Exklusiver Einblick: Wohnen im Bielefelder "Schloss Lübrassen"

Bielefeld. Kirche? Museum? Adelssitz? Passanten würden oft rätseln, wie das etwa einen Kilometer süd-östlich des Heeper Ortskerns gelegene Gut Lübrassen heute genutzt wird, berichtet Walter Mentz. Er ist einer von mehreren Miteigentümern des imposanten Anwesens, das 1991 aufwendig saniert wurde. Sechs Parteien bewohnen jetzt den von einem rund 17.000 Quadratmeter großen, nicht öffentlich zugänglichen Parkgrundstück umgebenen, dreiflügeligen Gutshof. nw.de durfte jetzt in zwei Wohnungen hineinschauen. Mentz bewohnt mit seiner Frau, den zwei Töchtern und Hund Sam eine große Wohnung in der ersten Etage des Herrenhauses. "Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Gut 974", berichtet Mentz, der als Verwalter der Eigentümergemeinschaft fungiert. Nach mehreren Besitzerwechseln im 18. Jahrhundert gelangte es im Jahr 1790 in den Besitz der Familie von Ditfurth, die um 1800 das sogenannte "Lübrasser Schloss" erbaute. Lichtdurchflutet, durch große, hohe Fenster mit Blick in den Park mit kleinem See, Holzdielenboden und hohe Decken: "Früher waren die Räume durch Türen alle miteinander verbunden", berichtet Mentz, der am Oberstufenkolleg als Lehrer gearbeitet hat. Das bezeichne man auch als Schlossarchitektur. Haus und Garten stehen unter Denkmalschutz Energetisch sei das Gut durch die dicken, teils gedämmten Mauern und ganz neuer Gasheizung gut aufgestellt. Aber sowohl Haus als auch Garten stehen unter Denkmalschutz. Deshalb könne man natürlich andererseits beispielsweise nicht so einfach irgendwo Photovoltaikflächen aufstellen. Dank zweier Öfen sei der Gasverbrauch bei ihnen wirklich überschaubar, sagt Mentz. Feuerholz falle im großen Garten, den die Eigentümer gemeinsam pflegen, immer ausreichend an. Freiluftkino mit Gästen und Sonnenblumenfest im Sommer, Schlittschuhlaufen auf dem Hofteich und Glühweintrinken im Winter: Es gebe immer wieder schöne Gemeinschaftsaktionen, berichtet Familie Mentz. "Zu Weihnachten stellen wir im Rondell vorm Haus einen Weihnachtsbaum auf und schmücken ihn zusammen", berichtet Christian Ehlert. Er wohnt seit zwölf Jahren mit seiner Familie quasi mittendrin: im Turmhaus. Aber nicht mehr lange. "Wir gehen mit einem weinenden Auge, definitiv", sagt Ehlert. Aber mit drei Kindern und viel Homeoffice-Tätigkeit beider Eltern sei die 150-Quadratmeter-Wohnfläche einfach nicht mehr ausreichend. Das Turmhaus, das jetzt über Geno Immobilien, Tochtergesellschaft der Volksbank Bielefeld-Gütersloh, verkauft wird, hat einen separaten Eingang - und den Charakter eines Reihenhauses, inklusive Sondernutzungsrecht am Garten. Unten Gutshausküche, oben Altbauvillen-Flair Die Wohnung der Familie Ehlert mit 5 bis 6 Zimmern, Küche mit Essbereich, zwei Bädern, Galerie und Abstellräumen erstreckt sich über drei Etagen mit ganz unterschiedlichen Wohnstilen. Im Erdgeschoss sind Küchen- und Essbereich mit Blick in den Park und Terrassenzugang untergebracht. Über eine offene, freistehende Treppe geht's vom Guthausküchen-Flair in die Wohnetage. Hier fühlt man sich dann wie in einer Altbauvilla. Wie im Haupthaus dominieren hier hohe Decken mit Stuckleisten, große Fenster und Dielenboden. Kontrast zu den alten, freigelegten Balken unterm Dach bildet das grau-weiß gehaltene, moderne Bad mit Fußbodenheizung. Das namengebende, charakteristische Türmchen des Hauses ist über eine Treppe zu erreichen. "Das ist allerdings zu klein, um es irgendwie als Wohnraum zu nutzen", ergänzt Ehlert. Das Herrenhaus und die Stallgebäude stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert, aus der Zeit als die Familie von Ditfurth das Gut übernahm. Beide Gebäude wurden 1895 durch ein Torhaus mit Dachreiter und sogenannter "welscher Haube" verbunden. Auch einen tollen, großen Dachboden gibt es, berichten Mentz' Töchter Lina (13) und Janne (15). Da hätten sich früher oft Verstecken gespielt und sich Buden gebaut. Auch draußen im riesigen Park sei schön viel Platz, es gebe Johannisbeeren, Apfelbäume und auch ein kleines Gemüsebeet. Es sei schon toll, auf so einem Gut zu leben. Umgeben von einem öffentlichen Grünzug und Gewässern Gut Lübrassen ist umgeben von einem öffentlichen Grünzug und von Gewässern: Östlich verläuft der Oldentruper Bach, der südlich des Gutes zum Ölteich aufgestaut ist, westlich befindet sich eine Mühlenumflut. Dort ist noch eine alte, steinerne Brücke erhalten. Es ist der älteste urkundlich erwähnte Hof im Stadtbezirk Heepen.

Meistgelesen