Neue Ideen gesucht, wie Bielefeld sich künftig baulich entwickeln soll

Bielefeld. Die Frage, wie viele Wohnungen in Bielefeld fehlen, lässt sich aktuell nicht so genau beziffern. Es könnten um die 10.000 sein, denn Bielefeld wächst. Um dem zu begegnen, werden an allen Ecken der Stadt neue Baugebiete geplant und erschlossen – vielfach durch private Investoren. Auch Nachverdichtung ist ein wichtiges Stichwort. Die Ratskoalition aus SPD, Grünen und Linken möchte, dass dieses Wachstum ab sofort anders, zukunftsorientierter gestaltet wird. Ausgerichtet an dem notwendigen ökologischen Wandel und an den Zielen der Verkehrswende. Ein kleiner Spiegelstrich könnte bei den Bielefeldern dabei ganz besondere Aufmerksamkeit finden. Die neuen Leitlinien sollen sowohl den Politikern als auch der Verwaltung dabei helfen, den Überblick in der Stadtentwicklung zu behalten und Prozesse zu beschleunigen. &bdquo;Wir brauchen einen neuen Fokus“, sagt Sven Rörig (SPD), &bdquo;wir brauchen neue Ideen, wie wir in Zukunft Bauen in Bielefeld handhaben wollen.“ Der Klimaschutz ist dabei ein wesentlicher Aspekt. Die Stadt will bis 2030 klimaneutral sein. &bdquo;Wir wollen helfen, das 1,5-Grad-Klimaziel zu erreichen“, betont Paul John von den Grünen. &bdquo;Der Handlungsdruck ist groß“, ergänzt Bernd Vollmer (Linke), &bdquo;und ich kann verstehen, dass die Jugend beklagt, dass wir zu wenig tun.“ Jedes Bauvorhaben Bielefelds auf dem Prüfstand Weil allein das Thema &bdquo;Bauen“ ein sehr komplexes ist, sollen Leitlinien helfen, alle Anforderungen, Ziele und Wünsche im Blick zu behalten und nach Möglichkeit auch umzusetzen, sowohl im Wohnungs- als auch im Gewerbebau. Sechs Themenfelder haben die Politiker aufgelistet: Soziale Infrastruktur, Mobilität, Energie/Ressourcen, Flächenverbrauch, Klimaanpassung und Baukörper. Jedes Bauvorhaben der Kommune und der Ausbau der öffentlichen Infrastruktur soll auf Basis der Leitlinien auf den Prüfstand. Sind 33 Prozent der Neubauten sozialer Wohnungsbau? Kommt die Infrastruktur (Kitas und Schulen) mit dem Zuwachs klar? Ist die Anbindung an den ÖPNV mitgedacht, eine Mobilitätsstation für die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel eingeplant? Kann man Gebäude aufstocken, statt immer mehr Fläche zu verbrauchen? Können Flächen entsiegelt, naturnah gestaltet oder Dächer begrünt oder mit Photovoltaik ausgerüstet werden? Und die Ratskoalition möchte, dass beim Bauen künftig ein Abstand von 30 Metern zum Waldsaum eingehalten wird. Bislang gibt es kein derartiges Abstandsgebot. Orientierungshilfe für Investoren Solche und andere Aspekte der Leitlinien für Bauen und Stadtentwicklung sollen anhand einer Checkliste abgearbeitet werden. Diese Checkliste, betont Sven Rörig, soll die Entscheidungsprozesse vereinfachen und transparenter machen, &bdquo;auch wenn es zunächst so klingt, als wollten wir es komplizierter machen“. Alle fürs Bauen wesentlichen Fachverwaltungen seien auf diese Weise beteiligt, eine Kurzversion der Checkliste zeige den politischen Entscheidern, welche Themenfelder für nachhaltiges Bauen angefasst worden sind. Wenn Leitlinien nicht eingehalten werden könnten, müsse die Verwaltung direkt begründen, warum. Das soll wiederkehrende Nachfragen verringern und verhindern, dass Entscheidungsprozesse immer wieder ins Stocken geraten. &bdquo;Und für Investoren“, sagt Bernd Vollmer, &bdquo;ist es ebenfalls eine Orientierung, was in Bielefeld wichtig ist.“ Im Wettbewerb um Fachkräfte, so der Linken-Politiker, könne es auch ein wichtiger Faktor sein, wenn sich eine Kommune mit all diesen Themen beschäftige. Am Ende der Wahlperiode sollen die Leitlinien, so sie denn verabschiedet werden, evaluiert werden. Der Stadtentwicklungsausschuss berät den Antrag in seiner Sitzung am 24. Januar.

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