Neue Trends beim Hauskauf: Energiekrise verändert auch Bielefelder Immobilienmarkt

Bielefeld. Mallorca erlebt derzeit einen Immobilienboom, in den USA wird eine Krise des Häusermarktes befürchtet. Und hier? Annette Husemann, geschäftsführende Gesellschafterin der örtlichen Engel & Völkers-Niederlassung, und ihre Kollegin Dana Meyer zu Düttingdorf, erläutern, was 2023 auf dem Bielefelder Immobilienmarkt zu erwarten ist. Vor dem Hintergrund steigender Zinsen werden Wohnhäuser wieder billiger. Stimmt das? &bdquo;Gewisse Preiskorrekturen nach unten gab es schon Ende 2022“, sagt Annette Husemann. Allerdings seien die Kurse in den letzten 1,5 Jahren sehr stark gestiegen und daher immer noch hoch – &bdquo;attraktiv für Verkäufer und Käufer“, so die Expertin. Wesentlicher Bestandteil der Immobilienpreise seien die in den letzten Jahren enorm gestiegenen Bodenwerte. &bdquo;Die Grenzen der Preisreduzierung sind daher schnell erreicht.“ Bleibt die Nachfrage hoch? &bdquo;Ja“, sagt Dana Meyer zu Düttingdorf. Und das Angebot bleibe begrenzt. Allerdings hätten sich viele Menschen vom Wunsch nach den eigenen Wänden verabschieden müssen, weil sie sich hohe Hypothekendarlehen nicht leisten könnten und Banken steigende Eigenkapitalforderungen stellten. Doch es gäbe nach wie vor viele Interessenten. Etwa solche, die Immobilien kauften, weil sie ihr Vermögen vor der Inflation zu schützen wollten. Steigt die Nachfrage nach Mietwohnungen und klettern damit wieder die Mieten? &bdquo;Die Mieten sind vielfach bereits sehr teuer und bei hochpreisigen Wohnungen sind sie schon ausgereizt“, sagt Husemann. Bei günstigerem Wohnraum müsse man bedenken, dass oft hohe Nebenkosten für die Heizung anfallen. Viele Leute verzichteten daher auf größere Wohnungen. Zudem seien die Lebenshaltungskosten gestiegen. Mietforderungen würden irgendwann mit dem kollidieren, was Menschen überhaupt noch bezahlen könnten. &bdquo;Wir rechnen nicht damit, dass die Mieten in Bielefeld stark anziehen.“ Wo es schon teurer war, wird es noch teurer. Gilt das noch? &bdquo;Bis zum Sommer 2022 war das auch so. Doch dann sind die Preise auf einem hohen Niveau geblieben und allenfalls nur noch langsam gestiegen“, berichtet Annette Husemann. Die Nachfrage nach Top-Standorten – Musikerviertel oder Johannistal – sei nach wie vor enorm. &bdquo;Aber es wird nicht mehr jeder Preis bezahlt.“ Wie wirkt sich die Verteuerung von Heizenergien und Strom aus? &bdquo;An Spitzen-Standorten wird ein energetischer Sanierungsbedarf von Häusern noch verziehen. Aber Schwimmbäder im Haus sind überhaupt nicht mehr gefragt. Und in normalen Lagen schauen die Interessenten sehr viel genauer hin“, so Meyer zu Düttingdorf. Eine Sanierung sei mit Risiken verbunden: Wie teuer es am Ende werde und ob man die passenden Handwerker rechtzeitig bekomme, sei schwer zu kalkulieren. Ein Kauf werde inzwischen viel länger und sorgfältiger überlegt. Musste man letztes Jahr noch sofort zuschlagen, wenn man ein passendes Haus gefunden hatte, hätte man inzwischen ein wenig mehr Zeit. &bdquo;Vor ein, zwei Jahren fand das Gros der Objekte in ein bis drei Wochen Käufer. Derzeit dauert das drei bis fünf Wochen.“ Wie verändert die Energiekrise die Nachfrage? &bdquo;Der Energieverbrauch ist in den Fokus gerückt“, sagt Husemann. Neuere Häuser mit moderner Technik seien gefragt. Dagegen hätten es ältere Gebäude vor allem in einfachen Lagen zunehmend schwerer. &bdquo;Schon bei 80er-Jahre-Häusern geht es oft um eine Vollsanierung. Und bei noch älteren fragt sich, ob die Sanierung überhaupt lohnt. Da spielt vielfach vor allem die Lage des Grundstücks eine Rolle.“ Wie wirken sich gestiegene Heizkosten auf Mietwohnungen aus? &bdquo;Die Größenansprüche werden heruntergeschraubt“, sagt Meyer zu Düttingdorf. Das habe vor allem mit den Nebenkosten zu tun. Dagegen ständen Wünsche nach einem separaten Raum für das Homeoffice. &bdquo;Der ist in der Coronazeit entstanden und hält an. Die Zwei-Zimmer Wohnung reicht daher auch für Paare oft nicht mehr.“ Welche Merkmale von Immobilien sind besonders wichtig geworden? &bdquo;Klare Antwort: Einer der Trends ist eine eigene Ladestation für Elektroautos. Vor allem wollen die Leute aber wissen, ob es Möglichkeiten für eine Photovoltaikanlage und den Einbau einer Wärmepumpe gibt“, sagt Annette Husemann.

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