Bielefelder Großfamilie baut nach Brandkatastrophe ihr Lebenswerk wieder auf

Bielefeld. Die Großfamilie funktioniert: Eine Woche nach dem katastrophalen Brand in der Pankoken Heide, der beinahe drei Häuser komplett zerstörte, räumen die Gerbers mit vereinten Kräften bereits die letzten Trümmer aus Haus und Garage. In der Einfahrt warten randvoll beladene Mulden auf die Abfahrt, fein säuberlich getrennt nach verkohltem Holz und verbranntem Metall. &bdquo;Wir arbeiten, bis es zu dunkel ist“, sagt Paul Gerber, der mit seinen Jungs schon seit dem frühen Morgen schleppt und sortiert, stützt und sichert. Am Ostersamstag kam es zu der Tragödie in der kleinen Siedlung. Als die Feuerwehr gegen 21.30 vorfuhr, stand das Haus in der Mitte bereits im Vollbrand, auf dem Dach des rechten Nachbarn loderten die Flammen und auf der linken Seite des Doppelhauses bei den angrenzenden Gerbers bot sich den Löschtrupps dasselbe Bild: &bdquo;Das Feuer breitete sich rasant aus, so etwas hatte ich bisher auch noch nicht erlebt“, beschreibt Einsatzleiter Dirk Fortmeier die Eindrücke von einer seiner längsten Nächte. Paul Gerber und seine Frau Maria haben den Schock verwunden, nehmen die Prüfung an und bauen ihr zwanzig Jahre junges Lebenswerk wieder auf. &bdquo;Wir danken Gott, dass niemand bei dem Brand verletzt wurde“, sagt der Vater von acht Kindern. &bdquo;Wir danken von Herzen den Nachbarn und Verwandten, die uns sofort geholfen und unterstützt haben, denn wir hatten in dem Moment ja nichts mehr, nur dass was wir auf der Straße am Leib trugen. Ich danke der Versicherung, deren Vertreter schon am Ostermontag von sich aus vorbeikam und half, die ersten Formalitäten zu regeln.“ Und dann sei da noch das Gros der Unbekannten aus allen möglichen Gemeinden, die ohne die Betroffenen zu kennen, einfach gegeben hätten. 20.000 Euro Spenden nach einer Woche Während sich die drei Familien am Tag danach erst einmal sammeln mussten, starteten Freunde und Verwandte im Netz erste Spendenkampagnen auf der Homepage des Bezahldienstes Paypal: Nur eine Woche später hatten alle Benefizaktionen ihr jeweiliges Ziel von 20.000 Euro erreicht. Über die finanzielle Unterstützung freuen sich die Gerbers, doch erst einmal müssen alle verfügbaren Hände mit anpacken. Und wie viele Kräfte eine große Familie mobilisieren kann, zeigt eindrucksvoll der spontane Besuch eines Neffen aus Schweden. &bdquo;Plötzlich stand der Peter vor der Tür, er kam direkt aus Stockholm zu uns“, erzählt Paul Gerber über den jungen Mann, der im Laufschritt die mit Bauschutt beladene Schubkarre in die Mulde wuchtet, während in Oldentrup langsam die Sonne hinter den intakten Häusern versinkt. Der Helfer aus dem hohen Norden, der als gebürtiger Ukrainer auch seinen Landsleuten im Kampf gegen die Invasoren unterstützt, schwitzt und schuftet zusammen mit seinen Cousins, schaufelt Steine und schiebt eine Karre nach der anderen zu der stählernen Wanne, die sich stetig füllt – wahre Kärrnerarbeit. "Wir Nachbarn sind nicht zerstritten" Und die großen Gewerke stehen noch an. Mittlerweile habe sich ein Statiker die Schäden angesehen und ein Architekt die Sanierung in Angriff genommen: Das gegenwärtig gegen Regen mit Folie abgedichtete Dach muss runter, ebenso die Klinker, der Putz, der Estrich und auch die Fenster müssen raus. Eine aus Sperrholzplatten gezimmert und mit Bauschaum abgedichtet Front samt Türen sichert den Eingang zum Hof. Dahinter rumoren die Frauen des Hauses, räumen weiter aus und auf. Diese Woche habe er noch Urlaub, da wolle die Familie noch so viel schaffen wie möglich, sagt der gelernte Schweißer, der mit ein wenig Wehmut sein verbranntes Arbeitsgerät in die Mulde mit dem Metallschrott wirft. Doch trotz des Kummers denkt er positiv und betont, dass die Nachbarschaft nicht gelitten habe durch das Pech eines Einzelnen, dessen mutmaßlich noch heißer oder zumindest nicht genügend abgekühlter Räucherofen laut Gutachten der Brandermittler das fatale Feuer entzündet haben soll: &bdquo;Wir Nachbarn sind nicht zerstritten, das Ganze ist ja schon so traurig genug, und es hätte jedem passieren können“, sagt Gerber. Doch einen Rat möchte er allen ans Herz legen: &bdquo;Ich kann nur jedem empfehlen, eine Hausratversicherung abzuschließen – wenn wir die nicht hätten, sähe jetzt einiges anders aus“, sagt der Mann, der mit beiden Beinen fest im Leben steht und seinen Glauben lebt.

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