Dieses Traditionsunternehmen aus Bielefeld baut sich eine riesige neue Produktionshalle

Bielefeld. Abrissbagger sind auf dem Gelände der Möller-Group in den vergangenen Jahren keine Seltenheit. Auf dem rund 50 Hektar großen Gelände des ältesten Bielefelder Produktionsunternehmens, das bald 300 Jahre auf dem Buckel hat, haben viele alte Industriegebäude ausgedient. Sie machen auf dem "Campus am Kupferhammer" peu à peu Platz für die Neuansiedlung von Handel, Handwerk, High-Tech-Firmen oder Bildungsinstituten. Für Möller selbst ist hingegen schon lange nichts mehr gebaut worden. Das wird sich in diesem Jahr mit einem großen Neubau ändern, der für die Möller-Werke einige Veränderungen bringen wird. Auf der Westseite des Firmengeländes, in der Nähe von Tor 2 am Kupferhammer, ist im Schatten des weithin sichtbaren Schornsteins und des stillgelegten Kesselhauses das Gelände bereitet. Abgerissen sind das schon lange nicht mehr genutzte Pförtnerhaus II, einige Lagergebäude; ein Teil der Tischlerei muss noch für die zukünftige Zufahrt weichen. Auf der Fläche türmen sich Berge kleingeschredderten Baumaterials, die beim Neubau wiederverwendet werden. Experte für flexible Funktionsteile Entstehen wird eine rund 4.500 Quadratmeter große neue Produktionshalle der Möller-Werke. Für "einen hohen einstelligen Millionenbetrag", wie Denis Rauhut erklärt, Geschäftsführer der Möller Real Estate, der die Flächen und Gebäude am Kupferhammer gehören. "Ein erneutes Bekenntnis zum Standort." Der Neubau wird dringend benötigt: "Wir sind im zweiten Jahr hintereinander mehr als 20 Prozent gewachsen. Da wir es irgendwann eng", sagt Patrick Holtkamp, Geschäftsführer der Möller-Werke. Bisher seien die Fertigungsprozesse der vorhandenen Gebäudestruktur angepasst worden, nun gehe es umgekehrt. Erstmals sei "auf einem weißen Blatt neu geplant worden". Die Möller-Werke, in Bielefeld gerne, aber fälschlicherweise als Synonym für die Möller-Group mit ihren unterschiedlichen Gesellschaften genutzt, sind Experten für flexible Funktionsteile im Maschinenbau- und in der Fahrzeugtechnik. Die Produkte haben in der Regel Schutz-, Leit- oder Führungsfunktionen. Dazu gehören beispielsweise Faltenbälge aller Art, Schutzabdeckungen für Maschinen oder Kompensatoren für Lüftungs- und Klimaanlagen. Zum Einsatz kommen dabei vor allem Kunststoff, Gummi, Kautschuk, Metall oder technische Textilien. "Darin liegt unsere Expertise", so Holtkamp. Eigens entwickelte Komponenten Das Besondere ist, dass die Möller-Werke nicht am Fließband große Stückzahlen herstellen, sondern für ihre rund 1.200 aktiven Kunden passgenaue und oftmals eigens entwickelte Komponenten in Kleinserien herstellen. Geschäftsführer Holtkamp spricht von etwa 1.500 Neukonstruktionen. "Darauf sind wir stolz", betont der 35-Jährige, "das macht unser Geschäft aus. Das können nicht so viele, und es lässt sich nicht so leicht kopieren." Handarbeit, viel Erfahrung und Know-how - damit könnten die 340 Mitarbeitenden punkten. Es dürften auch gerne noch mehr Mitarbeitende werden, denn die Möller-Werke wollen nach den Worten von Patrick Holtkamp weiter wachsen. Sie wollen für ihre oft namhaften Kunden, Marktführer im Maschinenbau und in der Fahrzeugtechnik, vermehrt Systemanbieter werden. Selbst in den vergangenen beiden, wirtschaftlich nicht so leichten Jahren war das Brackweder Unternehmen erfolgreich. Der Umsatz stieg von rund 38 Millionen Euro (2021) auf mehr als 45 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Die große Divergenz im Markt- und Kundensegment mache die Firma unabhängiger von Erfolgen oder Misserfolgen einzelner Branchen, erklärt der 35-Jährige. Holtkamp ist seit Ende 2016 im Unternehmen, seit September 2021 ist er Mitgeschäftsführer neben Werner Jüttner. Dieser wird dann Ende 2023 in den Ruhestand gehen. Industriehalle wird nach Kriterien für nachhaltiges Bauen errichtet Die neue Halle wird wie alle Möller-Neubauten nach den Kriterien für nachhaltiges Bauen errichtet - ohne fossile Energieträger, mit Geothermie, Photovoltaik und Gründach, auf dem das Regenwasser versickert. Sie soll etwa in einem Jahr in Betrieb gehen, und dort werden künftig alle Schläuche, Krümmer und ein Großteil der Artikel für die Deutsche Bahn sowie der Produktpalette im Bereich Fahrzeugtechnik hergestellt. Vor allem der Umzug der bis zu acht Tonnen wiegenden Großmaschinen muss akribisch geplant werden, da er im laufenden Betrieb stattfinden wird. "Das ist eine Operation am offenen Herzen", sagt Holtkamp und lacht. Für deren alte Standorte hat Denis Rauhut im Rahmen des Masterplans für die Konversion des Kupferhammer-Areals bereits Ideen. "Sie werden saniert und teilweise wiederverwendet. Andere Gebäudeteile reißen wir ab und schaffen Platz für Neues." Zuletzt sind auf dem Möller-Areal eine Kita, ein neues Bürogebäude für die Firma List-AG sowie die Bielefelder Braumanufaktur entstanden. In Arbeit ist ein modernes Labor-Gebäude für Bielefelder Start-ups.

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