Wer bietet Mehrweg an: Großer Gastronomie-Check in der Bielefelder City

Bielefeld. Die neue Mehrwegpflicht, die seit 1. Januar, gilt, beschäftigt die Bielefelder Gastronomie – allerdings vor allem theoretisch, das zeigt der NW-Check in der City. Stichprobenhaft haben wir zunächst in sieben bekannten Bistros, Pizzerien und Burgerläden nach Mehrwegverpackungen für das Essen zum Mitnehmen gefragt. Mit ernüchterndem Ergebnis. Statt auf Mehrwegboxen stoßen wir auf Pappschachteln, Redebedarf und viele Fragen. Doch es gibt auch erste Erfolgsgeschichten. Wer bei &bdquo;L’Osteria“ an der Obernstraße nach Mehrwegbehältern für die riesigen Pizzen der Franchise-Kette fragt, blickt in fragende Gesichter: Gibt’s nicht. In einer Pressemitteilung hatte das Unternehmen zwar angekündigt, ein eigenes Mehrwegsystem einzuführen. Doch wann das für Pizzaboxen umgesetzt wird, kann einem als Kunde auf Nachfrage niemand sagen. Dabei ist Pizza das klassische To-go-Gericht und kein Kunde dürfte einen passenden Behälter für die extragroßen Teigfladen zum Mitbringen daheim im Schrank haben. Auch bei &bdquo;Peter Pane“ an der Niedernstraße gibt’s zwar einerseits vegane und vegetarische Burger, aber andererseits keine nachhaltigen Verpackungen. Mitgebrachte Gefäße würden gerne befüllt, heißt es auf Nachfrage. Sichtbar beworben wird das – wie gesetzlich vorgeschrieben – laut unseren Beobachtungen nicht. Wann ein Mehrwegsystem kommt? Dafür sei die Zentrale in München zuständig. Gerade die großen Gastronomien in Bielefeld nutzen ein Schlupfloch im Gesetz Bei &bdquo;Burger King“ und &bdquo;McDonalds“ in Bielefeld bleiben Burger und Pommes ebenfalls weiter in der Pappschachtel. Alle vier besuchten Systemgastronomien nutzen dasselbe gesetzliche Schlupfloch: Wer unbeschichtete Essverpackungen und Pizzakartons aus Pappe anbietet, kann sich der Pflicht zur Mehrweg-Alternative entziehen. Neu im Programm sind bei den großen Ketten nur Mehrwegbecher, für die keine Ausnahmen mehr gelten. Die kleine, regionale Burgerkette &bdquo;Glückspilz“ mit Filialen in Herford und an der Hagenbruchstraße 3 hat ebenfalls noch keine Mehrwegbehälter im Repertoire. Umer Butt ist einer von drei Inhabern. Er sagt, sie hätten sich zwar dazu informiert, seien bei der Umsetzung aber noch unschlüssig. &bdquo;Ein Pfandsystem zu integrieren, darf für unsere Mitarbeiter keine Riesenbelastung sein.“ Bestehende Pfandsysteme, die man anmieten könne, arbeiteten zum Teil mit Apps, bei denen man sich erst registrieren müsse. Das &bdquo;Glückspilz“-Konzept stehe aber für unkomplizierten, schnellen Genuss. &bdquo;Das passt nicht zu uns.“ Es sei zudem wichtig, über die Verpackung die Marke zu stärken. &bdquo;Wir denken jetzt über ein eigenes Mehrwegsystem nach.“ Die Einwegbehälter mit Plastikdeckel, die &bdquo;Glückspilz“ verwendet, sind ohne Alternative jedenfalls nicht mehr zulässig. Im "Kachelhaus" soll es bald ein Mehrwegsystem geben - "Mellow Gold", "Milestones" und "Wobu" sind da weiter Zehn Hausnummern weiter zögert auch Geschäftsführerin Ingrid Cholodetzky vom Kachelhaus noch. &bdquo;Wir haben angefangen, uns zu erkundigen und Angebote einzuholen.“ Wahrscheinlich werde es auf eine Zusammenarbeit mit Anbieter &bdquo;Recup/Rebowl“ hinauslaufen. &bdquo;Wir wollten ein Mehrwegsystem verwenden, dass in Bielefeld von vielen genutzt wird.“ Deshalb habe sie abgewartet, erklärt Cholodetzky. Ohnehin wollten wenige Kachelhaus-Kunden Speisen mitnehmen. Zu kompliziert werde es, sagt auch sie, wenn Apps wie bei Anbieter &bdquo;Vytal“ ins Spiel kämen, über die auch der Pfand abgerechnet werde. In den Filialen der Bäckerei Lamm, im Thalia-Café, im &bdquo;Mellow Gold“ – die Mehrwegbecher des Münchener Start-ups &bdquo;Recup“ (1 Euro Pfand) fallen bereits auf vielen Bielefelder Theken in der City ins Auge. Mit &bdquo;Rebowl“ bietet das Unternehmen zudem Schalen mit Deckel (5 Euro Pfand) als To-go-Behälter an, die unter anderem laut Webseite bereits von &bdquo;Mellow Gold“, &bdquo;Wobu“ und &bdquo;Milestones“ sowie in diversen Bio- und Supermärkte verwendet werden. Beim Test im &bdquo;WoBu“ steht die Mehrwegauswahl gut sichtbar an der Kasse. Dazu gibt’s Info-Postkarten in einem Aufsteller. Die Dosen schließen bombenfest und halten das gekaufte Curry erstaunlich gut warm. Eins mit Sternchen. Weil immer mehr Betriebe &bdquo;Rebowl“ nutzen, haben die Bielefelder zudem mittlerweile einige Möglichkeiten, die gespülten Pfandgefäße flexibel wieder abzugeben. Das "Capvin" am Klosterplatz sucht nach einer guten Mehrweglösung für die Pizza Jan Hunke von der Pizzeria &bdquo;Capvin“ am Klosterplatz sowie &bdquo;The Good Hood“ an der Jöllenbecker Straße 7 nutzt das Pfandsystem ebenfalls und wartet noch auf Lieferungen. Ein weiteres Problem: &bdquo;Das Unternehmen bietet keine Pizzaboxen an.“ Die will Hunke zukünftig zwar in Bielefeld anbieten, doch wisse er aus der &bdquo;Capvin“-Filiale in Berlin, dass es Mehrweg für Pizza schwer hat. &bdquo;Wir haben das dort ausprobiert, aber es wird viel weniger angenommen, als wir dachten.“ Das Thema Mehrweg sei noch nicht beim Verbraucher angekommen. &bdquo;Wer Pizza für vier Personen bestellt, hat zudem mit dem Mehrwegpfand schnell 35 Euro mehr auf dem Zettel.“ Auch sei es schwierig, die heißen Fladen in Plastikboxen zu verpacken, so Hunke. &bdquo;Schon in unseren Kartons haben wir extra einen geriffelten Boden, damit die Pizza nicht stark schwitzt und weich wird.“ Dasselbe Problem gebe es bei Burgern. Die neuen Mehrwegsysteme findet der erfahrene Gastronom vor allem für Curries, Salate und Bowls perfekt. Die Fleischerei Beier macht längst vor, wie's gut funktionieren kann Eine Erfolgsstory führt an den Stadtrand: Dass Mehrweg funktioniert, wo es viele Stammkunden gibt, macht Caren Beier in Jöllenbeck seit dem Sommer 2021 vor. In der Fleischerei der Familie an der Vilsendorfer Straße hat sie das Mehrwegpfandsystem &bdquo;Recircle“ eingeführt. &bdquo;Die Nachfrage ist schnell explodiert. Alle Stammkunden verwenden die Behälter für unseren Mittagstisch.“ Etwa die Hälfte aller täglich verkauften Portionen gehe in Mehrwegbehältern über die Theke. Das Plastikgeschirr (10 Euro Pfand) sei obendrein viel haltbarer als gedacht. &bdquo;Wir sind damit sehr zufrieden.“ Doch trotz des Erfolgs, denkt Beier nun über einen Wechsel zu &bdquo;Rebowl“ nach. Denn in Bielefeld ist sie bisher die Einzige, die &bdquo;Recircle“ verwendet.

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