Exklusiver Besuch: Drei Generationen wohnen in Bielefelder Hingucker-Reihenhaus

Bielefeld. Dunkelgrau, sehr modern, große Gauben im Dachgeschoss: Schon die Front des Reihenhauses der Familie Jacke/Lehmann an der Fröbelstraße zieht die Blicke auf sich. Und drei Klingelschilder, wo zuvor eine alte Dame auf 145 Quadratmetern alleine wohnte. Dank eines Anbaus und cleverer Planung leben hier jetzt auf 160 Quadratmetern drei Generationen unter einem Dach. Wie das geht? Sie haben sich auf das Wesentliche reduziert, haben so ihre eigenen Bereiche - und sind "absolut glücklich" damit. "Das einzige, was hier fehlt, sind die Parkplätze", sagt "Opa" Gustav Lehmann (84). Dass er mit einziehen kann, war für Tochter Tanja Jacke, die als selbstständige Personaltrainerin in der Bielefelder Innenstadt arbeitet, beim Kauf des Hauses ganz entscheidend. "Wir haben vorher viele Jahre lang zusammen in meinem Elternhaus in Werther gewohnt", berichtet sie. Lebensmittelpunkt - Schule, Arbeit, Freizeit - des Ehepaares, und auch ihrer Kinder Ben (20) und Ella (18), sei aber immer schon Bielefeld gewesen. Manchmal seien sie dreimal am Tag hin- und her gefahren. "Als meine Mutter dann starb, war klar, dass wir wieder nach Bielefeld ziehen", sagt Jacke. In Schildesche haben sie und Ehemann Karsten gewohnt, bis Tochter Ella geboren wurde. Weil die Großeltern sich ganz viel mit um die Kinder gekümmert haben, seien sie aber damals zu ihnen nach Werther gezogen. Glücklichen Zufall und kluge Planung Durch einen "wirklich glücklichen Zufall" hat die Familie dann 2016 das Reihenhaus an der Fröbelstraße gefunden: über Freunde, die in der Nachbarschaft wohnten. Dank der klugen Planung des Bielefelder Architekten Ulrich Kaldewey entstand mit einem Anbau auf dem nur etwa 250 Quadratmeter großen Grundstück das Generationenprojekt: unten die Eltern, in der Mitte der Opa und oben die beiden jetzt gerade erwachsenen Kinder. Mittelpunkt des Hauses ist der offene, helle Wohn-, Küchen und Essbereich im Erdgeschoss. Durch ein innen liegendes Fenster kommt hier zusätzlich Licht herein. Klar, offen, "ohne viel Tüddelkram": So wirkt die untere Etage, in der sich noch ein kleines, aber feines Duschbad und ein Schlafzimmer befindeen, größer, als sie eigentlich ist. Es dominieren Weiß- und Grautöne und wenige, ausgewählte Möbel. "Klar hätten wir auch gerne noch ein Büro gehabt, aber wichtiger war uns, dass mein Vater hier mit wohnen kann", sagt Tanja Jacke. Als gelernter Maurer hat Gustav Lehmann bei der Sanierung des Altbaus von 1927 kräftig mitgeholfen, beispielsweise die Terrasse gebaut und die Mauer im Vorgarten nach historischem Vorbild erneuert. Dass er Treppen steigen muss, um in seine Etage mit Wohn- und Schlafzimmer, "Luxusbad" mit Wanne und bodentiefer Dusche und Küchenzeile zu kommen, stört den 84-Jährigen nicht. "Ich mache jeden Tag meine Gymnastik, und unternehme viel", berichtet er. Gern kommt er zum Essen nach unten, oder abends zum Kartenspielen am großen Esstisch. Er habe es gut getroffen, sowohl mit dem Wohnmodell, als auch mit der "wirklich besonders netten Nachbarschaft". Alte Holzböden erhalten und weiß lackiert Der große Garten, den sie in Werther hatten, fehle ihnen nicht, sagen alle. Klein, aber fein - und sehr pflegeleicht sei er jetzt hier bei dem neuen Haus, idyllisch gelegen nach hinten raus, an die Gärten der Nachbarn angrenzend. Genau ausreichend, um einfach Sonne zu tanken, zu feiern oder zu grillen. "Und absolut ruhig", ergänzt Tanja Jacke mit Blick ins Grüne. "Man hört nur die Vögel zwitschern und auch Eichhörnchen haben wir hier oft." Die Lage - auch zur Straße hin sehr ruhig und fußläufig zur Innenstadt - sei perfekt. Nur das Parken sei, seit der Ehlentruper Weg Fahrradstraße geworden ist, problematisch. "Wir fahren auch selbst alle und gerne Fahrrad, aber aus unserer Sicht würde es besser und vor allem mit weniger Aufwand funktionieren, wenn alle einfach Rücksicht aufeinander nehmen würden", sagt Karsten Jacke. Dann könnten alle prima und ohne Riesenaufwand die Straßen nutzen. Unterm Dach ist Ellas und Bens Reich. Während die Familie den Boden im Erdgeschoss komplett neu gefliest hat, wurden hier - und auch im ersten Stockwerk - die alten Holzböden erhalten. Ganz oben hat Tanja Jacke sie weiß lackiert. Durch die großen Gauben wirkt alles trotz Schrägen großzügig, es kommt zudem viel Licht in die beiden, vorwiegend in weiß gehaltenen, großen Zimmer und das Duschbad. Ella fände es gar nicht schlecht, wenn Ben zum Herbst wie geplant zum Architekturstudium nach Münster geht. Sie macht im kommenden Jahr ebenfalls Abitur am Helmholtz-Gymnasium, und möchte dann Grundschullehramt in Bielefeld studieren. Dann könnte sie unterm Dach noch eine Küchenzeile einbauen - die Anschlüsse sind alle da - und hätte dort ihre eigene kleine, abgeschlossene Wohnung.

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