Besonderer Bielefelder Wochenmarkt gibt auf - andere werden kleiner

Bielefeld. Eine bekannte Fleischerei aus der Region hat sich nach 40 Jahren auf den Wochenmärkten in Bielefeld und Umgebung am Ostersamstag komplett vom Marktgeschehen zurückgezogen und letztmalig in Sennestadt ihren Verkaufswagen aufgestellt. Die Ankündigung des Rückzugs der Firma Sander, die sich fortan ausschließlich auf die Belieferung von Großkunden konzentriert, hatte eine Diskussion darüber ausgelöst, wie es um die Wochenmärkte in Bielefeld generell bestellt ist. Und diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Wochenmärkte sind bei den Bürgerinnen und Bürgern beliebt, außerdem beleben sie die Plätze in der Stadt. In Bielefeld gibt es an 13 Orten zu unterschiedlichen Zeiten Marktangebote. Tendenziell hatte die Verwaltung bereits 2021 einen Rückgang bei den Ständen ausgemacht, wollte den Ursachen nachspüren und den Trend stoppen. Weil die Einnahmen in den vergangenen Jahren stetig gesunken sind, die Kosten etwa für Reinigung im Gegenzug aber gestiegen, war jedoch nach 2017 wieder eine Gebührenanpassung erfolgt, wobei die Länge der Frontmeter der jeweiligen Marktstände entscheidend ist. Dauermarkthändler zahlen seit Januar vergangenen Jahres pro Markttag fünf Euro pro Meter, Tageshändler sechs Euro. Ein Teil der Gebühren ist ihnen im Vorjahr als Corona-Entlastung erstattet worden. Die FDP fordert eine komplette Rücknahme der Standgebührenerhöhung, weil sie die Händler sehr belastet sieht. Die Frontmeter der Stände sind ein wichtiges Maß Die Frontmeter sind für das Ordnungsamt das Kriterium, das Auskunft darüber gibt, wie erfolgreich ein Wochenmarkt und wie groß das Interesse der Beschicker ist. Der Hauptmarkt auf dem Kesselbrink ist mit 28 Dauerständen und 324 Frontmetern der größte Bielefelder Wochenmarkt, gefolgt vom Siggi-Markt am Freitag mit 33 Dauerständen und 289 Frontmetern. Dazu kommen im Schnitt auf dem Kesselbrink noch acht Tagesstände sowie fünf auf dem Freitags-Siggi. Der kleinste Markt ist der in Brake mit zwei festen Ständen, die es zusammen auf 17 Frontmeter bringen. Zumeist kommt noch ein Tagesstand dazu. Dass die Märkte generell an Attraktivität verlieren, ist nicht gesagt. Die Entwicklungen seien im Stadtgebiet unterschiedlich, so das Ordnungsamt. "Neben Märkten mit stabilen Händlerzahlen sind auf anderen auch Abgänge zu verzeichnen." Die hätte teilweise durch Neuzugänge kompensiert oder sogar mehr als ausgeglichen werden können. Es gibt jedoch ein Aber: Bei Wechseln von Händlern könne es sein, so das Ordnungsamt, dass die "Neuen" dann kleinere Stände, also weniger Frontmeter aufbauen. Stabil geblieben oder leicht gewonnen - diese Kriterien gelten für den kleinen Meinolfmarkt (fünf Händler, 41 Meter), den Markt in Heepen (9/74) sowie in Schildesche (20/143). Bei anderen Märkten waren die vergebenen Meter trotz bleibender beziehungsweise steigender Händlerzahl leicht rückläufig. Schaut man nur auf die Händlerzahlen, sind folgende Märkte stabil oder haben sich positiv entwickelt: Ost- und Meinolfmarkt, Brackwede (samstags), Senne, Heepen, Stieghorst, Schildesche und Jöllenbeck. Abendmarkt auf dem Klosterplatz wird nicht wiederbelebt Für einen besonderen Markt, der seit Corona nicht mehr stattgefunden hat, gibt es indes keine Zukunft: Der Abendmarkt auf dem Klosterplatz kann mangels Interesse der Beschicker definitiv in bekannter Form nicht mehr wiederbelebt werden, sagt Martin Knabenreich, Geschäftsführer von Bielefeld Marketing. Für ein anderes Veranstaltungsformat auf dem Platz - beispielsweise einen Streetfood-Markt - fehlen (noch) die finanziellen Möglichkeiten. Die Frage, ob die Bielefelder Wochenmärkte aufgrund der Gebührenerhöhung Anfang 2022 kleiner geworden seien, verneint das Ordnungsamt. Im Vergleich der Frontmeter seien die Rückgänge der Jahre 2019 bis 2021 und jene ab 2022 quantitativ gleich, "demzufolge lassen sich Rückgänge nicht aus der Gebührenordnung ableiten". Viele Händlerinnen und Händler verließen aus gesundheitlichen Gründen oder aus Altersgründen den Markt. Bei Gesprächen mit den Beschickern rücke zunehmend der Personalmangel in den Vordergrund, so das Ordnungsamt, so dass die Händler weniger Märkte anfahren könnten. Fleischerei-Inhaber Andreas Sander hat noch weitere Gründe ausgemacht: Verdrängung der Märkte zu anderen Anlässen, Halteverbote, weniger Parkmöglichkeiten. Seines Erachtens wäre es wichtig, dass die Kommunen die Wochenmärkte mehr schätzen und attraktiver gestalten. Zumindest für die Kolleginnen und Kollegen, denn er ist nun raus aus dem Marktgeschäft.

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