Irritierende Verkehrsführung auf Großbaustelle in Gütersloh - Kunden bleiben weg

Gütersloh. Die Situation an der Brockhäger Straße in Gütersloh lässt sich im Moment mit einem Wort beschreiben: chaotisch. Seit Anfang März ist die Brockhäger Straße wegen umfassender Kanalarbeiten ab Nordring bis zur Haegestraße nur in Richtung Halle befahrbar. Auch für Fußgänger ist der Weg deutlich erschwert. Das Ergebnis: Den Geschäften, die in diesem Bereich liegen, bleiben die Kunden weg. Die &bdquo;NW“ hat sich ein Bild von der Lage gemacht. Als Fußgänger mal eben kurz vom Nordring rechts in die Brockhäger Straße zum Einkaufen abbiegen? Schwierig. Der Bürgersteig ist gesperrt, Schilder verweisen auf die Fußgängerampeln. Also geht es in einem großen Bogen erst auf die andere Seite des Nordrings, dann über die Brockhäger Straße, um dann wieder über den Nordring zur richtigen Seite zu gelangen. Ein Umweg von etwa vier Minuten, wenn alle Ampeln rot sind. Das hat die &bdquo;NW“ getestet. Mehr dazu: Monatelange Baustelle in Gütersloh: Verkehrsbeeinträchtigungen im Zentrum erwartet Eine Fußgängerin mit Einkaufstasche im Schlepptau blickt irritiert zur Baustelle. &bdquo;Ist da zu?“, ruft sie der Autorin dieses Textes zu. Diese bejaht und zeigt auf die Ampeln. Mit entnervtem Augenrollen geht die Frau weiter, auch der Reporterin wird mittlerweile grün angezeigt. Bäckerei in Gütersloh fehlt die Hälfte an Kundschaft Diese Umwege könnten sicherlich den ein oder anderen Fußgänger abschrecken, oder? &bdquo;Die Laufkundschaft ist ziemlich eingesackt“, bestätigt eine Mitarbeiterin der Bäckerei und Konditorei Birkholz an der Georgstraße, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Seit Beginn der Baustelle sei der Umsatz stark zurückgegangen, erzählt sie. &bdquo;Etwa 60 bis 70 Kunden fehlen uns pro Tag. Wir müssen wirklich Tag für Tag kalkulieren, wie viel Personal wir brauchen.“ Und die Bauarbeiten stehen erst ganz am Anfang. Noch 15 Monate sind dafür eingeplant. &bdquo;Irgendwie muss es weitergehen, aber wir müssen auf jeden Fall kämpfen“, sagt die Mitarbeiterin. Kristin Schnober, Mitarbeiterin der Backstube Austerschmidt im Minipreis-Center berichtet ähnliches. &bdquo;Wir merken das ordentlich. Man kann schon sagen, dass wir nur noch halb so viele Kunden haben wie vorher.“ Jürgen Bollweg, Inhaber des Getränkemarktes Ahnepohl, wirkt noch recht gelassen, trotz der prekären Lage: &bdquo;Wir freuen uns natürlich nicht darüber. Wir sind aber trotzdem froh, dass die Stadt das so planen konnte und nicht alles dichtgemacht hat.“ Die Stadt habe die Einzelhändler von Beginn an gut unterstützt, sagt Bollweg. Auch jetzt könne er sich bei Fragen an Ansprechpartner wenden. Vom Nordring einbiegen ist möglich Trotzdem bleiben aber auch bei ihm die Kunden zurück - etwa ein Drittel weniger schätzt der Inhaber im Vergleich zu früher. &bdquo;Ich glaube, viele finden uns hier nicht mehr. Ein Kunde meinte einmal ganz überrascht ’ach hier kann man ja doch herfahren’“, sagt Bollweg. Ein Anwohner berichtete der &bdquo;NW“ tatsächlich kürzlich, dass einige Autofahrer scheinbar nicht sicher sind, ob sie vom Nordring nach rechts in die Baustelle der Brockhäger Straße einfahren dürfen. Viele würden blinken, fahren aber dann trotzdem geradeaus weiter. Die Spur für Rechtsabbieger ist zwar nicht befahrbar, in die Brockhäger Straße dürfen Autofahrer aber dennoch abbiegen. Sie müssen es nur wissen. Mehr dazu: Straße in Gütersloh wird zur Großbaustelle: Das müssen Anwohner jetzt wissen Für Jürgen Bollweg ist es natürlich ärgerlich, dass die Kunden wegbleiben, sagt er. &bdquo;Aber sich aufregen nutzt nichts, da müssen wir jetzt durch.“ Noch mehr sei er aber vom Verkehr genervt. &bdquo;Viele Autofahrer halten sich hier nicht an die Regeln und fahren einfach in Verbotszonen rein, das ist unmöglich.“ Autofahrer verstopfen Aldi-Parkhaus Mit dem Verkehr hat vor allem die Aldi-Filiale an der Haegestraße zu kämpfen. In Richtung Gütersloh beginnt die Teilsperrung der Brockhäger Straße kurz hinter der Einfahrt zum Parkhaus, die Zufahrt zur Haegestraße ist voll gesperrt. Viele Autofahrer nutzen das Parkhaus deswegen als Abkürzung, um die Umleitungen zu umgehen und auf die Haegestraße zu gelangen. &bdquo;Das ist die reine Katastrophe“, sagt eine Mitarbeiterin der Aldi-Filiale, die ebenfalls nicht in der Zeitung stehen möchte. &bdquo;Früher war das nicht so schlimm, erst seit der Baustelle.“ Das kann auch die &bdquo;NW“ beobachten, innerhalb von fünf Minuten fahren etwa 20 Autos in das Parkhaus, um es auf der anderen Seite an der Haegestraße wieder zu verlassen - teilweise in Kolonnen. An diesem Donnerstagmittag ist der Aldi nicht allzu stark besucht, da mag das keine drastischen Auswirkungen haben. Doch schon jetzt verstopfen die Autos die Ausfahrt, wie mag das hier an einem gut besuchten Samstagnachmittag aussehen? Das ist aber nicht das einzige Problem: Regelmäßig würden sich hier die Bullis, die sich mit der Höhe verschätzt haben, an der Ausfahrt festfahren, berichtet die Mitarbeiterin. &bdquo;Ein Kunde hat berichtet, dass einer etwas Druck vom Reifen lassen musste, um durchzufahren. Manche sagen dann hier Bescheid, viele fahren aber auch einfach weg.“ Verboten ist die Durchfahrt zwar nicht, sie verärgert aber Mitarbeiter und Kunden. Lesen Sie auch: Ärger um wichtige Straße in Gütersloh: Jetzt gibt es eine Million Euro für den Umbau Der Frust an der Brockhäger Straße ist groß. Oder wie eine Fahrradfahrerin lautstark verlauten lässt: &bdquo;Das geht hier noch 15 Monate so!“ Einzelhändler, Passanten und Autofahrer werden sich wohl oder übel gedulden müssen. Doch das Wichtigste ist: Die Geschäfte an der Brockhäger Straße sind immer noch erreichbar - wenn auch über Umwege.

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