Digitales Lernen, aber nicht für alle: Ärger um iPads für Bielefelder Schüler

Bielefeld. Super: iPads für alle Bielefelder Schülerinnen und Schüler: Die Botschaft der Stadtpolitik Ende vergangenen Jahres kam bei vielen gut an. Doch jetzt stellt sich heraus, dies soll nur für Kinder gelten, die städtische Schulen besuchen. Das finden Schulleitungen und Eltern ungerecht und unangemessen. Ihr Protest ist bislang jedoch noch ohne Reaktion geblieben. "Wenn es die Ersatzschulen nicht gäbe, wäre die Stadt ziemlich aufgeschmissen", sagt Michaela Hagemann, Schulpflegschaftsvorsitzende der Marienschule der Ursulinen. Denn schon jetzt sind die Schulplätze vielerorts knapp. Deshalb könne es auch absolut nicht sein, dass Schüler, die Ersatzschulen besuchen, benachteiligt werden. So wie jetzt bei der 1:1-Ausstattung mit digitalen Endgeräten. Das sehen auch die Schulleitungen der Marienschule, des Hans-Ehrenberg-Gymnasiums (HES) und des Gymnasiums Bethel so. In einem gemeinsamen Brief haben sie sich dazu schon vor einigen Wochen schriftlich an die schulpolitischen Sprecher der Ratsfraktionen gewandt. Die Schüler an den Ersatzschulen seien doch genauso Bielefelder Kinder, ihre Eltern zahlten auch in Bielefeld Steuern. "Dass unsere drei Gymnasien da nicht mitberücksichtigt werden, obwohl wir zusammen jedes Jahr etwa 300 neue Kinder bei aufnehmen, hat uns doch sehr überrascht", sagt HES-Leiterin Ute Wilmsmeier. Beim Digitalpakt auch kein Unterschied Beim Digitalpakt des Landes sei da auch nicht unterschieden worden. "Da sind wir immer genauso bedacht worden wie die städtischen Schulen." Warum jetzt die Trägerschaft vorgeschoben werde, sei aus Sicht der Schulleitungen und Eltern nicht nachvollziehbar. Noch sei doch gar nicht klar, ob das Land die iPads finanziert. Wenn das geklärt sei, müsse dann selbstverständlich mit dem Träger abgerechnet werden. Entsprechend des Ratsbeschlusses sei die Ausstattung aktuell ausschließlich für die allgemeinbildenden Schulen in städtischer Trägerschaft vorgesehen, heißt es aus dem Amt für Schule auf Nachfrage. Diese seien bereits im Rahmen des Sofortausstattungsprogramms und weiterer derzeit noch in der Umsetzung befindlichen Förderprogramme mit knapp 16.000 mobilen Endgeräten ausgestattet worden, so Amtsleiterin Susanne Beckmann zum aktuellen Projektstand. Für eine 1:1-Ausstattung müssten gut noch einmal so viele angeschafft werden. Ein Teil komme noch in diesem Jahr, der andere Teil folge. Die zeitliche Planung der Verteilung berücksichtige bildungsrelevante soziale Belastungen. Stadt will im Laufe des Jahres das Kommunale Medienlabor eröffnen "Die Geräte werden mit einer Standardsoftware und schulspezifischer Software ausgestattet und den Schulen zur Ausleihe an die Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt", berichtet Beckmann. Entsprechende Fortbildung der Lehrkräfte sei Aufgabe des Landes. Die Stadt werde im Laufe des Jahres das Kommunale Medienlabor eröffnen, das ab dem Schuljahr 2023/24 auch technische Qualifikationen für sie anbieten soll. "Schulungen für Schülerinnen und Schüler sind nicht vorgesehen, da der Einsatz der Geräte immer an den Unterricht gekoppelt ist, sodass eine Einführung in bestimmte Programme und Apps sowie der grundständige Umgang mit den Geräten durch die Lehrkräfte erfolgt", ergänzt Beckmann. "Wo ein Wille, da ein Weg" Grüne, Linke, SPD und CDU verweisen auf die Zuständigkeit des Trägers und auf Landesmittel. Die Kommune dürfe da gar nicht einspringen. Die FDP sieht das anders und setzt sich mit einem entsprechenden Antrag im Schulausschuss jetzt dafür ein, die Kinder der Ehrenberg- und Marienschule und des Gymnasiums Bethel bei der 1:1-Ausstattung mit digitalen Endgeräten nicht auszuschließen. Die Stadt sei bei den knappen Gymnasial- und Realschulplätzen auf die Ersatzschulen angewiesen. Wo ein Wille sei, sei auch ein Weg, so Jan Maik Schlifter, schulpolitischer Sprecher der FDP. "Als die Plätze an den Gymnasien vor einigen Jahren nicht ausreichten, hat die Stadt auch Geld in die Hand genommen, um zusätzliche Plätze an den Ersatzschulen mit zu finanzieren". Und auch bei der Sekundarschule Bethel vor einigen Jahren oder jetzt beim AWO-Berufskolleg sei die Kommune eingesprungen. Digitale Ausstattung ist ein Kriterium für die Schulwahl Nicht nur die Schulleitungen der drei Gymnasien, auch die Elternvertreter haben sich zusammengetan. Und viele Argumente aufgelistet, mit denen sie die Politik überzeugen wollen, alle Bielefelder Schüler zu berücksichtigen. Die vom Land und den jeweiligen Schulträgern finanzierten Ersatzschulen stellten nicht nur einen Teil der dringend benötigten Plätze für insgesamt rund 3.000 Schülerinnen und Schüler zu Verfügung. "Sie entlasten den städtischen Haushalt auch um jährlich rund sieben Millionen Euro", sagt Michaela Hagemann. Die Ausstattung und Finanzierung mit zeitgemäßen Werkzeugen werde Einfluss auf Schulwahlentscheidungen haben.

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