Lkw rasen in Bielefeld durch enge Umleitung: Eltern in Sorge um ihre Kinder

Brackwede. Wenn Andreas Heinze in diesen Tagen aus dem Fenster schaut, sieht er vor allem eins: Lastwagen. Fast im Minutentakt rauschen die 38-Tonner durch die enge Umlostraße in Ummeln &bdquo;Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr“, sagt er. &bdquo;Es ist unerträglich.“ Und der Lärm ist nicht einmal das größte Problem – viel eher die Angst um die Kinder, die hier zur Kita und Schule gehen. Seit knapp drei Wochen ist die Brockhagener Straße voll gesperrt. Seitdem wird der Berufsverkehr nach Bielefeld und Gütersloh durch die Umlostraße geführt. Zum Leidwesen der Anwohner. &bdquo;Manche haben schon ihre Betten in ein anderes Zimmer gestellt, um endlich wieder eine Nacht durchschlafen zu können“, sagt Heinze. Spätestens ab fünf Uhr morgens donnerten hier die Lkw durch. An das vorgeschriebene Tempo 30 halte sich dabei kaum jemand. &bdquo;Ich bin kein Erbsenzähler. Aber die fahren hier mit weit über 30 entlang“, so Heinze. Ordnungsamt greift durch und stellt 440 Verwarn- und 55 Bußgelder aus Das belegen auf den ersten Blick auch die von der Stadt durchgeführten Geschwindigkeitsmessungen. In den Monaten August bis Oktober 2022 stellte das Ordnungsamt 440 Verwarngelder und 55 Bußgelder aus. Aber: &bdquo;Es lässt sich nicht ableiten, dass hier besonders viele besonders schnell fahren“, so die Stadt. Zurückzuführen ist das auf die relativ geringe Anzahl von Bußgeldern, die erst ab einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 20 Kilometern pro Stunde verhängt werden. Die meisten fuhren aber nicht schneller als 50. &bdquo;Der höchste gemessene Wert war 74 km/h“, so die Auswertung der Stadt. Für Heinze sind diese Zahlen dagegen ein weiterer Beleg dafür, die Umleitung nicht durch das Wohngebiet führen zu lassen. &bdquo;Niemand von uns, auch nicht meine Nachbarn, können das verstehen. Wir fühlen uns mit unseren Sorgen von der Stadt nicht ernst genommen“, sagt der 57-Jährige, der deswegen auch schon Briefe an den Oberbürgermeister Pit Clausen und den Bezirksbürgermeister geschrieben hat. Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule - Folge: noch mehr Verkehr Zumal es in den vergangenen Wochen immer wieder zu brenzligen Situationen gekommen sei. Wenn sich zwei Lkw begegnen, müsse einer von beiden immer auf denn Bürgersteig ausweichen. &bdquo;Zum Glück sind bisher noch keine Passanten zu Schaden gekommen“, sagt Heinze. Der Bürgersteig sei dadurch aber schon kräftig in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch vielen Eltern bereite die Umleitung Sorgen. Damit ihre Kinder zur Kita oder Schule kommen, müssen diese die Umlostraße überqueren – ohne Zebrastreifen, Verkehrsinsel oder Fußgängerüberweg. &bdquo;Das ist nicht mehr zu schaffen“, sagt Heinze. &bdquo;Man kommt einfach nicht mehr über diese Straße.“ Es sei letztlich zu gefährlich, weshalb die Kinder nun mit dem Auto gebracht werden. &bdquo;Also noch mehr Verkehr“, so Heinze. Ausgesucht wurde die Umleitungsstrecke, weil es sich dabei &bdquo;um die kürzeste Verbindung mit der größten Akzeptanz der Autofahrer handelt“, so die Stadt. Heinze: &bdquo;Wir Anwohner wurden gänzlich links liegengelassen.“ Stadt sperrt gleich mehrere wichtige Routen im Bielefelder Süden Zwar endet die Vollsperrung der Brockhagener Straße bereits am Montag, aber schon in Kürze wird die Steinhagener Straße gesperrt und der Verkehr wieder über die Umlostraße geführt. Wann, kann die Stadt noch nicht sagen. Generell müssen sich Autofahrer derzeit auf längere Umwege und Sperrungen einstellen. Viele zentrale Routen in Richtung Innenstadt sind dicht. Teilweise gesperrt ist aktuell auch die Gütersloher Straße zwischen Südring und Winterstraße. Auf beiden Seiten führen die Stadtwerke Arbeiten an den Versorgungsleitungen durch. Je eine Spur pro Richtung ist dicht. Stadtauswärts soll die Sperrung bereits Ende dieser Woche aufgehoben werden, stadteinwärts endet sie voraussichtlich Mitte März. Warum wird es den Autofahrern in Brackwede so schwer gemacht? Doch warum sperrt die Stadt gleich zwei wichtige Routen gleichzeitig? Hätten nicht die Arbeiten an der Gütersloher Straße später starten können? &bdquo;Nein“, sagen Stadt und Stadtwerke. Es handele sich um eine &bdquo;dringende Netzverstärkung“ für die Winterstraße, diese sei wegen der Neubauten am Herbstweg erforderlich. Andreas Heinze stellt sich derweil auf viele weitere Monate mit besonderer Lkw-Aussicht aus seinem Küchenfenster ein. &bdquo;Zum Glück aber bin ich öfter mal geschäftlich unterwegs.“

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