Riesige Spinnen in Bielefeld: Faszination mit Gruselfaktor

Bielefeld. Haarige lange Beine, ein Körper so groß wie ein Handteller und furchteinflößende Namen wie &bdquo;Peruanischer Flammenrücken“ – eigentlich sollte man meinen, dass sich die meisten Bielefelder allein beim Gedanken an riesige Vogelspinnen schütteln oder gleich Reißaus nehmen. Doch weit gefehlt: Die &bdquo;Spinnen & Insekten Ausstellung“ erwies sich auch bei ihrem dritten Gastspiel in der Stadthalle als ein echter Publikumsmagnet. 120 verschiedene Spinnen- und Insektenarten haben der Leiter der Ausstellung, Renaldo Neigert, und sein Team im Foyer der Halle ausgestellt. Kriechtiere spielen dabei eher keine Rolle – dennoch fiel den Besucher noch vor dem ersten vielbeinigen Krabbler eine gewaltige Schlange ins Auge: Nämlich die der auf Einlass wartenden Spinnentier-Fans, die zwischenzeitlich vom Eingang der Halle bis zum Bahnhofsvorplatz reichte. &bdquo;Bielefeld ist für uns ein gutes Pflaster“, sagt Neigert während er auf die Menschentrauben vor seinen Terrarien blickt. Das liegt möglicherweise auch daran, dass es für ihn ein Heimspiel ist: Der gebürtige Franke ist Wahl-Ostwestfale und lebt im Bielefelder Ortsteil Brake, von wo er aus Woche für Woche mit seiner Ausstellung kreuz und quer durch die Republik reist. Aus dem Hobby einen Beruf gemacht Dass einige der Besucher dann doch hin und wieder erschrocken &bdquo;Huch!“ rufen, wenn sie eine gut getarnte Gottesanbeterin entdeckt haben, ein Tausendfüßler überraschend auf der Glasscheibe auftaucht oder sich eine der Vogelspinnen ruckartig bewegt, ficht Neigert nicht an. Im Gegenteil: Dass sie an Urängsten kitzeln und völlig fremdartig wirken, macht für ihn einen guten Teil ihrer Faszination aus. &bdquo;Das macht sie so besonders.“ Mit 16 Jahren hatte er von einem Nachbarn sein erstes Exemplar bekommen, eine Brasilianische Riesenvogelspinne. Vor 14 Jahren hatte er dann aus seinem Hobby einen Beruf gemacht – nicht zuletzt auch, weil seine private Sammlung irgendwann die der meisten Zoos und Tierparks ausstach. Denn dort würden Spinnentiere meist nur stiefmütterlich behandelt, oft gäbe es nur drei oder vier Arten zu sehen. &bdquo;Eine derartige Fülle, wie wir sie hier zeigen, ist eine Seltenheit“, sagt der Experte selbstbewusst. Und schließlich es ist bei weitem nicht jedem Halter von Spinnen erlaubt, einfach seine Terrarien in den Kofferraum zu packen und mit seinen Tieren auf Tour zu gehen. Um mit seinen Spinnen durch Deutschland zu reisen, musste Neigert eigens eine Ausbildung machen. Zudem nutzt er für seine Ausstellung einen speziellen Transporter, in dem permanent tropisches Klima herrscht. Und er muss sich an strenge Auflagen des Tierschutzgesetzes halten: So dürfen Spinnen, die für Fotos auf die Hände und Gesichter der sich wohlig gruselnden Besucher gesetzt werden, maximal eine Stunde im Einsatz sein. Ganz raus sind sogar Spinnen, die sich gerade gehäutet haben: Damit sie von neugierigen Blicken nicht gestresst werden, bleiben sie zwei Wochen außen vor. Von all dem ahnen die Besucher in der Stadthalle nur wenig, auch wenn sich unter ihnen einige Hobby-Experten tummeln – wie etwa der zehnjährige Dingkun, der eine Vogelspinne der Gattung Brachypelma Klaasi sein eigen nennt. &bdquo;Ich hatte mir schon lange eine Spinne gewünscht, jetzt habe ich sie bekommen, weil ich ein gutes Zeugnis gehabt habe“, sagt Dingkun. Mit entsprechend fachkundigem Blick begutachtet er die ausgestellten Exemplare: &bdquo;Ich beobachte gerne, wenn sie sich beim Fressen die Heimchen schnappen.“ Von Phobie kuriert Unter den Besuchern sind dann aber doch auch einige, denen die Glasscheibe der Terrarien nicht dick genug sein kann. Doch gegen die Angst vor Spinnen mit gewaltigen Ausmaßen oder klingenden Namen wie eben einem Peruanischen Flammenrücken kann die direkte Konfrontation durchaus hilfreich sein, wie Renaldo Neigert weiß: &bdquo;Ein älterer Herr kommt regelmäßig zu unseren Ausstellungen und bringt mir Pralinen mit, weil wir ihn von seiner Phobie kuriert haben.“

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