Plötzlich Millionen wert: Außergewöhnliche Bielefelder Immobilie steht zum Verkauf

Bielefeld. An der Jöllenbecker Straße 7 wohnen - das muss man wollen. Das markante Wohn- und Geschäftshaus klemmt zwischen Bahnstrecke und Ostwestfalendamm, drumherum Gleise, Parkplatz, Asphalt, Lärm und Abgas. Ansonsten ist die Lage Gold: Der Hauptbahnhof liegt nebenan, die Bahnhofstraße ist einen Steinwurf entfernt, ebenso das Vergnügungsviertel Boulevard und der Bielefelder Westen. Zentraler geht es nicht. Aktuell wird für das eigentümliche, dreieckige Gebäude, auch Dreieckshaus genannt, ein Käufer gesucht. Immobilienhändler "Planethome" lockt mögliche Investoren mit interessanten Erweiterungsoptionen für das Gebäude. Der Preis: 4.350.000 Euro. Eine massive Wertsteigerung: Vor 13 Jahren, im Februar 2010, wurde der Bau zwangsversteigert. Wirtschaftliche Probleme hatten den münsteraner Besitzer der Immobilie zum Verkauf gezwungen. Verkehrswert seinerzeit: 1,1 Millionen Euro. Den Zuschlag bekam schließlich eine zweiköpfige Bietergemeinschaft aus dem Kreis Gütersloh zum Preis von 680.000 Euro. Seinerzeit befand sich das Gebäude, so das damalige Gutachten des Diplom-Architekten Klaus Kühn, in einem schlechten Zustand und wirkte stark vernachlässigt. In der Mängelliste waren damals unter anderem feuchte Wände und Schimmelbefall, morsche Fensterrahmen, ein undichtes Dach sowie ein Leck im Öltank aufgeführt. Treffpunkt für junge Menschen Fast jeder Innenstadt-Bewohner dürfte die Immobilie kennen. Wenig einladend ist die Gegend rundherum. Doch manchem gefällt der spröde Charme des Quartiers: Als "rau und authentisch" bezeichnete die Ecke einst ein Gastronom, als einen Ort, der nichts zutun habe mit der "glatten Schönheit mancher Fußgängerzone". Nachdem unten im Haus die Gastronomie "the good hood" eröffnet hatte, mauserte sich der Bereich rund um das Gebäude an warmen Sommerabenden denn auch zum etwas anderen Treffpunkt für junge Menschen, die sich hier in großer Zahl treffen. Stehen, reden, Bierchen trinken: Die Kreuzung Mindener Straße/Jöllenbecker Straße ist lange zur Verbindung zwischen der Partymeile Arndtstraße und der Innenstadt geworden. Eine weitere Stärke des Quartiers sind die benachbarten Szeneläden wie &bdquo;Plan B“, das &bdquo;Cutie“ schräg gegenüber und &bdquo;Nummer zu Platz“. Unter Denkmalschutz Das Mehrfamilienhaus mit dem markanten, zinnenbewehrten Turm an der spitz zulaufenden Gebäudeseite wurde im Jahr 1923 von Familie Fislake erbaut. Im Zweiten Weltkrieg war oben auf dem Rondell im Dachgeschoss eine Vierlingsflak (Fliegerabwehrkanone) stationiert, die wegen ihrer geringeren Reichweite feindliche Tiefflieger ins Visier nahm, die sich an den nahegelegen Bahngleisen orientierten. Um- und Anbauten erfolgten in den Jahren 1985/1990. Das Gebäude ist viergeschossig und steht unter Denkmalschutz. Die ca. 1.133 m² Gewerbefläche teilen sich insgesamt fünf Geschäfte, die rund 844 m² Wohnfläche verteilen sich auf drei Wohnungen, die sich jeweils im schmaleren Gebäudeteil zur Jöllenbecker Straße hin befinden und 12 Apartments. Laut Planethome sind alle Wohnungen und Apartments vermietet. Bonbon für den Käufer ist die Möglichkeit, einen Anbau an den flachen Teil des Gebäudes zu setzen, um dort zusätzliche Gewerbe- und Wohneinheiten zu schaffen. Auch einen Entwurf gibt es dazu, der sieht zum hinteren Parkplatz hin einen gläsernen, auf Stelzen stehenden Bau vor. Massiver Preisanstieg In Deutschland sind die Baupreise und Immobilienpreise laut dem Statistischen Bundesamt seit 2010 stark gestiegen. Bundesweit haben sich die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen zwischen 2010 und 2021 demnach um rund 84 Prozent verteuert.

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