Bielefelds Braunbär Max feiert Geburtstag und gibt ein Interview

Bielefeld. Im fiktiven Interview steht der alte Haudegen Braunbär Max aus dem Tierpark Olderdissen der NW Rede und Antwort. Und er verrät auch ein Geheimnis. Hey, alter Braunbär, Glückwunsch zum 30. Geburtstag.Max: Glückwunsch? Ja, das trifft es: In der Wildnis wäre ich jetzt wohl tot, da werden Braunbären wie ich nur 20 bis maximal 30 Jahre alt. Ja, klar, in der Wildnis ist alles härter – aber es ist natürlich auch die Wildnis, die Freiheit, das wahre Leben. Vermisst Du das nicht, wenn Du hier in Bielefeld durch Dein Gehege läufst?Nee, nicht wirklich. Wäre ich wie meine Mutter Alma als wilder Bär eingefangen und hierher gebracht worden, dann sicherlich schon. Aber ich bin ja in einem Mini-Zoo in Ostdeutschland geboren – und da war es echt schlimm im Vergleich zu Bielefeld mit seinen fast 3.500 Quadratmetern. Vom Käfig ins Bielefelder Bären-Paradies Enger und liebloser?Ja, ein 90-Quadratmeter-Käfig. Das war nichts für Braunbären. Es war sogar so schlimm, dass überlegt worden war, uns zu töten. Dann lieber Bielefeld.Wenn ich eine Mimik hätte, würde ich jetzt lächeln, aber wir Bären haben andere Stärken als eine ausgeprägte Mimik. Als Einzelgänger brauchen wir das nicht so. Ach, und wir Menschen denken immer, dass Ihr einfach immer lieb und nett ausseht.Von wegen. Täuscht Euch mal nicht in uns, wir sind und bleiben Raubtiere. Was wir kriegen können, nehmen wir. Auch Euch Menschen, zur Not. Als ein Betrunkener ins Gehege einstieg Ein Besucher war mal bei Euch im Gehege.Was für ein leichtsinniger Typ. Da war ich elf Jahre alt und vier Jahre in Bielefeld. Der ist besoffen zu uns reingeklettert, aber nachts, und da sind wir im Gebäude. Schade eigentlich . . . Obwohl, wenn der betrunken war, dann weiß ich gar nicht, ob ich den Alkohol gut vertragen hätte. Der Zaun hatte dem jungen Mann Stromschläge verpasst, Polizei und Tierpark werden dann automatisch verständigt.Zurecht. Noch einmal: Wir sind keine Kuscheltiere. Auch wenn es uns in Eurer Welt millionenfach als Teddy gibt. Du hast ja auch Silberfüchse nebenan, die zu Dir durch ein kleines Loch können – juckt es Dich da nicht so manches Mal in der Pfote?Und wie. Vor allem einer, der Neue da bei denen, der kommt auf einen halben Meter an mich ran, fast wirkt es, als wolle der mich ärgern. Aber in meinem Alter lasse ich mich nicht ärgern. Leider aber erwische ich ihn nicht. Genauso wie die fetten Fische unten im Wasser. Einen fetten Fisch erbeutete Max Aber einmal hattest Du da doch Glück.Glück? Können! Aber da war ich noch ein junger, dynamischer Braunbär. Und nicht so ein alter Kerl wie heute. Und die Fische sind halt auch schlau, die sind meistens in der Ecke, wo das Wasser drei Meter tief ist und ich schwimmen muss – und beim Schwimmen kriege ich natürlich keinen. Das Wasser magst du?Das ist super. Mit Jule habe ich da viel rumgetobt. Fehlt Jule Dir?Ein bisschen, vielleicht. Aber wir Bärenmänner mögen es auch gerne alleine, wir kommen klar. Nie mit Jule in einem Bett Mit Jule bist Du nach einigen Monaten der Eingewöhnung relativ gut klargekommen, aber Ihr habt nie in einer Box zusammen gepennt.Hallo? Ich wiege weit mehr als 300 Kilo, sie gut die Hälfte – wenn es da in einer engen Box Zoff gibt, dann weißt Du wohl, wer da den kürzeren zieht? Du, weil sie bessere Tricks drauf hat?Scherzkeks. Nee, nee, da ist getrenntes Schlafen besser. Nur mit meiner Mama, mit Alma, mit der habe ich mir eine Box geteilt, und das war schon eher ungewöhnlich für zwei große erwachsene Bären. Nach Jules Tod bleibst Du jetzt alleine – und findest das also ganz okay?Ja, ich bin echt zu alt dafür, dass die mir hier zwei junge Bären reintun ins Gehege – nee, vergiss es. Lieber schön in Ruhe und Würde weiter altern. Und ich werde hier ja bestens versorgt. Die beiden Pfleger, ich nenne sie Günni und Hinki, die machen das echt nett. Günni und Hinki tricksen rum Du bekommst zwei-, dreimal die Woche ein gutes Kilo Fleisch oder Fisch, das ist doch was, oder?Ja, und nicht zu vergessen all das Gemüse und das süße Obst. Ich liebe süßes Obst. Überhaupt Süßes. Honig?Hmmm, lecker. Bekomme ich auch manchmal – und soll ich Dir mal ein Geheimnis verraten? Ja, klar, ich bin Journalist. Hä hä, die halten mich hier echt für doof. Wer?Na, Günni und Hinki. Warum?Na, weil die denken, ich merke nicht, dass im Honig immer was drin ist. So komisches Zeug, ich glaube, Medikamente. Aber, mal unter uns, ich würde mir den Honig sogar reinziehen, wenn die da Lebertran reinpacken. Egal, der ist so lecker. Der Bär und Udo Jürgens Apropos Medikamente. Dir ging es 2019 echt schlecht, Deine hintere Pfote war entzündet und heilte einfach nicht. Wie geht es Dir heute?30 Jahr, braunes Haar, so steh ich vor Dir . . . Wie, Du kennst Lieder von Udo Jürgens??Unterschätz uns nicht, das sag ich doch. Soll heißen, dass Du fit bist.Absolut. Auf Eure neuen jungen Bären könnt Ihr in Bielefeld getrost noch länger warten – ich mache nicht so schnell den Abgang. Gut so.Genau, denn so einen Prachtkerl wie mich, den musst Du erst einmal irgendwo finden auf dieser Welt. Und wenn Du mich so anschaust, dann weißt Du auch: Man hätte mich nicht kastrieren sollen. Warum klappte es nicht mit Nachwuchs? Naja, Du hättest die Kleinen nach zwei Jahren verjagt, das wäre ein Problem gewesen.Aber ich hätte meinen Spaß gehabt. Komm’, erzähl doch nichts: Den hatten Jule und Du auch so, dafür gibt es genügend Zeugen, es gab Publikum.Echt? Oh, äh, peinlich, aber egal. Ich genieße jetzt einfach meinen Ruhestand in Olderdissen. Und heute gibt’s bestimmt Torte. Das fiktive Gespräch führte in seinem Kopf NW-Tierpark-Redakteur Kurt Ehmke.

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