Erneut Abi-Panne: Schulen müssen kurzfristig Klausuren austauschen

Bielefeld. Die nächste peinliche Panne bei den Abiturprüfungen: Wegen Fehlern in den Dateien, die das Schulministerium Donnerstag zur Verfügung gestellt hat, mussten die Schulen einzelne Seiten am Freitagmorgen vor dem Start noch einmal austauschen. Aufgrund von gravierenden Technikproblemen fielen Mittwoch kurzfristig die Klausuren in den Fächern Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik aus. Die neuen Klausuren sollten die zuvor abgesagten Klausuren ersetzen. &bdquo;Einfach nur peinlich“, sagen Schüler, die schon ihre erste Klausur geschrieben haben. &bdquo;Was kommt wohl als Nächstes?“, fragen sie sich. NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) bezog im Landtag nun ausführlich Stellung und nannte die Ursache für die Probleme. Es sei allerdings auch in der Vergangenheit schon ab und an vorgekommen, dass etwas kurzfristig ausgetauscht werden musste, berichtet Ute Wilmsmeier, Leiterin des Hans-Ehrenberg-Gymnasiums in Bielefeld-Sennestadt. Nach der schwerwiegenden Panne bei den für Mittwoch angesetzten und dann am Dienstagabend erst um 20.32 Uhr schließlich vom Schulministerium abgesagten ersten Abiturklausuren sei das natürlich jetzt besonders unglücklich. Der Download der Prüfungsunterlagen hingegen habe am Mittwoch für die am Donnerstag angesetzten Klausuren in Geschichte und Sowi sowie auch am Donnerstag für den heutigen Ersatztermin für problemlos funktioniert, berichten auch andere Bielefelder Schulleitungen. Ministeriums-E-Mail mit Informationen zu den fehlerhaften Seiten um 7.30 Uhr gelesen Um 7.30 Uhr am Freitagmorgen hätten sie die Ministeriums-E-Mail mit Informationen zu den fehlerhaften Seiten gelesen, berichtet Wilmsmeier. &bdquo;Wir mussten für Informatik einzelne Seiten austauschen, in Biologie war es nur eine Kleinigkeit“, sagt sie. Das sei zwar schon stressig gewesen, aber es habe zeitlich noch gut geklappt. &bdquo;Die Klausuren beginnen immer erst um 9 Uhr.“ Dass das Schulministerium allerdings anscheinend gar nicht gedacht habe, dass am Freitag die muslimischen Schüler das Zuckerfest – für sie der höchste Feiertag – feiern, werfe ebenfalls kein gutes Bild auf die Verantwortlichen, so Lehrer und Schüler. Das Angebot des Ministeriums, sie könnten ja einen Nachschreibetermin nutzen, mache die Sache nicht wirklich besser. &bdquo;Denn man hat ja schließlich mehrere Abi-Fächer und hat vorher entsprechend der Termine genau geplant, wann man für welches Fach lernt“, sagen Schüler aus dem aktuellen Bielefelder Abi-Jahrgang. Drei Schülerinnen seien aufgrund des Zuckerfestes am Freitag tatsächlich nicht zu den Klausuren gekommen und nähmen die Terminverschiebung in Kauf, berichtet Wilmsmeier. Sondersitzung im Landtag In einer Sondersitzung des Schulausschusses im Düsseldorfer Landtags am Freitag nahm Dorothee Feller ausführlich Stellung. In ihrer rund 20-minütigen Rede entschuldigte sich die Schulministerin des Landes Nordrhein-Westfalen anfangs erneut und schilderte dann die Komplikationen. Feller betonte, dass es selbstverständlich einen Plan B und eine Backup-Lösung über einen zweiten Server gegeben habe. Die Schulen habe das Ministerium am Dienstag im Laufe der Komplikationen erstmals um 15.35 direkt per E-Mail unterrichtet, zu dieser Zeit hätten bereits 300 Schulen ihre Downloads erfolgreich abgeschlossen. Am Abend habe das Ministerium aufgrund anhaltender Probleme auf eine weitere Lösung gesetzt. Die sah vor, dass die Schulen die Prüfungsdateien auf einem anderen Server up- und downloaden sollten. &bdquo;Das verlief problemlos“, sagte Feller. Als der Upload aller Dateien zu 96 Prozent abgeschlossen gewesen sei, und &bdquo;das Ziel zum Greifen nah war“, passierte jedoch ein weiterer Fehler. Das Ministerium hatte zur Sicherheit bereits parallel ein Schreiben an die Schulen vorbereitet, welches eine Anleitung zum Download der Dateien enthielt und verschickt werden sollte, sobald der Upload fertig sei. &bdquo;Doch leider“, sagte Feller, sei aufgrund eines Fehlers die E-Mail mit dem Zugangslink noch vor Abschluss des Uploads verschickt worden. In der letzten Minute des Uploads begannen somit bereits zahlreiche Schulen mit dem Download der Dateien, was den Server lahmlegte. &bdquo;Das war für uns ein bitterer Moment und eine herbe Enttäuschung“, sagte Feller. &bdquo;Wir hätten eine Lösung gehabt.“ Die Schulministerin wies die Aussage zurück, wonach das Ministerium und der IT-Dienstleister nicht erreichbar gewesen seien als &bdquo;falsch“ zurück. &bdquo;Wir sind nicht abgetaucht.“ Das Ministerium habe von 15.35 Uhr bis 20.35 Uhr vier E-Mails an die Schulen verschickt. Die Entscheidung, die Öffentlichkeit nicht früher von den Problemen zu informieren, führte Feller darauf zurück, dass dies zu &bdquo;gravierender Verunsicherung“ geführt hätte – in einer Zeit, in der es noch Hoffnung gegeben habe. Ministerium spricht jetzt von einem Plan C und D Feller erklärte auch, was mit &bdquo;hoher Wahrscheinlichkeit“ die Ursache für die Probleme gewesen sei. Eine Überprüfung habe ergeben, dass bei einem Update des Download-Servers im Mai 2022 Einstellungen vorgenommen worden seien, die dazu geführt hätten, dass das System die hohe Anzahl der Aufrufe nicht gleichzeitig habe bewerkstelligen können. Die Ursache sei also nicht der Download eines Videos und auch nicht die Zwei-Faktor-Authentifizierung als zusätzliche Sicherheitsstufe gewesen. Die vorgenommenen Einstellungen hätten aber im Zusammenwirken mit beidem &bdquo;nach jetzigem Kenntnisstand“ zu einem Ausfall einzelner Hintergrunddienste geführt. Inzwischen setze das Ministerium auf eigene Auffanglösungen, falls es erneut zu Problemen kommen sollte. &bdquo;Wir haben also jetzt einen Plan C und D“, sagte Feller. Die Ministerin ergänzte, dass es bis gestern keinerlei Hinweise gegeben habe, dass Prüfungsaufgaben geleakt wurden. Ein Ministeriumsmitarbeiter betonte anschließend, dass es nach heutigem Wissensstand &bdquo;keine Angriffe von außen“ gegeben habe, die die Probleme erklärten. Auf eine Frage, ob Prüfungsaufgaben ins Internet gestellt wurden, sagte der Mitarbeiter, dass es sich dabei um Fälschungen handele. &bdquo;Es gab kein Sicherheitsproblem des Download-Servers.“ Zudem seien die neuen Aufgaben aufgrund der Verschiebung nicht schwieriger als die Ursprungsaufgaben. Es handele sich um &bdquo;gleichwertige Klausursets“. SPD-Politiker Jochen Ott sagte, dass im Schulsystem innerhalb weniger Stunden wieder alte Wunden aufgerissen worden seien. &bdquo;In wenigen Stunden war die Corona-Schulstimmung an den Schulen wieder da.“

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