Langer Konflikt eskaliert am Klinikum Bielefeld: Jetzt äußern sich Insider

Bielefeld. An dem Tag nachdem die Kündigung des Ärztlichen Direktors und Chefarztes der HNO-Klinik im Klinikum Bielefeld bekanntgeworden ist, melden sich zahlreiche Insider in der Redaktion. Viele bestätigen die Angaben von Holger Sudhoff zum Führungsstil von Geschäftsführer Michael Ackermann und dessen strengem Sparkurs. Vereinzelt gibt es aber auch Kritik an Sudhoff. &bdquo;Lassen Sie sich nicht vor den Karren von Professor Sudhoff spannen“, warnt ein, wie er selbst schreibt, ehemaliger ärztlicher Mitarbeiter des HNO-Chefarztes anonym. Auch andere wollen ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, sind der Redaktion aber mit Namen und Funktion bekannt. Sie haben Sorge um ihren Arbeitsplatz und fürchten juristische Streitereien. Darunter auch mehrere Klinik-Chefs im Städtischen. &bdquo;Ich mache mir große Sorgen um das Klinikum. Nach meiner Einschätzung geht es bei der Auseinandersetzung nicht um eine persönliche Angelegenheit zwischen Herrn Sudhoff und Geschäftsführer Michael Ackermann“, sagt einer, &bdquo;sondern um die Situation der Mitarbeiter und die Versorgung der Patientinnen und Patienten.“ Es würden wichtige Kräfte nicht ersetzt, so dass schon Operationen ausgefallen seien. &bdquo;Wir können kaum noch komplexe Eingriffe durchführen.“ Der Mann bestätigt die große Zahl von Abgängen im Haus wegen des Sparkurses auch aus der mittleren, wichtigen Ebene. Sudhoff: "Mitarbeiter extrem belastet" Sudhoff hatte seine Kündigung damit begründet, dass der Sparkurs des Geschäftsführers dazu führe, dass die Mitarbeiter extrem belastet würden und die Patientenversorgung deutlich leide. Sudhoff auf Nachfrage der NW: &bdquo;Das will ich als Arzt einfach nicht mehr mitmachen.“ Er setze aber nach wie vor darauf, dass sich etwas ändere in der Ausstattung des Klinikums und des Personals. Ein anderer Klinikleiter gesteht dem Geschäftsführer vor Jahren einen guten Start zu. Er sei gekommen, um das Haus zu sanieren, das sei gelungen. Nun sei aber keine Strategie mehr zu erkennen, außer der, Geld zu sparen und sich selbst durchsetzen zu wollen. Es sind nicht nur &bdquo;die Herren in Weiß“, die sich melden. Die Mitarbeiterin einer Klinik-Ambulanz berichtet: &bdquo;Wenn jemand von uns krank wird, bricht das ganze System wegen der Personalknappheit zusammen.“ Es könnten nicht mehr alle notwendigen Untersuchungen durchgeführt werden. Am Rande des Sommerempfangs der Stadt Bielefeld äußert sich am Mittwoch auch Oberbürgermeister Pit Clausen zu den Vorgängen im Klinikum. Er finde Sudhoffs Entscheidung persönlich sehr schade, sagt Clausen. Er habe mit dem Mediziner im Förderkreis für die Medizinische Fakultät lange Jahre eng zusammengearbeitet. Er schätze ihn sehr und bedaure, dass es jetzt zur Entzweiung gekommen ist. Sudhoff sei ein kluger Mann. Von städtischer Seite will Clausen zunächst nicht reagieren, aber die Entwicklung mit Kämmerer Rainer Kaschel erörtern, der für die städtischen Beteiligungen zuständig ist. Nach der Kündigung Sudhoffs am Klinikum Bielefeld soll dessen Position als Chefarzt der Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie möglichst schnell wieder besetzt werden, so Klinikum-Geschäftsführer Michael Ackermann. Die Betriebsleitung werde einvernehmlich mit der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld die weiteren Schritte zur Nachbesetzung der Chefarztposition wie auch der Universitätsprofessur im Bereich der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde abstimmen. Ackermann sieht Klinikum in hartem Wettbewerb Sudhoff habe die positive Entwicklung der HNO-Klinik über viele Jahre maßgeblich mitgestaltet, erklärt Ackermann. Die von ihm getroffene Entscheidung sei jedoch zu akzeptieren. &bdquo;Wir sind derzeit in konstruktiven Gesprächen, damit die verbleibenden Monate der Zusammenarbeit zielführend im Sinne einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der HNO-Klinik genutzt werden können.“ Der Streit zwischen Chefarzt und Geschäftsführer soll schon seit längerem schwelen. So soll Ackermann versucht haben, die Wahl Sudhoffs in das Amt des Ärztlichen Direktors mit rechtlichen Mitteln zu verhindern. Am Ende gab es aber doch eine Mehrheit für den Mediziner. In den Kommentaren im Online-Portal dieser Zeitung wird Sudhoffs Entscheidung meist bedauert. &bdquo;Ausgerechnet einer der besten HNO-Ärzte geht?“, fragt ein Nutzer. &bdquo;Das wäre ein großer Verlust. Hoffentlich kann das noch mal im Guten rückgängig gemacht werden.“ Ein anderer berichtet über seine persönlichen Erfahrungen in der HNO-Klinik. &bdquo;Hoher Stresslevel. Leider ein Teufelskreis, der sicherlich auch andere Mitarbeiter nach und nach zum Umdenken zwingen wird.“ Rückhalt aus dem Aufsichtsrat Das Klinikum Bielefeld befinde sich im Krankenhausmarkt inmitten von Reformen und zusätzlich, wie alle Krankenhäuser, im Wettbewerb um Fachkräfte, entgegnet Ackermann auf die Vorwürfe. Eine verabredete Personalreduzierung im Rahmen des Wirtschaftsplanes gebe es im laufenden Jahr aber lediglich in Höhe von zehn Prozent bei den Arzthelferinnen und dort im Schreibdienst. Die Entscheidung dazu sei in der Unternehmensführung, der auch Sudhoff als Ärztlicher Direktor angehöre, einvernehmlich getroffen worden. Die Mitglieder des Aufsichtsrates des Klinikums sind über die aktuelle Entwicklung informiert worden, ebenso die Dekanin der Medizinischen Fakultät, Claudia Hornberg. Im Kooperationsvertrag zwischen dem Klinikum Bielefeld und der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld ist geregelt, dass die Professur für den HNO-Bereich am Klinikum angesiedelt ist. Sie sei nicht auf andere Häuser übertragbar, heißt es. Im Aufsichtsrat genießt Ackermann aktuell Rückhalt. Derzeit erfüllt er einen Vier-Jahres-Vertrag mit einer Verlängerungsoption für ein weiteres Jahr bis 2026.

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