Grundstückshandel sichert Erweiterung des Hochschulcampus in Bielefeld

Bielefeld. Es ist ein ungewöhnlicher Grundstückshandel, den die Stadt jetzt tätigen will. Hinter der Hochschule Bielefeld (früher: Fachhochschule) will sie 5,4 Hektar Land erwerben. Nur zu einem kleineren Teil für sich selbst. Das Gros der Fläche will sie zu einem späteren Zeitpunkt dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes zur Verfügung stellen. Mit dem Flächenerwerb, der teilweise über Erbbaurecht geregelt werden soll und die Stadt zunächst einen Millionenbetrag kosten wird, kann der BLB wiederum den dringend benötigten Erweiterungsbau der Hochschule ermöglichen. Der Rat hat dem Geschäft bereits in nichtöffentlicher Sitzung zugestimmt. Der BLB macht die Verfügbarkeit der Flächen zur Bedingung dafür, dass er wiederum der Stadt Grund für die längst überfällige Verlängerung der Stadtbahnlinie 4 vom Lohmannshof bis zur Dürerstraße überlässt. Rechtliches Dilemma verhindert, dass das Land die notwendigen Flächen selbst erwerben darf Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb ist nämlich in einem Dilemma. Aus rechtlichen Gründen ist es ihm nicht erlaubt, für ein Projekt Flächen auf Vorrat zu kaufen. Erwerben darf er Grund nur, wenn projektbezogene Fördermittel zur Verfügung stehen. Für die Erweiterung der Hochschule stehen aber noch keine Gelder bereit. 2015 wurde auf dem Campus das neue Gebäude von der heutigen Hochschule Bielefeld bezogen. Trotz einer Fläche von 30.000 Quadratmetern war der Bau schon damals deutlich zu klein. Es werden mindestens 10.000 Quadratmeter zusätzlich benötigt. Doch im Januar wurde bei einem Besuch von NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) klar, dass es mit einem Erweiterungsbau erst einmal nichts werden wird. Das Budget für das Jahr 2023 in Höhe von 1,5 Milliarden Euro für Hochschulbauten war da bereits verplant. Und auch im kommenden Jahr sieht es eher düster aus. Gegenüber der Stadt hat der BLB aber versichert, dass weiter an einer schrittweisen Erweiterung des zweiten Bauabschnitts auf dem Campus Nord gearbeitet werde. Doch ein Zeitfenster, innerhalb dessen das Vorhaben realisiert werden könnte, kann auch er noch nicht benennen. Die Planungen rund um die Stadtbahnlinie 4 Deshalb ist auch nicht klar, wann die Grundstückskosten, für die die Stadt nun Vorleistung tritt, erstattet werden. Dennoch ist man im städtischen Immobilienservicebetrieb (ISB) davon überzeugt, sich ein Schlüsselgrundstück für die künftige Campus-Entwicklung gesichert zu haben. Und auch die Verlängerung der Linie 4 rückt in greifbare Nähe. Die wichtigsten Bauleistungen sollen nun Anfang 2024 ausgeschrieben werden, hatte die Verwaltung erst kürzlich auf eine Anfrage der FDP mitgeteilt. Die Planungen der Verkehrsanlagen seien derzeit noch nicht abgeschlossen und würden sich voraussichtlich noch bis Ende 2023 hinziehen. Es sei aber geplant, zwischen Herbst 2023 und Sommer 2024 bereits notwendige Leitungen zu verlegen. Im Anschluss daran sollen die Hauptbauarbeiten von Mitte 2024 bis Mitte 2026 durchgeführt werden. Verlängerung der Stadtbahnlinie 4 ist Voraussetzung Tatsächlich wird seit mehr als zehn Jahren an der Verlängerung der Uni-Linie gefeilt. Immer wieder kam es zu Rückschlägen, zuletzt 2022, als dem beauftragten Planungsbüro die Mitarbeiter abhandengekommen waren. Auswirkungen auf die Zahlung von Fördermitteln sollen die Verzögerungen aber nicht haben. Die Verlängerung der Linie 4 bis zur Dürerstraße ist 1,3 Kilometer lang. Die Planer stecken bei dem Projekt in einer Zwickmühle. Denn die Stadtbahnlinie über den Hochschulcampus wurde im Bebauungsplan als zwingende Voraussetzung für weitere Hochschulbauten festgeschrieben. Müsste dieser Bebauungsplan geändert werden, müsste das gesamte Verfahren noch einmal neu aufgerollt werden. Das würde Zeit kosten und die Expansionspläne der Hochschule zusätzlich verzögern. Aktuell wird auch noch eine Machbarkeitsstudie zu der Frage erarbeitet, ob die Stadtbahnlinien 3 und 4 verknüpft werden könnten. Dies würde eine weitere Verlängerung bis zur Station Babenhausen-Süd nötig machen.

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