Karstadt lässt Bielefelder Mitarbeiter hängen und schweigt eisern

Bielefeld. Das laute Schweigen des Galeria-Kaufhof-Konzerns irritiert. Während sich der Insolvenzverwalter und Chefsanierer Arndt Geiwitz öffentlich äußert und verlauten lässt, dass es für Karstadt in Bielefeld keine Zukunft mehr gibt und die Verhandlungen gescheitert seien, ist vom Konzern selbst nicht ein Wort zur Sache zu hören. Die Pressestelle schweigt seit Tagen, blockt jegliche Anfrage ab. Die Mitarbeiter haben von der für sie bitteren Nachricht aus der Presse erfahren – und daraufhin am Mittwoch um Aufklärung in einer Betriebsversammlung gebeten. Wie zu hören ist, fühlen sich die 90 Betroffenen nach dieser Zusammenkunft nicht schlauer. Selbst die Bielefelder Filialleiterin, die im August in eine andere Filiale wechselt, hatte zur neuen Nachrichtenlage keine Informationen. Vom Arbeitgeber ist das kein guter Stil. Eine bestätigende Information über das endgültige Karstadt-Aus wäre angebracht. Trotz bereits ausgesprochener Kündigungen. Denn bis zuletzt haben die Karstadt-Mitarbeiter gehofft. Dafür sorgten öffentliche Äußerungen des Bielefelder Oberbürgermeisters, aber auch der Investoren über andauernde Verhandlungen, wenn auch sehr zähe. Stets wurde betont, dass es noch eine Chance für eine Rettung gibt. Die Essener Warenhauskette lässt ihre Mitarbeiter nicht zum ersten Mal im Dunkeln tappen. Lange herrschte bei den Bielefelder Angestellten Ungewissheit über die berufliche Zukunft. Auch in anderen Städten, in denen Karstadt vor der Schließung steht oder stand, sieht die Situation für die Beschäftigten nicht besser aus. In Bremen lief die Sache ähnlich. Erst drohte die Schließung, dann folgten Kündigungen, dann kamen Gerüchte eines Rettungsplans auf, der dann allerdings wieder scheiterte. Das Ende der Geschichte: Am Donnerstag dieser Woche wurde überraschend verkündet, dass die Schließungspläne beerdigt wurden und Karstadt in Bremen doch geöffnet bleibt. Was passiert mit dem Gebäude an der Bielefelder Bahnhofstraße Ob es dieses glückliche Ende doch noch in Bielefeld geben wird, ist fraglich. Jetzt ist erst einmal davon auszugehen, dass sich die Türen Ende Januar 2024 schließen. Das wirft die Frage auf, was mit dem XXL-Gebäude im Zentrum der City passieren soll. Einige sprechen auch von einer Chance für die Bielefelder Innenstadt. Wo Flächen frei werden, entsteht Freiraum für Neues. Sowohl der Modehändler Sinn als auch dessen Mitbewerber C&A haben nach Informationen dieser Zeitung Interesse daran bekundet, sich im Karstadt-Komplex anzusiedeln. Richtung Friedenstraße soll ein Motel One realisiert werden und von einer Kita im Gebäude-Komplex ist die Rede. Es könnte ein guter Anfang eines neuen Innenstadt-Konzeptes sein: Wohnen und Arbeiten, Kinderbetreuung, Gastronomie und Einzelhandel – dies alles nah beieinander und gut erreichbar. Am besten noch kombiniert mit Sport- und Kulturangeboten. Das wäre keine schlechte Aussicht. Doch leider schweigt auch der Immobilienbesitzer und Investor aktuell. Vor Monaten hatte er Modernisierungspläne für das 37.000 Quadratmeter große Gebäude angekündigt. Immerhin: Für das Hotel sind sie angeblich weit gediehen. Auch die Stadt hält an ihren Plänen fest, als Mieter Flächen zu beziehen. Alles andere wirkt noch etwas nebulös. Neue Perspektiven für die Bielefelder Innenstadt nötig Angesichts von Leerständen, schrumpfenden Einnahmen des Einzelhandels hat sich Bielefeld auf den Weg gemacht, um die Innenstadt neu zu denken. Ein Schritt auf diesem Weg stellt die Innenstadtkonferenz dar. Im Oktober 2021 wurde das Planungsbüro Urbanista aus Hamburg beauftragt, eine planerische Grundlagen für die City zu erarbeiten. Es geht um Perspektiven für die Innenstadt. Noch wirkt das Vorhaben aber viel zu abstrakt. Die jüngste Präsentation des Planungsbüros hat eher für Enttäuschung gesorgt. Eine viel zentralere Rolle spielt der Umgang mit Leerständen. Inzwischen gibt es in der Stadt ein City-Team, dessen Aufgabe es ist, mit Immobilieneigentümern ins Gespräch zu kommen. Wenn hier ein guter Austausch gelingt, ist zu hoffen, dass lange Leerstände vermieden werden können. Denn wie schnell sich das Bild einer Einkaufsmeile zur Tristesse wandeln kann, ist aktuell an der Stresemannstraße zu sehen. Seit es Görtz nicht mehr gibt, wirkt die Straße ziemlich deprimierend.

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