Schockierende Videos zeigen Rettung aus brennendem Haus in Bielefeld

Bielefeld. Die dramatische Rettung von elf Menschen in buchstäblich letzter Minute am Freitagabend aus einem lichterloh brennenden Haus an der Heeper Straße war alles andere als alltäglich. Auch die Feuerwehr sprach am Samstag noch von einem Großbrandeinsatz, bei dem die Bewohner im 3. Obergeschoss massiv von den Flammen bedroht waren. Panikschreie, Todesangst, aufgebrachte Angehörige unten auf der Straße. Jetzt zeigen schockierende Videoaufnahmen von Anwohnern, wie die Flammen auf und in dem Haus gewütet haben und wie die Bewohner gerade noch gerettet werden konnten. Die Bilder zeigen, wie Feuerwehrleute über eine Leiter, die an die oberen Fenster zum Hinterhof angelegt wurden, Menschen ins Freie begleiten. Ein weiteres Video zeigt, wie wenig später der komplette Dachstuhl des Gebäudes in Flammen aufgeht. Wie Feuerwehrsprecher Jörn Bielinski berichtete, standen bei Eintreffen der ersten Rettungskräfte fünf Personen an den Fenstern zur Heeper Straße, sechs weitere standen an den Fenstern zum Innenhof. Aus den unteren Etagen hatten sich Bewohner bereits auf das angrenzende Dach eines Anbaus geflüchtet. Als der Bielefelder seine Wohnungstür öffnet, sah er dort "nur noch Flammen" Im Dachstuhl musste der Brand schon vor den ersten Notrufen um 22.10 Uhr bereits längere Zeit gewütet haben, sagt Bielinski, denn die Flammen waren zu diesem Zeitpunkt bereits auf das dritte Obergeschoss übergegangen, und hatten den holzvertäfelten Treppenraum erreicht. Nach Angaben des Feuerwehrsprechers standen das Treppenhaus sowie die ebenfalls hölzerne Treppe bereits in vollen Flammen. Ein Weg von oben nach unten ins Freie war genauso wenig mehr möglich, wie für die besonders geschützten Brandbekämpfer von unten nach oben. Ein Bewohner des 1. Obergeschosses hatte bereits geschlafen. Als er wach wurde, öffnete er die Wohnungstür. &bdquo;Da waren nur noch Flammen, ich habe die Tür sofort wieder geschlossen“, sagte er. Holzvertäfelung im Treppenhaus muss wie Zunder gewirkt haben Wie einer der Hauseigentümer am Samstag bestätigte, muss die Holzvertäfelung im Treppenhaus des ehemaligen Bürohauses wie Zunder gewirkt haben. Am Fenster zur Heeper Straße stand unter anderem seine 61-jährige Mieterin, die regelmäßig ihre Enkel im Alter von 6 bis 19 Jahren bei sich zu Besuch hat. Das war auch an diesem dramatischen Abend der Fall. Entsprechend groß war die Panik, als die Bielefelderin bemerkte, dass sie sich mit den Kindern nicht mehr ohne fremde Hilfe ins Freie retten kann. Wie berichtet, brachten die Brandbekämpfer sofort zwei Drehleitern in Stellung, um den Kindern und ihrer Großmutter mit dem Rettungskorb zur Hilfe zu eilen. &bdquo;Wir mussten alle ersteintreffenden Kräfte ausschließlich zur Menschenrettung einsetzen“, betont Bielinski. Das heißt, für eine Bekämpfung der Flammen war in den ersten Minuten des Einsatzes keinerlei Zeit. In letzter Sekunde erreichte der Rettungskorb das Fenster der 61-Jährigen. Die Kinder kamen zuerst in Sicherheit. Rettung der Kinder hat Vorrang - Großmutter erleidet schwere Verbrennungen Am längsten musste die 61-Jährige in ihrer brennenden Wohnung ausharren. Während die Kinder zum Glück nur leichte Rauchvergiftungen erlitten, zog sich die Großmutter, die offenbar die Kinder ausreichend schützen konnte, selbst schwere Verbrennungen zu. &bdquo;Sie musste noch in der Nacht in eine Fachklinik für Brandverletzte nach Dortmund verlegt werden“, berichtet Bielinski. Der Sprecher der Eigentümergemeinschaft hatte am Samstag kurz Kontakt zur Familie der 61-Jährigen und sagte: &bdquo;Die Großmutter lebt. Das ist die gute Nachricht.“ Aber sie habe wohl so starke Verbrennungen erlitten, dass wohl mehrere Hauttransplantationen nötig sein werden. Der Schock in der Familie ist riesig. Die Kinder und die Großmutter in größter Gefahr und Hab und Gut sind verloren. Die wenigsten der Mieter verfügten über eine Hausratsversicherung, die den Schaden ersetzen könnte. Brandschutzwand verhindert Übergreifen auf das nächste Bielefelder Mietshaus Von den acht Wohnungen der linken Hälfte des Geschäfts- und Wohnhauses sind die oberen Einheiten komplett ausgebrannt, die unteren sind so stark durch Rauch und Löschwasser beschädigt, dass eine Rückkehr der 21 Mieter auch mittelfristig nicht zu erwarten sei. Diese Haushälfte müsse zunächst kernsaniert werden. Anders sehe es auf der rechten Seite des zweiteiligen Gebäudes aus. Hier hatte laut Bielinski eine bis zur Dachhaut hochgezogene Brandschutzwand ganze Arbeit geleistet. &bdquo;Durch diese Wand ist es uns gelungen, den rechten Teil des Gebäudes zu halten und eine Ausdehnung des Brandes zu verhindern“, sagt Bielinski. Dort seien Flammen nur in kleinen Bereichen übergetreten. Dennoch sei Löschwasser auch hier eingetreten, sagt der Hauseigentümer. Eine Sanierung sei nötig, Aber die Bewohner dieser sechs Einheiten konnten trotzdem noch in der Nacht wieder nach Hause zurückkehren. Großeinsatz: Ende der Löscharbeiten der Bielefelder Feuerwehr um 3 Uhr nachts Für die gut 130 Feuerwehrleute, die sich nach der Rettung von elf Menschen – darunter sieben Verletzte – der Brandbekämpfung widmeten, wurde es eine lange Nacht. Der Einsatz dauerte für die meisten bis spät in die Nacht. Drei Stunden nach Brandausbruch galt das Feuer als gelöscht. Trotzdem waren viele von ihnen noch bis 3 Uhr nachts im Einsatz. Anschließend übernahm die Löschabteilung Brackwede die Brandwache, um möglicherweise aufflammende Glutnester sofort ersticken zu können. Um 11 Uhr am nächsten Vormittag übergab die Feuerwehr das Gebäude der Kripo, die sich nun in den nächsten Tagen auf die Suche nach der Brandursache machen muss. Beschädigte Schornsteine und Dachziegelreste drohen nach unten zu stürzen Für die Hauseigentümer ist das Nächste die Verkehrssicherung. Weil der Dachstuhl der einen Gebäudehälfte komplett heruntergebrannt ist, stehen nun die vom Brand beschädigten Schornsteine im Wind. Weil die Gefahr bestehe, dass Dachziegelreste herunterfallen könnten oder bei Sturm sogar ein Schornstein umkippt, muss der Bürgersteig vor dem Brandhaus mit einem Zaun abgesperrt werden. Eine Schadensschätzung war den Behörden bisher nicht möglich. Das Acht-Parteien-Haus auf der linken Seite ist grundlegend zerstört. Eine Kernsanierung ist wahrscheinlich. Der Dachstuhl muss neu aufgebaut werden. Die Treppen sind an verschiedenen Teilen oberhalb der 1. Etage komplett weggebrannt. Ein Bau-Sachverständiger vom THW habe noch in der Nacht die Stabilität der Treppe geprüft und ziemlich eindeutig eine weitere Benutzung untersagt, so Bielinski.

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