Bielefelder Familie verwandelt 100 Jahre altes Haus in Energiewunder

Bielefeld. Komplett mit Inventar und vollem Kühlschrank: So haben die Tobers das Haus der alten Dame übernommen. Mit viel Eigenarbeit, starken Nerven, Liebe zum Detail und moderner Technik haben sie aus dem in die Jahre gekommenen, aber charmanten Altbau aus dem Baujahr 1922 ein zukunftsweisendes Zuhause für die fünfköpfige Familie geschaffen. Es hat knapp 130 Quadratmeter Wohnfläche, wirkt aber durch die Aufteilung großzügiger. Neue Kunststofffenster in Holzoptik mit Dreifachverglasung, Dämmung von Dach und Außenwänden, Wärmepumpe und Dach-PV-Anlage: So konnte der Primärenergiebedarf des Hauses um über neunzig Prozent gesenkt werden, heißt in der Dokumentation des beauftragten Energieberaters. Das überzeugte auch die Jury des Bielefelder Klimaschutzpreises. Tobers wurden jetzt mit dem mit 1.500 Euro dotierten zweiten Preis in der Kategorie &bdquo;Privates Wohnen“ ausgezeichnet. Ja, es sei schon eine aufregende und anstrengende Zeit gewesen, sagen Laura und Christoph Tober rückblickend beim Betrachten der Fotos vom alten Zustand des Doppelhauses, zentral gelegen in einer von der Apfelstraße abgehenden Seitenstraße. &bdquo;Wir haben wirklich alles ’rausgerissen, bis auf die nackten Steine – und fast alles neu gemacht“, sagt Christoph Tober. &bdquo;Das war schon Wahnsinn.“ Viel in Eigenarbeit, mithilfe von Freunden und Neffen. Und das in einer Zeit, in der ihr jüngstes Kind (heute 2) geboren wurde und Laura Tober einen neuen Job antrat. Mit Postkarte zum Traumhaus in Bielefeld Aber das Haus sei ein Glücksgriff gewesen. &bdquo;Wir wohnten hier schon in der Nähe, allerdings zur Miete in einer 70-Quadratmeter-Wohnung“, berichtet die 43-Jährige. Sie hatten schon nicht mehr damit gerechnet, dort irgendwo ein bezahlbares, eigenes Haus zu finden. &bdquo;Wir wollten schon nach Elverdissen ziehen.“ Aber dann meldet sich der in Spanien lebende Sohn der Vorbesitzerin ihres Hauses, in deren Briefkasten die Familie eine Postkarte mit ihrem Gesuch und Kontakt eingeworfen hatte. &bdquo;Sie hatte die letzte Zeit bei ihm gelebt, war dann gestorben“, sagt Laura Tober. Und das Haus sollte möglichst schnell und unkompliziert verkauft werden. Innerhalb von drei Wochen sei alles erledigt gewesen. Einen wertvollen Schatz hätten sie leider beim Ausräumen nicht gefunden. Nur etwa 80 Jahre alte Bier- und Schnapsflaschen. Und wunderschönen Holzboden, unter der mit Teppichboden beklebten alten Holztreppe, die ins Obergeschoss führt. Und die Christoph Tober, der im öffentlichen Dienst arbeitet, &bdquo;wieder und immer wieder abgeschliffen“ hat. Salbeigrün, Weiß, Lichtgrau, Holz und schwarze Akzente, wie der lackierte Treppenhandlauf, die Deckenleuchten über der Mittelinsel in der offenen Küche oder der Rahmen der Glastür vom Flur ins Wohnzimmer: &bdquo;Wir haben viel bei Pinterest geguckt und uns ein Farbkonzept und Moodboard angelegt“, berichtet Laura Tober. Sie arbeitet in der Produktion beim WDR. Mehr zum Gucken und Staunen: Drei Generationen wohnen in Bielefelder Hingucker-Reihenhaus Fußbodenheizung haben sie nicht. &bdquo;Die Holzbalken hätten eine Verstärkung benötigt, der Aufbau wäre wegen der Anpassung der Zargen und Treppen sehr hoch gewesen“, berichtet Christoph Tober. Stattdessen gibt es im ganzen Haus neue Flachheizkörper. Das sei aber kein Problem in der Kombination mit der Wärmepumpe. Eine negative Überraschung bei der Sanierung sei der feuchte Keller gewesen, verbunden mit einer neuen Drainage und Abdichtung. Das sei anfangs nicht eingeplant gewesen. Raffinierter Garderoben-Einbau und Treppe in Sichtbetonoptik Obwohl der sanierte Altbau mit vielen Details, wie der raffinierte Garderoben-Einbau mit viel Staufläche und Sitzgelegenheit aus Ikea-Elementen im Eingang oder die in Sichtbetonoptik in Schwarz von Christoph Tober glatt geputzte, zuvor bröckelige Kellersteintreppe locker in einem Wohnmagazin beeindrucken könnte, ist die Familie noch nicht fertig. In einem kleinen Durchgangsraum im ausgebauten Dachgeschoss mit zwei der drei Kinderzimmer soll ein Büro entstehen, der alte Schuppen im Garten ist ein weiteres Projekt. Und der beim Kauf &bdquo;ziemlich zugewucherte“ Garten selbst. &bdquo;Aber wir sind auf jeden Fall total happy hier, das ist schon eine andere Lebensqualität“, sagen Laura und Christoph Tober.

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