Firmen in Bielefeld haben ein großes Problem - und das wird immer drängender

Bielefeld. Das Problem ist seit Jahren bekannt und es wird immer größer: In Bielefeld fehlen Gewerbeflächen. Dabei geht es nicht nur um Interessen von Unternehmen. Es geht auch um Arbeitsplätze. Denn: &bdquo;Auf 15 Hektar Gewerbegebiet kommen in der Regel rund 1.000 Arbeitsplätze. Und davon sind in neuen Gebieten mindestens ein Drittel neu geschaffene Stellen“, sagt Henrich Hardieck vom städtischen Wirtschaftsdezernat. Aktuell stehen 93 Unternehmen bei der Stadt auf der Matte, die mehr Platz brauchen, einen anderen Standort suchen oder sich in Bielefeld neu ansiedeln wollen. &bdquo;Es geht um qualifizierte Anfragen von Unternehmen, die sich zeitnah und konkret um eine An- oder Umsiedlung am Wirtschaftsstandort Bielefeld bemühen“, so Hardieck. Vor allem Bauunternehmen suchen Die Hälfte dieser Firmen sucht nach Gebäuden für Lager, Büros oder den Handel. Für ein Viertel kommen sowohl Gebäude wie Baugrundstücke infrage, 25 Prozent suchen ausschließlich Bauland. Dabei geht es aktuell um mindestens 66,2 Hektar Gewerbefläche. Vor allem Unternehmen aus der Bauwirtschaft sowie aus den Branchen Handel, Logistik, Maschinenbau sowie Finanzen und Versicherungen sind auf der Jagd nach gewerblichem Bauland. Die städtische Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft WEGE hat auf ihrer Homepage 84 Angebote für Büro und Lagerflächen von 12 bis 4.000 Quadratmetern gesammelt. Das Grundstücksangebot jedoch ist gleich null. Neue Gewerbegebiete kommen erst in fünf Jahren in Sicht Bielefeld ist als Standort auch bundesweit durchaus im Fokus von Unternehmen. So hat das Gewerbegebiet Hellfeld in Altenhagen eine Reihe auswärtiger Firmen angelockt, darunter einen Weltmarktführer aus der Werkzeugindustrie. Knapp zwei Jahre nach der Erschließung 2016 war das 16 Hektar große Gebiet bereits so gut wie ausverkauft. &bdquo;Wenn die Stadt Gewerbeflächen bereitstellt, sind die sofort weg“, sagt Gerald Staacke, Referent für Stadt- und Regionalplanung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK). Vor allem heimische Firmen rufen nach neuen Flächen. Zwei Drittel der Anfragen nach Grundstücken oder Gebäuden kommen aus der Region, davon die Hälfte aus Bielefeld. Jeweils mehr als zehn Hektar Gewerbebauland suchen zwei große, &bdquo;für den Wirtschaftsstandort sehr bedeutsame Bielefelder Unternehmen“, berichtet das Wirtschaftsdezernat. &bdquo;Beide sind arbeitsplatzintensive Unternehmen“, sagt Henrich Hardieck. "Wir kratzen Krumen zusammen" Doch bis in Bielefeld neue Gewerbeflächen ausgewiesen werden, wird es noch dauern. &bdquo;Wir hoffen auf die Neuentwicklung einer Fläche im Bielefelder Süden und auf die Erweiterung des Hellfeldes um 2,2 Hektar. Wir kratzen auch die Krumen zusammen“, so Hardieck. Erst in etwa fünf Jahren werde es größere Flächen geben: eine mit zwei, eine mit vier Hektar. Um die zu aktivieren, sei jedoch ein enormer Planungsaufwand notwendig. &bdquo;Aber ohne Flächenangebot verbauen wir den Firmen die Zukunft“, ist Hardieck überzeugt. Brachen sind oft problematisch Auch wenn Eigentümer verkaufsbereit seien, sei das Geschäft mit Gewerbeflächen kompliziert, so Brigitte Meyer, Prokuristin bei der WEGE. Denn neben dem Planungsrecht gehe es um Erschließung, Entwässerung und häufig auch um Altlasten. Dadurch sei gerade die Verwertung von Brachen oft problematisch. Dennoch: &bdquo;Es gibt viele Beispiele dafür, dass Bestandsunternehmen Lösungen gefunden haben“, sagt Brigitte Meyer. Denn Firmen stehen nicht jahrelang auf der Warteliste, sondern es sind immer wieder neue Unternehmen, die Flächen brauchen. Es gebe keinen Stillstand. Bedarf von 285 Hektar wird prognostiziert Daher wird künftig mit einem gewaltigen Bedarf gerechnet. &bdquo;Der Regionalplan prognostiziert, dass bis 2040 rund 285 Hektar Gewerbeflächen in Bielefeld gebraucht werden“, berichtet Gerald Staacke. Grundlage seien neueste Berechnungen, die auf Zahlen des Statistischen Landesamtes IT NRW sowie auf Gutachten wie der städtischen Gewerbeflächenbedarfsanalyse beruhten. 285 Hektar bis 2040 – also in den nächsten 17 Jahren jeweils 16,7 Hektar pro Jahr – das ist der erwartete Bedarf. Die Realität sieht häufig anders aus. &bdquo;Zur Verfügung stehen wesentlich weniger Flächen“, sagt Staacke. &bdquo;Nach Angaben des Grundstücksmarktberichtes haben 2021 neun Gewerbegrundstücke mit einer Fläche von insgesamt sechs Hektar den Besitzer gewechselt. Das ist super wenig.“ Denn: &bdquo;In Ordnung“ wäre etwa ein der Wert wie aus dem Jahr 2014: 23 Flächen mit einer Größe von insgesamt 14,5 Hektar wurden an Firmen verkauft. So viel Gewerbesteuer wie noch nie Neue Flächen seien für die Entwicklung von Firmen wichtig, so der Experte von der IHK: &bdquo;Doch ohne Flächenumsatz kein Wachstum.“ Am Wachstum der Wirtschaft hat die Stadt durchaus Interesse. Die Gewerbesteuer gehört zu ihren wichtigsten Einnahmequellen. Rund 5.300 Unternehmen gibt es in der Stadt. Die zahlten 2022 302,3 Millionen Euro in die Stadtkasse ein – so viel wie nie zuvor in einem Jahr.

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