In Bielefeld sollen weniger Einfamilienhäuser gebaut werden

Bielefeld. 74 Prozent der Bundesbürger würden gerne in ihren eigenen vier Wänden wohnen. Das hat aktuell das Institut der Deutschen Wirtschaft ermittelt. Am liebsten würden die Menschen in einem Eigenheim und am allerliebsten im frei stehenden Einfamilienhaus leben. Doch das ist zunehmend umstritten: Flächenverbrauch zu hoch, Energiebilanz zu schlecht, Materialeinsatz zu groß. In Münster ist kürzlich der &bdquo;Leitfaden klimagerechte Bauenleitplanung“ verabschiedet worden. Folge: Der Bau von Einfamilienhäusern wird dort künftig zur Ausnahme. In Bielefeld gibt es ähnliche Bestrebungen. &bdquo;Münster verbietet Einfamilienhäuser“, &bdquo;Zerplatzt der Traum junger Familien?“, &bdquo;EFH wird Auslaufmodell“ – in Münster hat der Beschluss, künftig vor allem auf Mehrfamilienhäuser zu setzen und damit ökologischer und flächensparender zu bauen, für Schlagzeilen gesorgt. In Bielefeld kocht das Thema noch auf kleiner Flamme. Noch. Im letzten Herbst hatte die rot-grün-rote Ratsmehrheit die &bdquo;Leitlinien Bauen und Stadtentwicklung“ vorgeschlagen. Nach zahlreichen Kriterien soll in Zukunft jeder Bebauungsplan geprüft werden: 33 Prozent Sozialwohnungen, autoarme Wohngebiete, Lademöglichkeiten für E-Mobile, Photovoltaikanlagen auf jedem Dach, Dachbegrünung, 30 Meter Abstand zum Wald sind Beispiele. Dazu gehören aber auch Vorgaben wie &bdquo;kompakte Bauweise“ und &bdquo;mindestens zwei Vollgeschosse“. Wo immer es möglich ist, soll so geplant werden. &bdquo;So weitermachenwie bisher geht auch nicht“ Geht dieser Kriterien-Katalog in die gleiche Richtung, wie die Münsteraner Bauleitlinien? &bdquo;Definitiv“, sagt Paul John (Grüne), der den Antrag maßgeblich mit verfasst hat. Einfamilienhäuser zu bauen, werde künftig schwierig, sagt er. Vor allem gehe es aber darum, möglichst wenig Flächen zu versiegeln und Ressourcen zu sparen. Das sieht Sven Rörig von der SPD genauso. &bdquo;Wir müssen Wohnraum schaffen, aber auch Flächen schonen. Daher müssen wir effizienter werden, um mehr Wohnungen auf weniger Fläche unterzubringen.“ Das ginge durch engere Bauweise in neuen Gebieten oder durch Nachverdichtung, etwa Aufstockung von Häusern in bestehenden Vierteln. Neubauviertel brauchten einen Mix aus verschiedenen Bauformen. Einfamilienhäuser verbieten will Rörig daher nicht, aber &bdquo;ihr Anteil wird auf jeden Fall geringer.“ Nicht alle der vorgeschlagenen Kriterien müssten immer zwingend umgesetzt werden, sagt Rörig. Dennoch: Billiger werde das Bauen dadurch nicht. &bdquo;Ein Dilemma“, meint der Politiker. Dass sich viele Menschen etwas anderes wünschen, ist ihm klar. &bdquo;Aber so weitermachen wie bisher geht auch nicht.“ Beratung hinter verschlossenen Türen Die Vorschläge der Koalition sind noch nicht beschlossen. Sie sollen im nächsten Monat in einer Arbeitsgruppe beraten werden – hinter verschlossenen Türen. Mit dabei sind auch die Oppositionsparteien. &bdquo;Bielefeld wird weiter wachsen, die Wohnungsnachfrage hält an. Wir müssen den Mehrfamilienhausbau stärken. Aber Eigenheime müssen möglich bleiben“, sagt Simon Lange von der CDU. Denn: &bdquo;Sonst profitiert der Speckgürtel der Stadt, weil junge Familien abwandern.“ "Eigenheimwunsch in den Außenbezirken erfüllen" &bdquo;Für viele Familien ist das Eigenheim nach wie vor ein Lebensziel. Diesen Wunsch sollten wir in den Außenbezirken ermöglichen“, sagt Jan Maik Schlifter von der FDP. Es mache ökologisch keinen Sinn, Bielefelder ins Umland zu vertreiben. &bdquo;Dort bauen sie auf größeren Flächen, zahlen ihre Steuern dort und kommen als Pendler mit dem Auto zurück.“ Simon Lange glaubt allerdings, dass &bdquo;flächensparendes Bauen akzeptiert wird.“ Auch Heike Winter, Geschäftsführerin der Immobiliengesellschaft der Volksbank Bielefeld-Gütersloh, sieht das so: &bdquo;Der Mix in Baugebieten ist wichtig, das Einfamilienhaus gehört dazu. Aber wir entwickeln schon überwiegend Reihen- und Kettenhäuer sowie Doppelhäuser. Dass man drum herum gehen kann, ist bei Eigenheimen nicht mehr so wichtig.“ "Bebauungspläne werden wir uns noch einmal ansehen" Noch gelten die geplanten Kriterien nicht. &bdquo;Ziel ist es, bis zum September einen von einer großen politischen Mehrheit getragenen Antrag zu beschließen“, sagt Paul John. Danach sollen die Leitlinien wirksam werden. &bdquo;Laufende Bebauungspläne, die noch am Anfang stehen, werden wir uns dann noch einmal ansehen. Solche, die kurz vor dem endgültigen Beschluss stehen, aber nicht“, sagt Sven Rörig.

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