Große Pläne: Bielefelds Altstadt soll bis 2026 deutlich attraktiver werden

Bielefeld. Der Ort ist bewusst gewählt worden. Im Coffee Store am Alten Markt, mitten in Bielefelds Altstadt also, werden jetzt Ideen für die Neugestaltung der Altstadt gesammelt. Nicht übereinander, sondern miteinander reden, das soll zum Ziel führen. Dieses Ziel formuliert Verkehrsdezernent Martin Adamski: &bdquo;Die Attraktivität und die Lebensqualität steigern, den Handel stärken.“ Ein Scheitern wie beim unglücklichen Verkehrsversuch Altstadt-Raum darf es nicht geben. Bis zu den Sommerferien soll ein 60-köpfiges Kernteam sagen, wie es sich die Altstadt in Zukunft vorstellt. Dieser Gestaltungsvorschlag soll auch öffentlich diskutiert werden, bevor der Rat die Aufgabenstellung beschließt. Dann haben drei Planungsbüros bis zum Herbst Zeit, ein Konzept zu entwickeln. Der Siegerentwurf soll ab 2024 umgesetzt werden. 2026 muss alles fertig sein, weil nur bis zu diesem Zeitpunkt 3,3 Millionen Euro Fördermittel aus dem Bundesprogramm &bdquo;Klimaanpassung urbaner Räume“ zur Verfügung stehen. Die werden von der Stadt noch einmal um 700.000 Euro aufgestockt. Wie beim Jahnplatz-Umbau muss es also schnell gehen. Kernteam entwickelt Ideen Aber warum bedarf es eines 60-köpfigen Kernteams, um Ideen für die Altstadt zu entwickeln? &bdquo;Wir wollen ein möglichst breites Spektrum der Stadtgesellschaft abbilden“, sagt Simone Neddermann vom Büro Plankom. Das ist von der Stadt mit der Moderation des Beteiligungsprozesses beauftragt worden. Ratspolitiker gehören zum Kernteam, alle zehn Bezirksbürgermeister, Behinderten- und Seniorenvertreter, Kaufmannschaft Altstadt, Handelsverband, Gastronomen und IHK. Die Ärzte aus der Altstadt sind genauso vertreten wie Immobilienbesitzer und Mieter, Schulleiter und Schülervertreter der Schulen im Hufeisen. Mitreden sollen auch die Kirchen, Verkehrs- und Umweltverbände, natürlich auch die Verwaltung. An diesem Mittwoch kommt das Team erstmals zusammen. Dann wird an einzelnen Fragestellungen gearbeitet. Wie steht es um die Erreichbarkeit der Altstadt? Wie um mehr Außengastronomie oder Spielgelegenheiten? Welche Straßen müssen offenbleiben, welche nicht? Drei Termine sind angesetzt. Nichtöffentlich sollen die Zusammenkünfte sein. &bdquo;Nichts ist schlimmer, als wenn von Anfang an alles öffentlich zerredet wird“, sagt Moderatorin Neddermann dazu. Dass es zu Meinungsverschiedenheiten kommen wird, deutet sich schon am Dienstag an. Der Verkehrsversuch habe viele Scherben hinterlassen, stellt Frank Strothmann (CDU), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, fest. Seiner Meinung nach müssten bei einer Umgestaltung &bdquo;alle Verkehrsträger gleichmäßig“ berücksichtigt werden. In der &bdquo;neuen“ Altstadt müsse vor allem auch ein Zeichen für Klimaschutz gesetzt werden, meint Gudrun Hennke (Grüne), Bezirksbürgermeisterin im Stadtbezirk Mitte. Sie ergänzt: &bdquo;Beim Versuch waren 90 Prozent der Maßnahmen unstrittig.“ Da zuckt Henner Zimmat, Chef der Altstadt-Kaufleute. Er wünscht sich vor allem, dass von der Umgestaltung positive Signale für den Einkaufsstandort Altstadt ausgehen. &bdquo;Es muss Spaß machen, in die Altstadt zu kommen“, sagt er. Konsens statt Streit Dass nicht alles auseinander- und durcheinanderläuft, dazu will auch Wilhelm Alexander Böllhoff beitragen. Der Unternehmer ist Vorsitzender von &bdquo;Pro Bielefeld“, ein Verein, der sich als überparteilich und gemeinnützig versteht, vor allem ein Ziel verfolgt: &bdquo;Den Konsens, den Gemeinsinn“, sagt Böllhoff. Dieser Geist solle auch in die Altstadtentwicklung getragen werden. 20.000 Euro sollen jedes der drei Planungsbüros erhalten, die sich nach den Sommerferien am Gestaltungswettbewerb beteiligen werden. Das ist verhältnismäßig wenig, aber dem Sieger winkt ein lukrativer Anschlussauftrag. Im September 2021 war in einem Eilverfahrenen des Verwaltungsgerichts Minden ein Beschluss zur Klasingstraße mitten im Altstadt-Hufeisen ergangen. Aus den Beschlussgründen ergab sich, dass die Stadt Bielefeld ein Konzept insbesondere mit einer detaillierten Beschreibung von Ist- und Planzustand hätte erstellen müssen, wenn der Verkehrsversuch mit verkehrslenkenden Regelungen hätte weitergeführt werden sollen. Eine solche Beschreibung gab es nicht. Der Versuch war endgültig gescheitert, nachdem es zuvor schon viele Ärger um das Durchfahrtverbot für den Waldhof gegeben hatte. Wie es diesmal ausgehen wird? &bdquo;Wahrscheinlich müssen alle Beteiligten eine Kröte schlucken“, sagt CDU-Politiker Frank Strothmann. &bdquo;Aber keiner sollte sich dabei verschlucken.“

Meistgelesen