Mega-Millionen-Projekt: Erste Arbeiten für Bielefelds größten Schul-Neubau

Bielefeld. Die Verärgerung ist Torsten Schätz deutlich anzumerken. Der Leiter der Martin-Niemöller-Gesamtschule in Schildesche kann nicht verstehen, dass immer noch oder schon wieder um den Neubau seiner Schule gestritten wird. Der sei doch längst beschlossene Sache, die Vorarbeiten hätten bereits begonnen. Aber die jüngste Kostenschätzung von 132,4 Millionen Euro für das Projekt, ein Plus von 41,9 Millionen, hat die alte Debatte noch einmal aufflammen lassen. Jetzt kommt auch noch die Baumschutzsatzung hinzu. Wegen der müssen die Pläne noch einmal – zumindest leicht – angepasst werden. Dabei sind schon Bäume gefallen. Schätz und Frauke Moritz, didaktische Leiterin der größten weiterführenden Schule in Bielefeld, öffnen die Tür zu einem Innenhof des alten Schulgebäudes aus den 70er Jahren, wo nur noch Stümpfe aus dem Boden ragen und abgesägte Baumteile liegen. Das Atrium gehört zu dem Teil der Schule, der für den ersten Neubauabschnitt abgerissen werden soll. &bdquo;Das bestehende Schulgebäude wird für die Neubauphase um ein Fünftel verkleinert“, sagt Schätz. Die Arbeiten dafür sind in vollem Gange. Vor allem Fachräume müssen verlegt, Leitungen neu gezogen werden. In einem Teil der Mensa sind provisorisch Besprechungs- und Gruppenräume eingerichtet worden. Dabei sei stets auf die Einhaltung eines überschaubaren Kostenrahmens geachtet worden, sagt Schätz. Holzwände trennen auf den einzelnen Etagen bereits den nördlichen, für den Abriss vorgesehnen Gebäudeteil vom Rest der Schule. Vor dem Abbruch steht dort die Schadstoffsanierung an. Im weiteren Verlauf müssen auch noch Fluchttreppenhäuser in Gerüstbauweise als Übergangslösung errichtet werden. Marode und nicht zeitgemäß Wie marode und wie unzeitgemäß das bestehende Gebäude ist, zeigt sich bei einem Rundgang. Im Forum, dem Zentrum der Schule, ist ein großes grünes Netz unter der Decke gespannt, weil sich von dort immer wieder Platten lösen. Überall sind Wasserschäden deutlich sichtbar. Im Flur eines Klassentraktes zeigt Schätz auf ein Spülbecken, in dem es ursprünglich drei, jetzt noch einen Wasseranschluss gibt. Der muss für acht Klassen mit 216 Schülerinnen und Schülern reichen. Aufenthaltsräume im Keller versprühen den Charme eines Luftschutzbunkers. Vor allem die FDP im Rat hat die hohen Kosten des Schulneubaus hinterfragt, wegen der Kostenexplosion davon gesprochen, dass Bielefeld jetzt auch seinen Berliner Flughafen bekomme. &bdquo;Statt dringend benötigten Schulraum zu schaffen, sollen hier Millionen verbuddelt werden, um eine Schule zu verkleinern, die dann auch noch eine Straße über das Schulgelände bekommt. Das ist und bleibt ein Schildbürgerstreich“, hatte FDP-Chef Jan Maik Schlifter erklärt. Dass die Schule an zwei Standorten, auf dem bestehenden Gelände und gegenüber auf dem Sportplatz an der Westerfeldstraße neu entstehen soll, sei Teil eines wohlüberlegten Konzeptes, sagt dazu Frauke Moritz. In dem neuen Unterstufengebäude auf dem alten Schulgelände fänden die jüngeren Schülerinnen und Schüler einen geschützten Raum. Mittel- und Oberstufe sollen auf der anderen Straßenseite angesiedelt werden. Die Gesamtschule Schildesche verkleinere sich seit 2019 bewusst von acht auf sechs Züge, damit sie in das neue Gebäude passe und modern aufgestellt sei, sagt Schulleiter Schätz. Zu diesem Zweck sei die Sekundarschule Gellershagen dreizügig gegründet worden. &bdquo;Trotz der Verunglimpfung als Hochrisikoentscheidung durch die FDP hat sich die gute Idee durchgesetzt.“ Schule voll ausgelastet Schätz wendet sich auch gegen den Eindruck, seine Schule sei bei Eltern und Kindern nicht ausreichend nachgefragt. Der aktuelle fünfte Jahrgang sei mit 162 Schülerinnen und Schülern zu 100 Prozent ausgelastet. Ebenso sei die Anmeldezahl nicht rückläufig, sondern ansteigend, mindestens konstant. Die aktuelle Schülerzahl der Schule betrage 1378 bei 1380 Plätzen. &bdquo;Wir sind voll und haben sehr lange Wartelisten in den Jahrgängen 7 und 8, weil andere Schulen ihre Schülerinnen und Schüler loswerden wollen oder die Schüler und ihre Eltern dringend zu uns möchten, ebenso gibt es immer Anmeldeüberhänge in der gymnasialen Oberstufe“, sagt Schätz. Teilabriss und Verkleinerung ermöglichen, dass die Schule während des Neubaus nicht in ein Container-Provisorium umziehen muss. Sind die Neubauten eines Tages fertig, soll auch der Rest der alten Martin-Niemöller-Gesamtschule abgerissen werden. Es entsteht eine Freifläche, die die Stadt vermarkten und die für Wohnungsbau in einem der beliebtesten Bielefelder Stadtbezirke genutzt werden könnte.

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