straße leisten würden. Jan-Gert Hein von der Drogenberatung würde gerne noch mehr Sozailarbeiter von freien Trägern auf der Straße sehen, räumte aber auch ein, dass Streetworker keine Drogenprobleme lösen würden. Fehlen durfte auch nicht die ewige Diskrepanz zwischen dem viel zitierten subjektiven Sicherheitsgefühl der Bürger auf der einen und den Statistiken auf der anderen Seite - die Bielefeld beispielsweise als eine der sichersten Großstädte in der Republik ausweisen - und die sicherste in NRW, wie Müller-Steinhauer noch ergänzte. Bezogen auf die Ballungsgebiete, die urbanen Zentren, würden die Zahlen schon wieder anders aussehen, gabt Martin Adamski zu bedenken. Als großer Integrator und Duz-Freund der Grünen Jugend lieferte er die finalen Gedanken für den Nachhauseweg: Prävention sei der Maßstab, Repression die Ultima Ratio, das Mittel der letzten Wahl. Wichtig sei es, immer im Gespräch miteinander zu bleiben. Sein Eindruck: In der Vergangenheit sei die Diskussion zur Sicherheitspolitik offenbar zu wenig geführt worden, was sich hiermit jetzt ändern solle, damit auch die Leisen zu Gehör kommen.

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