Krankenhaus statt Showgeschäft Lieber Pfleger in Bielefeld als Deutschlands Superstar

Bielefeld. Mit Helene Fischers Schlagerhit &bdquo;Atemlos“ begeisterte Ange-Bienvenue Dadjo jetzt die Jury bei &bdquo;Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). Selbst Dieter Bohlen, der an vielen Kandidaten der Talentshow kein gutes Haar lässt, war begeistert und nominierte ihn für die nächste Runde. Aber der 27-Jährige, der 2018 aus Togo nach Bielefeld gekommen ist, versorgt lieber Krebspatienten im zum Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) gehörenden Johannesstift, als eine Karriere im Showgeschäft zu verfolgen. In seiner Heimat hat Ange, wie ihn Kollegen und Patienten auf der Onkologie nennen, Germanistik studiert. &bdquo;Aber ich habe parallel auch schon immer im humanitären Bereich bearbeitet, beim Roten Kreuz und einem Projekt für Waisenkinder“, berichtet er. Bereits 2013 hat er dank eines Stipendium des Goethe-Instituts einige Zeit in Sankt Peter-Ording verbracht. Er solle doch die Zeit zwischen Bachelor und Master für ein Betheljahr nutzen, riet ihm dann ein Studienkollege, der genau das bereits machte. So kam Ange 2018 nach Bielefeld – und blieb. Beim Betheljahr war er im Pflegeheim eingesetzt, absolvierte aber auch ein Praktikum im Krankenhaus auf der Intensivstation. Und war so begeistert, dass er anschließend eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger absolvierte, die er im Sommer vergangenen Jahres erfolgreich abschloss. Klinikmitarbeiter werben neue Kollegen – und bekommen Bonus dafür Krebspatienten auf der onkologischen Station zu betreuen, genau das wollte er. Wie viele andere allerdings auch. Anders als auf den allermeisten anderen Stationen gäbe es hier keinen Fachkräftemangel, sondern eine Warteliste, berichtet Robert Schwarz, Pflegerische Klinikleitung. &bdquo;Ange wollten wir aber auf jeden Fall halten“, sagt der 50-Jährige, der seit 30 Jahren im Krankenhaus arbeitet. Seine Teamfähigkeit, die Rückmeldungen von Patienten und Kollegen und die Schnelligkeit, mit der sich Ange in die Materie eingearbeitet hat, hätten überzeugt. Chemotherapie, Blutabnahme, Drainage und Katheter wechseln: Die Tätigkeit auf der onkologischen Station sei besonders abwechslungsreich und anspruchsvoll, sagen beide. Viele Patienten seien mehrere Wochen da, und kämen wieder. Und haben auch Anges Auftritt bei DSDS verfolgt. &bdquo;Hier gibt es schon eine kleine Fangemeinde“, berichtet Schwarz. Es komme immer wieder vor, dass Ange bei Patienten und Kollegen mit einer kurzen Einlage für gute Stimmung sorgt. Musiktherapie sei zudem auch Bestandteil des therapeutischen Konzepts. Viele Patienten seien sehr musikalisch, so komme man ins Gespräch, ergänzt Ange, der in seiner Freizeit auch Basketball spielt, ins Fitnessstudio geht und sich gern mit Freunden trifft. So rocke man manchmal durchaus auch gemeinsam im Krankenzimmer. Ange-Bienvenue: &bdquo;Engel“ und &bdquo;Willkommen“ heißt sein Vorname übersetzt. So eine positive Kraft sei nicht nur für die Patienten, sondern auch für die Angehörigen sehr wertvoll, so Schwarz. Dass nicht nur Ange im Klinikum seine Berufung gefunden hat, freue das EvKB sehr, so Pressesprecherin Sandra Gruß. Insgesamt fehlten viele Fachkräfte in der Pflege. Um dem entgegenzuwirken, habe das Unternehmen jetzt Personal aus Indien und Argentinien angeworben. &bdquo;Die Vorbereitungen laufen, sie starten dann im Herbst“, berichtet Gruß. Zudem habe das EvKB gerade ein Programm initiiert, bei dem Mitarbeiter Mitarbeiter werben und dafür honoriert werden. Auch aus der Region käme immer wieder teils unerwartete Unterstützung. So schult eine Bielefelderin, die lange Jahre in leitender Funktion als Controllerin gearbeitet hat, jetzt zur Gesundheits- und Krankenpflegerin um. Aus Dankbarkeit, weil die Klinik ihrem lebensbedrohlich erkrankten Ehemann so geholfen habe, so die 40-Jährige. Auch ein gelernter Koch, dessen Frau bereits in der Pflege arbeitet, qualifiziere sich gerade, ergänzt Gruß. Die nächste Runde ist schon produziert Bei DSDS mitmachen zu können und weiterzukommen, habe schon Spaß gemacht und sei eine coole Erfahrung gewesen, sagt Ange. Er habe schon als Kind gerne gesungen. &bdquo;Meine Mutter ist sehr musikalisch.“ Deutsche Schlager habe beim Lernen mit Praktikanten aus Deutschland in seiner Heimat kennengelernt. Seine Arbeitskollegen im Betheljahr hätten dann schon immer gesagt, dass er sich doch unbedingt bei DSDS bewerben solle. &bdquo;Aber ich wollte dann erst einmal meine Ausbildung abschließen“, sagt Ange. Dann hätten sie nicht lockergelassen. Neben &bdquo;Atemlos“ hat er noch drei weitere Titel, darunter auch eine Reggae-Stück von Bob Marley und seinen Lieblingssong &bdquo;You raise me up“, für die Talentshow einstudiert. Die nächste Runde sei schon produziert. Wann sie zu sehen ist, stehe aber noch nicht fest. Wie es da genau weitergeht, dürfe er auch noch nicht verraten. Aber eines sei für ihn klar: Er sei lieber Pfleger in Bielefeld als Deutschlands Superstar. &bdquo;Ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen“, sagt Ange. Die Tätigkeit auf der Onkologie im Johannesstift sei etwas ganz Besonderes und sehr erfüllend. &bdquo;Es macht mich glücklich, wenn ich im Gesicht der Patienten sehe, dass es ihnen bessergeht.“ Jetzt freue er sich aber auch auf seinen Urlaub. Den nutzt Ange, um seine Familie und Freunde in Togo zu besuchen. Obwohl er sich in Bielefeld sehr wohl fühle, vermisse er sie schon.

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