Bielefelder Traditionslokal "Büscher" soll Wohnungen weichen

Bielefeld. Auf dem 6.000 Quadratmeter großen Grundstück des Hotels und Restaurants Büscher an der Carl-Severing-Straße sollen vier Mehrfamilienhäuser mit 54 Wohneinheiten und Tiefgarage entstehen – falls das Bauamt einer auswärtigen Investmentfirma eine Baugenehmigung erteilt. Nach einer bereits positiv beschiedenen Bauvoranfrage stehen die Chancen nicht schlecht. Für Inhaber Andreas Büscher ist die geplante Aufgabe des 1884 gegründeten Familienbetriebes eine sehr schwere, letztlich rein wirtschaftliche Entscheidung. Über die allerdings seine unmittelbaren Nachbarn in Quelle nicht froh sind. Sie beklagen, bei einem Bauprojekt dieser Größenordnung nicht informiert worden zu sein. Sie denken auch, dass die Auswirkungen des zusätzlichen Verkehrs nicht ausreichend berücksichtigt worden sind. In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Brackwede stellte Lars Jauer als direkter Anwohner – auch im Namen von Nachbarn – kritische Fragen. Er beklagte die aus seiner Sicht massive Bebauung mit den jeweils 14,30 Meter hohen Häusern mit einer Länge zwischen 25 und 40 Metern – drei parallel zur Magdalenenstraße und eines parallel zur Carl-Severing-Straße. Aufgrund der Nähe zu den Grundstücksgrenzen würden diese ihnen das Sonnenlicht nehmen. Nach Akteneinsicht im Bauamt habe man festgestellt, behauptete Jauer, dass das Baufenster im Bebauungsplan &bdquo;Q 7A Büschers Hof“ von 1972 deutlich überschritten werde. Er wollte wissen, ob das geltendes Recht sei, die Politik das so gewollt habe und auf welcher Grundlage das so entschieden worden sei. Außerdem gab er zu bedenken, dass die Einfahrt zur 3.000 Quadratmeter großen Tiefgarage in unmittelbarer Nähe zum Kreisverkehr mit der Magdalenenstraße liege. Lars Jauer fragte an, ob durch möglichen Rückstau Richtung Kreisel nicht eine erhöhte Unfallgefahr drohe und ob durch die Zunahme des Verkehrs nicht auch die Kinder der nahen Grundschule und der Kita gefährdet würden. Eine Antwort auf die Fragen wird den Quellern schriftlich zugehen. "Quelle verkehrlich extrem belastet" Im Gespräch mit der NW betonen vier direkt betroffene Nachbarsfamilien später, dass sie nicht grundsätzlich gegen Wohnbebauung seien. Aber sie monieren, dass sie angesichts der ihres Erachtens massiven Bebauung, die nicht in die Umgebung passe, nicht beteiligt worden seien. Stattdessen sei das gesamte Vorhaben nichtöffentlich verhandelt und sie seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Quelle sei jetzt schon verkehrlich extrem belastet, ergänzt Klaus Janczik. Die Carl-Severing-Straße sei bekanntlich die Einflugschneise nach Bielefeld. Der Parkplatz vom Hotel Büscher werde von den Eltern der Schüler und Kita-Kinder als Parkplatz genutzt. Was werde, fragt Janczik, wenn das nicht mehr gehe? Habe die Verwaltung das bedacht? Die Nachbarn wollen jetzt einen Anwalt hinzuziehen und ausloten, welche Möglichkeiten der Mitsprache sie vielleicht noch haben. Gastronom Andreas Büscher nimmt die gesamte Entwicklung mächtig mit. Er ist extrem enttäuscht darüber, dass seine Nachbarn nicht das direkte Gespräch gesucht haben, Einladungen seinerseits nicht angenommen hätten. Sie hätten offenbar nicht verstanden, welche handfesten Gründe hinter dem möglichen, noch nicht beschlossenen Verkauf stehen. Bereits im Mai habe er auf dem Queller Feuerwehrfest, bei dem auch Nachbarn anwesend waren, skizziert, wie der &bdquo;Plan B“ für das Traditionshaus aussehe, das seine Familie in vierter und fünfter Generation führt. Das sei kein Geheimnis gewesen. Verkauf für Familie Büscher eine sehr emotionale Sache Der Queller, der auch Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes in OWL ist, hat Verständnis, dass seine Nachbarn angesichts der geplanten Veränderungen nicht begeistert sind. Angesichts von großen Investitionen, die für das alte Haus fällig sind; nach zwei Jahren Corona-Pandemie, die die Reserven mehr als aufgebraucht haben, den derzeitigen Energiepreisen und sonstigen schwierigen Rahmenbedingungen sei es aber nicht richtig, Tochter und Schwiegersohn solche Bürden aufzuerlegen, erklärt Andreas Büscher noch einmal die Beweggründe für den Verkauf. &bdquo;Das muss man doch nachvollziehen können.“ Bis zu einer endgültigen Entscheidung laufe das Hotel-Restaurant Büscher übrigens ganz normal weiter, betont der 62-Jährige. Das Bauamt erklärt auf Nachfrage, dass es sich bei dem Verfahren allein um ein Geschäft der laufenden Verwaltung handelt, ein Mitspracherecht der Politik dabei grundsätzlich nicht bestehe. Die Anfang 2023 in Kraft getretene Baulandmobilisierungsverordnung räume den Bauaufsichtsbehörden &bdquo;einen wesentlich größeren Spielraum bei der Erteilung von Befreiungen von rechtsverbindlichen Bebauungsplänen“ ein, wenn – wie in Quelle – dringend benötigter Wohnraum geschaffen werden könne. Sofern eine Nachbarbeteiligung im Genehmigungsverfahren erforderlich sein sollte, werde diese durchgeführt.

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