Ermittler ratlos: Deutsch-Irakerin (17) aus Bielefeld weiter vermisst

Bielefeld. Seit dem 25. April 2022 gilt die 17-jährige Bielefelderin Zhinwar M. als vermisst. Weil die Eltern der Jugendlichen bei der Kripo nach ihrer Rückkehr aus dem Irak mehr Fragen aufgeworfen hätten, als sie Antworten geliefert haben sollen, gründete die Polizei wenig später eine Mordkommission. Die Ermittler der MK "Reise" befürchten, dass die 17-Jährige in den Irak verschleppt oder sogar dort ermordet worden sein könnte. Doch die Ermittlungen gegen Zhinwars Eltern und ihren Bruder stecken inzwischen in einer Sackgasse. Auch nach der Analyse der sichergestellten Handys und Laptops der Familie fanden sich keine neuen Erkenntnisse oder sogar Beweise für eine Straftat. Anfang Juni hatte die Polizei bei mehreren Hausdurchsuchungen in Bielefeld sowie bei einem Verwandten im Großraum Köln zahlreiche Datenträger sichergestellt. Die Hoffnung der Ermittler, dass in Chats oder E-Mails Hinweise auf einen gemeinsamen Mordplan zu finden sein könnten, ergaben sich nicht. Das jedenfalls betont Strafverteidiger Andreas Chlosta, der den beschuldigten Vater der 17-Jährigen vertritt. Ein Video führt zur nächsten Eskalation in der Bielefelder Familie Zwar habe es Hinweise auf ernste Spannungen zwischen dem Mädchen und ihrer Familie gegeben, doch der Rest seien Vermutungen, die nicht belastbar seien, sagt Chlosta. In der Tat hatte Zhinwar seit Wochen rebelliert, sich offenbar gegen eine geplante Heirat in der irakischen Heimat ihrer Eltern aufgelehnt. Zwei Wochen vor Ostern brachte ein Video der Jugendlichen eine weitere grenzüberschreitende Eskalation, die den Verdacht nährte, dass durch ihr Verhalten die vermeintliche Ehre der kurdisch-jesidischen Familie auf dem Spiel gestanden haben könnte. In einem Chat könne man indirekt sogar eine Morddrohung gegen Zhinwar finden. Aber eben keine konkrete Absprache zu einer gemeinsam geplanten Tat. In den Osterferien reisten die Eltern und ein Bruder mit Zhinwar zunächst nach Istanbul und von dort in den Nordirak – nach Angaben der Familie, um sich einer kosmetischen Zahn-OP zu unterziehen. Doch die Familie kehrte ohne die 17-Jährige zurück. Eine Vermisstenanzeige erstatteten sie in Deutschland nicht. Der Vater will aber im Irak die Polizei informiert haben. Dort soll die 17-jährige Deutsch-Irakerin während einer Taxireise mit der Mutter abgehauen und spurlos verschwunden sein. Ihr Handy, mit dem sie bis dahin regelmäßig soziale Netzwerke mit Fotos und Informationen bestückte, rührte sie danach nie wieder an. Die Kripo vermutet, die Jugendliche sei getötet worden, um damit die Ehre der Familie wiederherzustellen. Solche Vermutungen sollen sogar jesidische Zeugen geäußert haben, die von der Kripo befragt wurden. Der Bielefelder Staatsanwalt wartet auf eine Reaktion aus dem Irak &bdquo;Aber die Kripo weiß eigentlich gar nichts darüber, was im Irak passiert ist“, sagt Andreas Chlosta. &bdquo;Aus meiner Sicht müsste das Verfahren nun eingestellt werden. Nur weil mein Mandant Jeside ist, kann man ihm diese Vorwürfe nicht machen.“ Der ermittelnde Staatsanwalt Veit Walter kommentiert diese Aufforderung nicht: &bdquo;Aktuell läuft noch ein Rechtshilfeersuchen im Irak.“ Weil irakische Behörden in anderen Verfahren bereits mit den Ermittlern zusammengearbeitet hätten, habe Walter auch hier die Hoffnung, noch Informationen zu der vermissten 17-Jährigen zu erhalten. Doch internationale Rechtshilfeverfahren sind langwierig. Zum aktuellen Ermittlungsstand will er sich nicht weiter äußern. Markus Mertens, Leiter der Mordkommission "Reise", sagt im WDR-Interview: &bdquo;Ich ganz persönlich bin der Auffassung, dass wir dieses Mädchen nicht lebend wiedersehen werden.“ Bielefelder muss sein Reisebüro nach der Kripo-Durchsuchung schließen Für die Familie sind die Vorwürfe sehr belastend, die nach eigenen Angaben nicht gläubige Familie sehe sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Sein kleines Reisebüro habe er nach der Konfiszierung seiner Rechner schließen müssen. &bdquo;Mein Mandant hat große Sorgen um seine Tochter." Immer wieder reise er in den Nordirak, wo die Polizei weiterhin nach seiner Tochter suche. "Mein Mandant glaubt, dass sich seine Tochter im Irak auf falsche Leute eingelassen hat.“ Für ihn wäre es das Schlimmste, so Chlosta, wenn der Fall Zhinwar M. ungelöst bliebe.

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