Große Begeisterung über neuen "Fahrrad-Boulevard" am Bielefelder Adenauerplatz

Bielefeld. Seit knapp einer Woche ist der Adenauerplatz nun schon wieder für den Verkehr freigegeben. Während Autofahrer noch mit einer abgesperrten Fahrspur und der neuen Verkehrsführung zu kämpfen haben, hat sich für die Radfahrer ein regelrechtes Paradies aufgetan. Weniger Ampeln, mehr Platz zum nebeneinander herfahren und vor allem mehr Sicherheit: Die Begeisterung für den neuen Radweg ist groß – auch beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und dem Bielefelder Radentscheid. Beim Praxistest zeigt sich: Am Adenauerplatz ist ein regelrechter &bdquo;Fahrrad-Boulevard“ entstanden. Angefangen bei der schieren Breite des Radwegs. Auf dem als Zwei-Richtungsweg ausgezeichneten Abschnitt zwischen der Bushaltestelle Kunsthalle und dem Johannistal haben Radfahrer satte 4 Meter Platz. Dafür wurde den Autofahrern eine ganze Fahrspur genommen. &bdquo;Hier können die Radfahrer in unterschiedlichen Geschwindigkeiten aneinander vorbeifahren, ohne sich zu behindern oder zu gefährden“, sagt Daniel Mörchen vom Radentscheid. Ein weiterer Pluspunkt: Radweg sowie Grundstücksein- und -ausfahrten sind durch den breiten Gehweg getrennt, zudem werden Autofahrer durch Fahrradbordsteine gezwungen, langsam zu fahren. Neue Fahrrad-Ampel stellt kein großes Problem dar Auch die neu platzierte Bushaltestelle füge sich perfekt in das fahrradfreundliche Bild vom Adenauerplatz ein, so ADFC und Radentscheid. Fahrgäste müssen nicht mehr den Geh- und Radweg kreuzen, sondern können direkt an der Straße ein- und aussteigen. &bdquo;Der Bus hat keine eigene Busspur mehr, sondern hält auf der Fahrspur an. Dadurch entfällt das gefährliche Ein- und Ausfädeln“, so Mörchen. Die zunächst kritisch beäugte neue Fahrradampel am Johannistal stelle sich zudem mittlerweile als gar nicht mehr so schlimm heraus, weil vorher zwei Ampeln wegfallen. &bdquo;Wenn die hier gut geschaltet werden, kommt man in einem Rutsch rüber“, sagt Christof Hanke vom ADFC. Die Wartezeit auf Grün beträgt nach dem Drücken nur wenige Sekunden, und ein Sensor soll nahende Radfahrer erkennen und dann die Ampel automatisch umschalten lassen. Trotz aller Euphorie: Radentscheid und ADFC äußern auch Kritik Zwei Mini-Kritikpunkte haben Mörchen und Hanke dann aber doch noch. Zum einen wurden rote Pflaster-Steine statt roter Asphalt verwendet. Beide erwarten, dass es deshalb in naher Zukunft zu Unebenheiten auf der Strecke kommt. Zum anderen stören sie sich an den Umlaufgittern, die an Gefahrenstellen Zusammenstöße verhindern sollen. &bdquo;Das führt aber zu einem starken Abbremsen und gerade für Lastenräder kann das zum Problem werden“, sagt Mörchen. Und tatsächlich: Immer wieder ist zu sehen, wie Lastenradfahrer absteigen müssen oder nur sehr wacklig an den Gittern vorbeikommen. Fast eine halbe Million Radfahrer nutzen den Umweg über die Brücke Und trotzdem sei der Umbau ein Erfolg. &bdquo;Wir hoffen, dass dieser Radweg als Vorbild für die ganze Stadt genommen wird“, sagt Hanke. Er sei eine regelrechte Einladung zum Radfahren. Und die wird angenommen: So hat eine Zählstation auf Höhe von Dr. Oetker seit dem 5. Mai bereits knapp 11.000 Radfahrer registriert. Auch während der Bauphase herrschte hier reger Betrieb. Von Oktober 2022 bis Mai 2023 fuhren rund 500.000 Radfahrer dort entlang – trotz Sperrung. Genutzt haben die Radfahrer während dieser Zeit den bereits vorhandenen Radweg über die Brücke der Straße Johannistal. Für die Kritiker des gesamten Umbau-Projekts ein gefundenes Fressen. Sie fragen sich: Wozu ein Umbau, der rund 900.000 Euro kostet? Autofahrer müssen sich in den nächsten Wochen auf weitere Einschränkungen einstellen Antwort vom Radentscheid: &bdquo;Das ist ein sozial nicht tragbarer Weg.“ Er sei von weitem nicht einsehbar, sei nicht beleuchtet und bedeute einen Umweg von knapp 300 Metern. Auf viele wirke er eher abschreckend als einladend. &bdquo;Es kann auch nicht sein, dass immer Radfahrer auf Umwege ausweichen müssen. Das können auch mal die Autofahrer“, sagt Mörchen. Die müssen ohnehin noch mit Einschränkungen leben. So bleibt die linke Spur stadtauswärts noch die nächsten zwei bis drei Wochen gesperrt. Grund sind Arbeiten an den Ampeln. Ein Durchkommen ist aber trotzdem möglich. Am Samstag, 13. Mai, stoppt von 6 bis 17 Uhr deshalb auch die Stadtbahn am Adenauerplatz nicht.

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