Bielefelder Wald mit Anbau: Viele Partner pflanzen einen Schul-Wald

Bielefeld. Auf einem ehemals von Fichten bewachsenen Waldhang mitten im Teuto, oberhalb des Haller Wegs, recken sich Hunderte von Bäumchen gen Himmel. Eine bunte Mischung aus Sommerlinden, Wildkirschen, Elsbeeren, Schwarzerlen, Esskastanien und Schwarznuss, knapp einen Meter groß, haben die Kinder aus der Martin- und der Klosterschule in den feuchten Boden gebracht – konzentriert, mit vollem Einsatz und unbeeindruckt vom rutschigen, abschüssigen Boden. Denn hier soll einmal &bdquo;ihr“ Schulwald stehen. Tom (8) hat auch schon ein bisschen weiter gedacht: &bdquo;Da können meine Kinder mal auf die Bäume drauf klettern.“ Rund 6.500 Quadratmeter misst die Fläche hinter dem Vereinsdomizil der Kreisjägerschaft Hubertus-Bielefeld, die der junge Verein Bielewald (2019 gegründet) von Privateigentümern auf Dauer gepachtet hat. Umrahmt von riesigen Rotbuchen, angrenzend an ein Naturschutzgebiet, am Startpunkt vieler Spazier- und Wanderwege und gut mit dem Bus erreichbar. Weiterer Pluspunkt: Die Unterrichtsräume der Kreisjägerschaft können bei Bedarf von den Schulen genutzt werden. Rund anderthalb Jahre sei die riesige Fläche leer gewesen, erzählt Ranger Aaron Gellern, der die jungen Nachwuchsförster bei ihrer Arbeit unterstützt und auch die Auswahl der Bäume übernommen hat. &bdquo;Hier an der Nordlage ist der Boden teilweise ziemlich lehmig, aber mit einer Kalkschicht drunter, also sehr nährstoffreich.“ Entsprechend habe er für die Aufforstung Edellaubgehölze ausgewählt, einen eher unüblichen Mix für so ein kleines Areal, um die Kinder mit vielen verschiedenen Baumarten und ihren Eigenschaften bekannt zu machen. Eine hohe Umzäunung schützt die Bäumchen vor dem Verbiss durch Rehe. Walderleben steht im Vordergrund Während der Ranger erläutert, worum es geht, wird rundherum fleißig weitergebuddelt, gerutscht, gegraben – und erforscht. &bdquo;Im Vordergrund steht nicht das Pflanzen, sondern das Walderleben“, unterstreicht Gellern mit einem zufriedenen Blick auf die herumwuselnde Schülerschar. &bdquo;Manche Kinder sehen hier ihre ersten Regenwürmer. Heute wurden auch schon ein paar Kellerasseln gesichtet.“ Im nächsten Schritt sollen Wege angelegt werden zu unterschiedlichen Standorten im Schulwald, zudem wird es Hinweistafeln mit Bildern und Texten geben. Denn die Pflanzungen sind nur der Anfang, der Start für ein langfristiges Projekt, finanziert von der Sparkasse Bielefeld als Beitrag für Bildung und Nachhaltigkeit, an das sich neben den beiden Gadderbaumer Grundschulen noch viele anderen beteiligen können. Fester Teil des Unterrichts In der Klosterschule ist der Lern- und Schulwald freitags ein festes Angebot für die gesamte Schule, erzählt die Leiterin des Offenen Ganztags dort, Gabriele Stock. Sie führt nachmittags mit elf Kindern die Pflanzaktion fort, die 50 Martin-Grundschüler morgens begonnen haben. Mit ihrem kleinen Waldteam war sie schon vor zwei Wochen am Haller Weg: zur &bdquo;Generalprobe“, um das Setzen von Bäumen mit Grundschulkindern bei &bdquo;richtig schlechtem Wetter“ zu testen. "Es war kalt und hat gegossen, aber sie fanden es toll“, erzählt sie und verweist auf faszinierende &bdquo;Nebenbeschäftigungen“ wie das Entdecken von Laufkäfern oder eine Regenwürmersuche. In der Martinschule wird der Schulwald im Sachunterricht implementiert. &bdquo;Es geht ja nicht nur um das Pflanzen“, sagt Detlef Timmerhans von Bielewald, &bdquo;sondern darum, das System Wald zu erleben und die Kinder dafür zu begeistern: Wie wachsen die Bäume, was passiert im Boden, wie leben die Insekten und die Vögel – das ganze Zusammenwirken.“ Er hofft, künftig weitere Grundschulen fürs Mitmachen zu begeistern. Damit auch die jüngsten Bielefelder den Wald verstehen und lieben lernen, sich selbst als Teil begreifen und durchs Pflanzen und Pflegen gemeinsam Verantwortung übernehmen.

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