In Bielefelder Traditionsgaststätte zieht wieder neues Leben ein

Bielefeld. &bdquo;Wann passiert bei euch endlich was?“: Das würden sie häufig gefragt, berichtet Marianne Gaydan (86). Ihr gehört der Dorfkrug an der Kirchdornberger Straße. Seit dem Auszug des letzten Wirtepaares, das in der Coronazeit in die Insolvenz ging, steht das prägnante Lokal mit bewegter Geschichte, einst beliebter Treffpunkt mitten im Kirchdornberger Ortskern, leer. Marianne und Paul Gaydan (87), die im angrenzenden Gebäudeteil wohnen, hatten aus gesundheitlichen Gründen und wegen ihres hohen Alters nicht vor, die Gaststätte wieder zu verpachten. Und verkaufen? &bdquo;Niemals“, sagt Marianne Gaydan, die dort aufgewachsen ist. Zwar gäbe es einige Interessenten, &bdquo;aber das wollen wir auf keinen Fall“. Jetzt scheint es eine Lösung zu geben für neues Leben im alten Dorfkrug, berichtet Nadja Relin. Sie wohnt seit zwölf Jahren in Kirchdornberg und will den historischen Ortskern wiederbeleben. Im vergangenen Jahr hat sie bereits sehr erfolgreich einen großen Floh-, einen Weihnachtsmarkt und auch Lesungen im Schwedenfrieden organisiert. Eine engagierte Gruppe von Bürgern plane, das leerstehende Lokal in einen &bdquo;blühenden Kulturort“ umzuwandeln. Durch die Gründung eines gemeinnützigen Vereins solle der Dorfkrug wieder zu einem lebendigen Treffpunkt werden. &bdquo;Unser Bezirk braucht dringend Orte, an denen sich Menschen treffen können, um Kultur zu genießen und sich auszutauschen“, sagt Relin. Der Dorfkrug habe ganz klar das Potenzial dafür. Gemeinsam etwas Besonderes schaffen in Kirchdornberg Bereits über hundert Menschen hätten ihre Unterstützung zugesagt, um das geplante Konzept zu unterstützen. Lesungen, Kleinkunst, Konzerte, Kunstausstellungen, Koch-, Film- oder Spieleabende: Der Dorfkrug solle für eine breite Palette von Interessen und Altersgruppen zugänglich sein und immer donnerstags, freitags und samstags von 17 bis 22 Uhr geöffnet haben. &bdquo;Wir möchten, dass der Kulturort von Freiwilligen betrieben wird und ein Ort ist, an dem Menschen ihre Fähigkeiten und Leidenschaften einbringen und etwas Nützliches machen können“, ergänzt Relin. Es solle immer ein warmes Essen, Salat und Getränke geben. Viele hätten da schon ihre Unterstützung zugesagt. Es gehe darum, gemeinsam etwas Besonderes zu schaffen, so Relin. Die Unterstützung der Gemeinde spiele eine entscheidende Rolle bei der Realisierung des Projekts. Aktuell sieht es recht trostlos aus in der rund hundert Quadratmeter großen Gaststätte. Theke, Kücheneinrichtung, Tische und Stühle fehlen. Dafür müssten etwa 30.000 Euro investiert werden, schätzt Relin. Hinzu kommen die monatlichen Pacht- und Unterhaltungskosten. Finanziert werden soll das Projekt über Mitgliedsbeiträge – angedacht seien 15 Euro pro Monat, zuzüglich einer einmaligen Aufnahmegebühr von 100 Euro – und über Spenden. &bdquo;Außerdem wollen wir uns für Fördergelder, die es aktuell für die Schaffung von sozialen Treffpunkten im ländlichen Raum gibt, bewerben“, berichtet Relin. Da hoffe der neue Verein auf Unterstützung der Bezirksvertretung. Im September soll es losgehen im Dorfkrug in Kirchdornberg Ein erster wichtiger Schritt sei jetzt die anstehende Vollversammlung des neu gegründeten Vereins am 6. Juni um 18 Uhr im Dorfkrug. Dazu seien alle Gemeindemitglieder eingeladen. &bdquo;Wir hoffen und zählen da auf breite Beteiligung, da die Ideen, Wünsche und Meinungen der Kirchdornberger von großer Bedeutung für die Entwicklung des Kulturorts sind“, sagt Relin. Auch der Pachtvertrag müsse noch unterschrieben werden. Im September soll dann der Betrieb starten, so der Plan. Der Dorfkrug in Kirchdornberg hat eine bewegte Geschichte. Das letzte Betreiberpaar, Maria Demertzi-Albayrak und William Albayrak, hatte das Pech, kurz vor Corona zu öffnen – und musste bald wieder schließen. Zuvor zog mit Giampiero Luca italienisches Flair ein. Er hat das Lokal von Dieter Klages übernommen, der 2017 überraschend gestorben ist. Klages übernahm den Dorfkrug 2014. Er löste Frank Dietze ab, der die Gaststätte davor fünf Jahre führte. Das Lokal im Ortskern existiert seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Name aus der frühen Zeit ist unbekannt. Von 1925 bis 1937 war August Janböke der Wirt, der der Gaststätte &bdquo;Lindenhof“ nannte. Um das Gebäude standen Linden. Von 1937 bis 1964 führte Otto Füchtemann das Lokal unter dem gleichen Namen. Im Saal neben der Schankstube liefen in den 50er Jahren Kinofilme. Ab 1964 übernahmen Heinrich Janböke und Frau Gertrud das Lokal und gaben ihm den Namen &bdquo;Dorfkrug“, weil die Linden inzwischen gefällt waren. Heinrich war der Sohn von August Janböke. Er führte den Dorfkrug bis 1978. Dessen Töchter Marianne und Ursula Geydan sind die Besitzerinnen der Immobilie. Verwaltet wird sie jetzt von Mariannes Sohn Lutz Gaydan, der in Kassel lebt. Gebrauchte Gaststättenausstattung und Klavier gesucht Eine Homepage mit Infos zum Projekt sei in Arbeit, ergänzt Nadja Relin. Falls jemand gebrauchte Gaststättenausstattung abzugeben habe, freue sich der Verein. Auch ein Klavier für den Gastraum, das leider auch nicht mehr da sei, stehe auf der Wunschliste. Kontakt für weitere Fragen: Nadja Relin, mobil: 0152 34016947 oder dorfkrug.dornberg@gmx.de.

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